Unterscheidung im Regal

Von Edamame über Tofu bis hin zu Sojasauce: Sojabohnen verstecken sich in einer Vielzahl an unterschiedlichen Produkten. Entsprechend vielfältig ist die Auswahl im Supermarktregal.

Ob als Hauptgang, Beilage, Vorspeise, Nachspeise, süß oder sauer: Soja ist ein unglaublich vielseitiges Lebensmittel, das sich zu einer Vielzahl unterschiedlicher Produkte und Gerichte weiterverarbeiten lässt. „Während man die Sojabohne als solche vergleichsweise selten auf dem Teller findet, erfreuen sich Sojaprodukte wie Tofu oder Sojadrinks großer Beliebtheit – Tendenz steigend“, weiß Wolfgang Goldenitsch, Geschäftsführer von Joya, zu berichten, „in europäischen Ländern ist dies nicht zuletzt dem immer größer werdenden Bedarf an Fleisch- und Milchersatzprodukten geschuldet.“ Dabei werden Sojaprodukte in asiatischen Kulturkreisen, wo diese schon seit Jahrhunderten von großer Bedeutung sind, kaum als Alternative zu tierischen Produkten gesehen, sondern vielmehr als Ergänzung. Nicht selten findet man hier etwa Tofu und Fleisch auf einem Teller. 

Im Folgenden erfährst du, welche Sojaprodukte es überhaupt gibt und woraus sie bestehen. Näheres über die Produktion dieser Produkte erfährst du im Bereich Herstellung.  

Fermentierte Sojaprodukte

Die Fermentation spielt bei der Verarbeitung von Soja eine große Rolle. Ein wesentlicher Grund dafür ist der hohe Proteingehalt der Sojabohnen. Durch die Fermentation kommt es nämlich zu einer Spaltung der Eiweiße, die wiederum bewirkt, dass das Endprodukt mit sogenannten „Umamisubstanzen“ angereichert wird. Diese Substanzen sorgen für einen herzhaften Geschmack, der dem tierischer Lebensmittel ähnelt. Während Miso, Natto oder Sojasauce zu den traditionellen fermentierten Sojaprodukten zählen, die bereits seit vielen Jahrhunderten erzeugt werden, wird auch bei jüngeren Produkten wie Soja-Joghurt-Alternativen auf den Prozess der Fermentation zurückgegriffen.

Sojasauce

zwei Sojasaucen in zwei Schalen umgeben von Sojabohnen | © Land schafft Leben

Sojasauce ist ein vielseitiges Würztalent und kommt schon lange nicht mehr nur in asiatischen Gerichten zum Einsatz. Echte Kenner der japanischen Küche unterscheiden zwei Arten von Sojasaucen: Tamari und Shoyu. Während Tamari ausschließlich auf Sojabohnen basiert, enthält Shoyu zusätzlich Weizen. Dadurch schmeckt sie milder und süßer, außerdem ist sie dünnflüssiger. Tamari hingegen ist besonders kräftig im Aroma und eignet sich besonders gut zum Marinieren, als Dip, für Salatsaucen und Suppen.

Sojasauce ist nicht gleich Sojasauce

Echte, qualitativ hochwertige Sojasauce wird aus nur drei oder maximal vier Zutaten hergestellt: Wasser, Sojabohnen, Salz und – je nach Sorte – Weizen. Der Abbau des Sojaproteins für die Herstellung von Sojasauce ist jedoch ein langwieriger Prozess. Um diesen abzukürzen, kann das Protein auch mit Salzsäure aufgespalten statt biologisch abgebaut werden. Das säurehydrolysierte Protein kann dann mit echter Sojasauce gemischt werden, um einen authentischen Geschmack zu erhalten. So ist die industriell erzeugte Sojasauce schon nach wenigen Tagen konsumfertig. Eine weitere Möglichkeit, Sojasauce schneller und kostengünstiger herzustellen, ist, echte Sojasauce mit Wasser, Salz, Farb- und anderen Zusatzstoffen zu strecken.

Wie aber erkennt man solche im Schnellverfahren hergestellten Sojasaucen? Hier ist ein Blick auf die Zutatenliste sinnvoll. Enthält die Sojasauce neben den drei oder vier Basiszutaten auch noch Sojaprotein beziehungsweise entfettete Sojabohnen und Zusatzstoffe wie Farbstoffe oder Geschmacksverstärker, ist das ein Hinweis darauf. Echte Sojasaucen hingegen sind oft mit Hinweisen wie „natürlich gebraut“ gekennzeichnet.

Miso

vier unterschiedliche Misos auf Löffeln | © Land schafft Leben

Die erste Instant-Suppe der Welt wurde in Japan bereits vor Jahrhunderten gekocht – und zwar mit Miso! Miso ist eine cremige, aromatische Paste und kann sowohl süß als auch salzig sein. Mit ein wenig Wasser vermengt und glattgerührt eignet es sich ideal für die schnelle Küche. Vor allem in Ostasien erfreut sich Miso größter Beliebtheit und wird in beachtlichen Mengen verzehrt. In Japan etwa werden zirka 20 Gramm davon pro Person und Tag gegessen.

Je dunkler die Farbe, desto intensiver der Geschmack

Miso gibt es in unterschiedlichen Sorten. Es kann süßlich oder salzig schmecken, aber generell gilt: je dunkler das Miso, desto intensiver sein Geschmack. So ist das weiße bis beige Shiro Miso sehr mild und fast süßlich im Geschmack, während das schwarzbraune Hatcho Miso sehr intensiv schmeckt. Abstufungen dazwischen sind Genmai Miso und Mugi Miso.

Natto

Natto auf Teller mit Löffel, der das Natto auseinanderzieht. So sieht man die Fäden.  | © Land schafft Leben

Natto sind ganze fermentierte Sojabohnen, die sich durch ihren würzigen Hefegeruch und den Fäden ziehenden Schleim auszeichnen, der die Bohnen umgibt. Natto hat außerdem einen intensiven Umami-Geschmack. Um Natto herzustellen, sind spezielle Sojabohnensorten notwendig, die kohlenhydratreicher und außerdem kleiner als andere Sorten sind. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche, an der sich die Bakterien ansiedeln, sodass diese ihre Fermentationsarbeit besser verrichten können.

Tempeh

ein Stück Tempeh auf einem Teller | © Land schafft Leben

Tempeh besteht aus gekochten Sojabohnen, die mit einem weißen Edelschimmel fermentiert werden. Es entstehen fadenförmige Pilzzellen (Pilzmycel), die die Sojabohnen überziehen und sie zu einer kompakten, schnittfähigen Masse verbinden, die im Aussehen und im Geschmack entfernt an einen Camembert erinnert. Dazu werden Sojabohnen gewaschen, eingeweicht, geschält, gekocht, etwas getrocknet und mit speziellen Edelschimmelpilzen beimpft. Diese sorgen dafür, dass die Masse fermentiert. Dabei wachsen die Pilzzellen um die Sojabohnen herum, wodurch der Tempeh seine feste Struktur und einen pilzartigen, etwas nussigen Geschmack erhält.

Sojasprossen

Sojabohnen und Mungobohnen auf einem Teller, getrennt durch einen Löffel | © Land schafft Leben

Auch Sojasprossen sind genau genommen ein fermentiertes Produkt. Statt mit zugesetzten Mikroorganismen funktioniert die Fermentation hier mit den rohstoffeigenen Enzymen. Diese werden vom Keimling gebildet, wenn er austreibt, und bauen die Speicherstoffe der Samen zur Energiegewinnung langsam ab.

Sojasprossen sind oft keine Sojasprossen

Was vor allem in Europa gemeinhin oft als Sojasprossen bezeichnet wird, sind meistens Mungobohnensprossen. Mungobohnen sind klein und grün, während Sojabohnen größer sind und eine hellere, fast weißliche Farbe haben. Die Sprossen der Mungobohne sind dafür heller und dicker, die der Sojabohne dünner.

Auf die Frage, wie diese Verwechslung zustande kam, antwortet uns Martin Chu von der Firma Evergreen: „Ganz genau können wir das leider nicht sagen. Wir nehmen aber an, dass die falsche Bezeichnung von dem Umstand kommt, dass Sprossen in China umgangssprachlich nur „Bohnensprossen“ genannt werden. Je nach Region und kulinarischer Vorlieben sind damit entweder Mungbohnensprossen oder Sojabohnensprossen gemeint.“

Der wesentliche Unterschied jedoch besteht im Verzehr: Mungobohnensprossen können kurz angebraten oder sogar roh gegessen werden, echte Sojasprossen hingegen müssen vor dem Verzehr gekocht werden. Sie enthalten nämlich Lektine, die für den menschlichen Körper schädlich sein können und erst beim Kochen verschwinden. Aus Hygienegründen empfiehlt es sich jedoch, auch Mungobohnensprossen nicht roh zu verzehren.

Hamanatto

Hamanatto ist das älteste aller fermentierten Sojalebensmittel, gleichzeitig jedoch auch das am wenigsten bekannte. Es handelt sich dabei um fermentierte schwarze Sojabohnen – und so wird Hamanatto meist auch bezeichnet. Sie werden nie allein gegessen, sondern in der chinesischen Küche als Gewürz eingesetzt. Mattschwarz, weich und verschrumpelt haben die fermentierten Bohnen ein für ein Lebensmittel etwas gewöhnungsbedürftiges Aussehen.

Weißer Sufu

Sufu ist ein käseähnliches Sojaprodukt, das aus Tofu hergestellt wird. Dazu wird Tofu in kleine Würfel geschnitten, fermentiert und zur Reifung in Salzlösung eingelegt. Es gibt auch roten Sufu, der mit einem auf Reis angezüchteten Schimmelpilz mit roter Farbe (rotes Reis-Koji) hergestellt wird.

Soja-Joghurt-Alternative

Soja-"Joghurt" in einer Schale | © Land schafft Leben

Um eine Soja-Joghurt-Alternative zu erhalten, werden dem pasteurisierten Sojadrink Milchsäurebakterien beigefügt. Bei ungefähr 40 Grad wird das Gemisch unter ständigem Rühren zur Fermentation angeregt. So gerinnt der Drink, wobei ein stichfestes Joghurt entsteht. Um die Joghurt-Alternative cremiger zu machen, werden teilweise noch Verdickungsmittel hinzugefügt. Wie herkömmliches Joghurt gibt es auch Soja-Joghurt-Alternativen naturbelassen und in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen wie Vanille oder Erdbeere.

Nicht-Fermentierte Sojaprodukte

Nomen est omen: Nicht-fermentierte Sojaprodukte werden bei ihrer Herstellung keinem Fermentationsprozess unterzogen. Was auch immer aus ihnen entsteht, müssen die Sojabohnen aufgrund der enthaltenen antinutritiven Stoffe vor dem Verzehr aber jedenfalls gekocht werden.

Warum das so ist, erfährst du hier.

Sojabohnen

getrocknete Sojabohnen in einer Schüssel | © Land schafft Leben

Ganze Sojabohnen sind getrocknet erhältlich. Wie andere Hülsenfrüchte können sie eingeweicht, gekocht und zu Gerichten wie Eintopf oder Salat verarbeitet werden. Das ist in unseren Breiten aber eher seltener der Fall. Vielmehr werden die getrockneten Bohnen als Ausgangsstoff für eine Vielzahl an Sojaprodukten verwendet.

Gekochte ganze Sojabohnen werden als Nimame bezeichnet.

Edamame

grüne Edamame auf schwarzem Grund | © Land schafft Leben

Edamame sind kräftig-grüne Sojabohnen, die wie junge Erbsen noch vor dem Ausreifen geerntet werden. Edamame werden auch in Österreich angebaut sind bei uns vor allem tiefgekühlt erhältlich. Sie werden gekocht und besonders gerne als Snack direkt aus der Hülse gegessen. Dabei sind sie in Japan so beliebt wie bei uns Kartoffelchips. Sie werden dort sogar in Bars – wie bei uns eine Schale Nüsse – serviert. Auch in Europa sind in den letzten Jahren immer mehr Menschen auf den Geschmack von Edamame gekommen, die man insbesondere als Vorspeise in Sushi-Restaurants kennt.

Edamame selbst anbauen

Edamame werden aus speziellen Sojabohnensorten gezogen, die sich auch im eigenen Garten anbauen lassen. Sobald die Temperatur in der Nacht über zehn Grad liegt, kann mit der Aussaat begonnen werden. Dazu einfach Edamame-Sojabohnen etwa vier Zentimeter tief in die Erde stecken, wobei zwischen den einzelnen Bohnen ein Abstand von zirka zwei Zentimetern belassen werden sollte. Dann die Erde über den Bohnen leicht andrücken und diese gießen, wenn es trocken ist. Nach etwa zwei Monaten, wenn die Schoten noch grün sind, können die Edamame geerntet werden. Dann am besten fünf bis sieben Minuten in Salzwasser kochen, abtropfen lassen und mit grobem Salz bestreuen.

Sojadrink

ein Glas Sojadrink | © Land schafft Leben

Zur Herstellung des bei uns typischen Sojadrinks werden Sojabohnen eingeweicht, mit Wasser vermischt, zerkleinert und gekocht. Dabei löst sich das Sojabohneneiweiß und eine dickliche Flüssigkeit entsteht. Aus dieser wird der Sojadrink abgesiebt. Übrig bleiben die unlöslichen Bestandteile, diese werden Okara genannt. Wie bei Milch handelt es sich auch beim Sojadrink um eine Emulsion. Das bedeutet, dass Fett und Eiweiß in Form feinster Tröpfchen in der Wasserphase verteilt sind.

Sojadrink darf nicht als Milch bezeichnet werden

Früher wurde die aus Sojabohnen gewonnene Flüssigkeit „Sojamilch“ genannt. International und bei uns ist diese Bezeichnung umgangssprachlich auch noch gängig. Herstellerinnen und Hersteller in der EU dürfen dies jedoch nicht mehr tun, sondern müssen ihrem Produkt einen alternativen Namen, wie etwa „Sojadrink“, geben. Nach EU-Recht darf nämlich nur die weiße Flüssigkeit aus den Eutern von Kuh, Schaf, Ziege oder Stute als Milch deklariert werden.

Sojadrinks gibt es in Natur oder gesüßt und in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, von Erdbeere über Schokolade bis Vanille. Während die Basis der im Lebensmittelhandel erhältlichen Sojadrinks immer gleich ist – nämlich Sojabohnen und Wasser – unterscheiden sie sich teilweise stark durch die enthaltenen Zusatzstoffe. So findet man auf den Zutatenlisten von Sojadrinks je nach Marke und Geschmacksrichtung auch Zucker, Säureregulatoren, Stabilisatoren und Aromen. Manchen Sojadrinks werden außerdem Vitamine und/oder Mineralstoffe zugesetzt – besonders häufig Kalzium, da dieses ein wesentlicher Nährstoff von Kuhmilch ist, in Soja hingegen nur in kleinen Mengen vorkommt. 

Pflanzenbasierte Drinks auf dem Vormarsch

Drinks auf Pflanzenbasis erfreuen sich in Österreich immer größerer Beliebtheit. Von 2018 auf 2020 ist die verkaufte Menge um ganze 65 Prozent gestiegen. In Österreich machen Haferdrinks den größten Anteil aus (2020: rund 5,7 Mio. Liter), gefolgt von Mandel- und Sojadrinks (je rund 3,7 Mio. Liter). Bei Pflanzendrinks, die mit Geschmack versehen sind, hat Soja jedoch eindeutig die Nase vorne.

Knabbersoja/Sojanüsse

Knabbersoja in einer Schüssel | © Land schafft Leben

Knabbersoja enthält nur halb so viel Fett wie geröstete Erdnüsse, dafür rund 40 Prozent Eiweiß. Das macht es zu einer gesunden Alternative zu herkömmlichen Snacks. Um Knabbersoja beziehungsweise Sojanüsse herzustellen, werden ganze Sojabohnen in Wasser eingeweicht, gekocht und geröstet. Anders als bei anderen Sojaprodukten werden Sojanüsse nicht geschält. Anschließend können sie mit Gewürzen veredelt oder mit Schokolade umhüllt werden. Oft findet man sie auch in einem Knabbermix.

Okara

Okara ist das Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Sojadrinks anfällt. Es handelt sich dabei um den Rückstand, der nach dem Auspressen der Flüssigkeit aus der Sojabohne zurückbleibt. Okara wird in unseren Breiten hauptsächlich als Viehfutter verwendet, teilweise aber auch weiterverarbeitet, zum Beispiel zu Laibchen. In Japan wird Okara auch zum Backen verwendet, es ist allerdings recht schwer verdaulich.

Tofu

roher Tofu auf einem Teller | © Land schafft Leben

Tofu ist ein fettarmes Sojaprodukt, das reich an Eiweiß ist. Die Basis für Tofu ist der Sojadrink: Aus ihm wird das Eiweiß mit Gerinnungsmitteln wie Nigari – ein aus Meerwasser gewonnenes Salz –, oder Kalziumsulfat ausgefällt. So entsteht eine dickflüssige Sojaflüssigkeit, die in rechteckige Formen gefüllt und ausgepresst wird. Wenn die gewünschte Konsistenz erreicht ist, ist der Tofu fertig.

Wie er hergestell wird, erklären wir hier.

Tofu bloß als Fleischersatz? Mitnichten!

Wer in Österreich nach Tofu sucht, ist am besten in den Veggie-Abteilungen aufgehoben – schließlich gilt er als die Fleischalternative schlechthin. In Asien sieht das ganz anders aus. Hier wird Tofu nämlich ganz selbstverständlich mit Fleisch und Fisch kombiniert.

„Tofu wurde auch bei uns ursprünglich nicht als Fleischersatz gesehen“, erklärt uns der Lebensmitteltechnologe Emmerich Berghofer. „Er eignet sich aber aufgrund seiner Struktur und Körpergebung und seines eher neutralen Geschmacks sehr gut als Grundsubstanz zur Herstellung von Fleischalternativprodukten.“

Auch aufgrund seines hohen Eiweißgehalts bietet sich Tofu als Alternative zu Fleisch an.

Tofu ist grundsätzlich geschmacksneutral, wodurch er sich sowohl für pikante als auch für süße Gerichte eignet. Wer jetzt denkt, es sei ein Nachteil, dass purer Tofu eher fad schmeckt, irrt. Für Kochbuchautorin Elisabeth Fischer ist genau das nämlich seine Stärke, denn: „So kann man ihn zu einer Vielzahl an Gerichten weiterverarbeiten und abwechslungsreich würzen.“ Außerdem gibt es ihn in vielen verschiedenen Varianten, mit Gemüse, Kräutern, Nüssen, gewürzt, geräuchert, eingelegt oder bereits weiterverarbeitet zu Tofu-Würstchen, Burger-Patties oder anderen Produkten. Er wird offen mit Wasser bedeckt oder vakuumverpackt angeboten, außerdem gibt es auch ungekühlt haltbaren Tofu. Dieser wird hocherhitzt, wodurch er eine festere und eher trockene Konsistenz erhält.

Man unterscheidet bei Tofu verschiedene Sorten: Seidentofu, weicher Tofu und schnittfester Tofu. Seidentofu ist weicher und cremiger als herkömmlicher Tofu. Seine puddingartige Konsistenz entsteht dadurch, dass der Sojadrink direkt in der Verkaufspackung gerinnt und der Tofu nicht abgetropft wird. Für schnittfesten Tofu hingegen, der vor allem in westlichen Ländern üblich ist, wird besonders viel Flüssigkeit ausgepresst. Weicher Tofu enthält etwas mehr Wasser.

Tofu wird in Asien täglich frisch verkauft

Viele traditionelle asiatische Tofuproduzentinnen und -produzenten stellen Tofu in der Nacht her, um ihn in der Früh frisch auf dem Markt verkaufen zu können – ähnlich wie bei uns die Bäckerinnen und Bäcker. Natürlich gibt es auch in Asien industriell hergestellten Tofu, der verpackt im Supermarkt erhältlich ist, jedoch hat auch dieser nur eine sehr kurze Haltbarkeit von vier bis zehn Tagen. Der bei uns im Supermarkt erhältliche Tofu hingegen ist je nach Sorte in der Regel zwischen ein und zwei Monaten haltbar.

Yuba

Yuba ist ein Nebenprodukt der Tofuherstellung. Wird der Sojadrink erhitzt, so bildet sich beim Abkühlen eine Haut – ähnlich wie die Milchhaut bei warmer Kuhmilch. Die abgeschöpfte und getrocknete Sojahaut wird Yuba genannt. Sie wird zum Einwickeln anderer Speisen verwendet und schmeckt auch gefüllt.

Sojamehl

Sojamehl in einer Schüssel, im Hintergrund Sojaöl und Sojabohnen | © Land schafft Leben

Sojamehl kann auf zwei verschiedene Arten hergestellt werden, deren Resultat sich im Fettgehalt unterscheidet. So können einerseits die ganzen Sojabohnen dampferhitzt, geschält, geröstet und vermahlen werden. Dieses Mehl ist ein vollfettes, da es den Fettgehalt der ganzen Sojabohne hat. Anders ist das bei Sojamehl, das aus den Rückständen der Sojaölproduktion hergestellt wird. Da das Öl hier vorher bereits extrahiert wurde, ist das Mehl nur teilfett oder ganz entfettet.

Sojaflocken

gelbe Sojaflocken in einer Schüssel | © Land schafft Leben

Um Sojaflocken herzustellen, werden Sojabohnen geschält, hitzebehandelt – man nennt das „Toasten“ – und zu Flocken gepresst. Sie werden hauptsächlich in Müslimischungen oder Müsliriegeln eingesetzt.

Sojabohnenpolyose (Zusatzstoff E426)

Sojabohnenpolyose ist ein wasserlösliches Polysaccharid (=Mehrfachzucker). Es wird aus Sojafasern gewonnen und gilt in der EU als Zusatzstoff (E426). In Lebensmitteln bindet Sojabohnenpolyose Wasser und stabilisiert Eiweißpartikel in einem sauren Milieu. Dadurch sorgt es beispielsweise bei Joghurtgetränken für eine gute Geschmacksentfaltung und ein sämiges Mundgefühl, in tiefgefrorenen Backwaren erhält es deren Geschmack und Weichheit, wenn diese aufgetaut werden. Reis und Nudeln macht Sojabohnenpolyose weniger klebrig.

Nahrungsergänzungsmittel mit Isoflavonen

Isoflavone, die großteils im Keimling der Sojabohne enthalten sind, werden extrahiert und zu Nahrungsergänzungsmitteln weiterverarbeitet. Diese sind in Drogerien und Apotheken erhältlich.

Erfahre mehr über die gesundheitlichen Wirkungen von Isoflavonen.

Die Sojaöl-Gewinnung und ihre Nebenprodukte

Sojaöl

Sojabohnen enthalten in getrockneter Form rund 20 Prozent Fett. Sie eignen sich nicht besonders gut zum Kaltpressen, da die Ölausbeute dabei nur sehr gering ausfällt. Um wirtschaftlich zu bleiben, wird Sojaöl daher durch Extraktion gewonnen. Was nach der Extraktion des Öls übrigbleibt, wird als Sojaextraktionsschrot bezeichnet. Zur Extraktion werden Lösungsmittel eingesetzt, anschließend wird das Öl raffiniert. Es ist mild im Geschmack, kann hoch erhitzt werden und eignet sich daher gut zum Braten und Frittieren.

Sojalecithin (E322)

Bei der Raffination von Sojaöl fällt Lecithin an, das zu den am meisten in der Lebensmittelindustrie eingesetzten Emulgatoren zählt. Es ist etwa in Süßwaren (vor allem in Schokolade und Kaugummis), aber auch in Margarine und Mayonnaise enthalten. Wird Lecithin aus Soja verwendet, muss dies in der Zutatenliste hervorgehoben werden, beispielsweise folgendermaßen: Lecithin (Soja). Steht nur "Lecithin" beziehungsweise "E322"  in der Zutatenliste, handelt es sich um Lecithin aus anderen Quellen, also zum Beispiel Sonnenblumenlecithin.

Soja-Proteinpulver

Aus Sojaschrot – also das, was nach der Sojaölproduktion von der Sojabohne übrigbleibt – können Sojakonzentrate und Sojaisolate hergestellt werden. Dazu wird der Schrot mit Wasser und Salzsäure oder Alkohol versetzt. In weiteren Schritten wird Eiweiß aus dem Schrot extrahiert, wobei Sojaproteinisolat mit bis zu 90 Prozent Eiweißgehalt entsteht, oder die Nicht-Eiweißanteile werden extrahiert, wodurch Sojaproteinkonzentrat mit einem Gehalt von bis zu 50 Prozent entsteht. Sie finden vorwiegend in Backwaren, Kindernahrung, Schokolade, Fertigsuppen und gewissen Fleischwaren Einsatz, wo sie deren Haltbarkeit und Speicherfähigkeit von Feuchtigkeit erhöhen und die Textur verändern. Außerdem werden Sojaproteinprodukte zu Fleischalternativen weiterverarbeitet und dienen als Basis für milchfreie Getränke.

Sojatexturate wie z. B. Sojagranulat

drei unterschiedliche Sojatexturate | © Land schafft Leben

Für Sojatexturat dient der teilentfettete oder der vollentfettete Rückstand der Sojaölproduktion – also der Presskuchen oder der Extraktionsschrot – als Basis. Es gibt auch Verfahren, bei denen Sojaproteinkonzentrat oder -isolat als Basis verwendet wird. Der jeweilige Ausgangsstoff wird in Folge texturiert, um eine fleischähnliche Konsistenz zu erhalten. Mittlerweile sind die Produktionsverfahren hier so fortgeschritten, dass dem Sojatexturat ein ähnliches Bissgefühl wie jenes von Hühner- oder Rindfleisch bis hin zu Fisch und Meeresfrüchten verliehen werden kann – je nachdem, was damit ersetzt werden soll.

Fleischalternativprodukte – mit und ohne Soja

Fleischalternativen aus Soja: Sojapatty, Sojawurst | © Land schafft Leben

In Europa spielen Lebensmittel aus Soja eine wichtige Rolle, wenn es um Fleischalternativprodukte geht. Längst hat der Markt aber auf die steigende Nachfrage nach pflanzenbasierten Lebensmitteln reagiert und so gibt es mittlerweile eine Fülle an Produkten aus unterschiedlichsten Rohstoffen, so etwa aus Erbsen, Linsen, Lupinen oder Ackerbohnen. Die Produktpalette reicht dabei von Schnetzeln als Basis für fleischlose Gerichte über Burgerpatties, Schnitzel und Würstel bis hin zu fleischlosem Aufschnitt.

Sind Fleischalternativprodukte gesund?

Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Wie in vielen anderen Bereichen der Ernährung kommt es auf unterschiedliche Faktoren an – allen voran die Zutatenliste. Ob ein Produkt im Rahmen einer gesundheitserhaltenden Ernährung empfehlenswert ist oder nicht, hängt vor allem von dessen Nährstoffzusammensetzung sowie dessen Inhaltsstoffen ab. Stark verarbeitete Lebensmittel schneiden diesbezüglich häufig schlechter ab als weniger stark verarbeitete – sowohl bei fleischhaltigen als auch bei fleischlosen Lebensmitteln. Ebenso wie das herkömmliche Würstel ist also auch das fleischlose Würstel kein Produkt, das täglich verzehrt werden sollte. 

Die Ergebnisse einer Erhebung der deutschen Albert-Schweizer-Stiftung veranschaulichen dies: Kritisch ist sowohl in verarbeiteten Fleisch- als auch in Fleischalternativprodukten der oftmals hohe Salzgehalt. Der Energiegehalt ist ähnlich, Ersatzprodukte haben aber häufig weniger Gesamtfett und gesättigte Fettsäuren und enthalten kein Cholesterin. Aromen hingegen kommen in Fleischprodukten selten vor, in Fleischalternativen, die nicht biologisch produziert werden, aber sehr wohl. Auch Zusatzstoffe wurden häufiger in konventionellen Fleischalternativprodukten gefunden als in Produkten, die Fleisch enthalten.

Wo Soja sonst noch vorkommt

Tofu, Sojadrinks und Co. sind nur ein Bruchteil der Lebensmittel, die Soja enthalten: In der gesamten Lebensmitteltechnologie gibt es etwa 30.000 „moderne“ Rezepturen mit Sojabestandteilen. So werden viele Nahrungsmittel beispielsweise mit Sojaprotein angereichert, von Brot und Backwaren über Suppen, Saucen und Pralinen bis hin zu Sportlernahrung und Nahrungsergänzungsprodukten. Als gute und vergleichsweise kostengünstige Eiweißquelle findet man es außerdem als Zutat in Fleisch- und Wurstwaren sowie in Molkereiprodukten. Auch als Stabilisator und Emulgator findet Soja Einsatz in der Lebensmittelindustrie. Sojalecithin ist sogar einer der am häufigsten eingesetzten Emulgatoren.

Soja ist aber nicht nur als Lebensmittel ein Allroundtalent. Kosmetika, Farben, Kerzen, Seide, Wolle, Lacke, Schmiermittel, Harze und Weichmacher – all das und noch vieles mehr lässt sich aus Soja herstellen. Sojaöl wird außerdem im Rahmen einer parenteralen – also künstlichen, über die Vene erfolgenden – Ernährung eingesetzt und dient als Basisprodukt für Biodiesel. Apropos Diesel, sogar Autoteile bestehen aus Soja…

Das „Soybean Car“ – ein Auto aus Soja?

1941 stellte Henry Ford ein Auto vor, das statt 3000 plötzlich nur noch 2000 Pfund wog. Wie er das schaffte? Mit Soja! 14 sojafaserverstärkte Karosserieflächen auf dem konventionellen Rahmen führten zu einer Reduktion des Autogewichts um ein Drittel. Leider konnte das sogenannte „Soybean Car“ nicht erhalten werden, und auch zur genauen Materialzusammensetzung existieren heute keine Unterlagen mehr.

Auch heute findet Soja noch Einsatz im Autobau. Seit einigen Jahren wird Schaumstoff auf Sojabasis etwa für Sitzkissen, Rückenlehnen und Kopfstützen verwendet, wobei das Potenzial von Soja noch lange nicht ausgeschöpft ist.

Unterschiedliche Mehrwertsteuersätze

Während Getränke in Österreich einen Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent haben, sind Nahrungsmittel nur mit zehn Prozent besteuert. Milch und alle Milchprodukte (auch Mischgetränke aus Milch und Soja- oder Haferdrink) zählen zu den Grundnahrungsmitteln und werden ebenfalls nur mit zehn Prozent besteuert. Pflanzliche Drinks hingegen zählen zu den Getränken  und haben dementsprechend einen 20-prozentigen Steuersatz

Deklaration

Sojadrink vs. Milch

ein Glas mit Sojadrink und ein Glas mit Milch | © Land schafft Leben

Früher wurde die aus Sojabohnen gewonnene Flüssigkeit „Sojamilch“ genannt. International und bei uns auch umgangssprachlich ist diese Bezeichnung noch üblich. Herstellerinnen und Hersteller in der EU dürfen dies jedoch nicht mehr tun, sondern müssen ihrem Produkt einen alternativen Namen, wie etwa „Sojadrink“, geben. Nach EU-Recht darf nämlich nur die weiße Flüssigkeit aus den Eutern von Kuh, Schaf, Ziege oder Stute als Milch deklariert werden.

Soja als kennzeichnungspflichtiges Allergen

Soja ist eines der 14 Hauptallergene. Sojabohnen und daraus gewonnene Erzeugnisse müssen daher gekennzeichnet werden. Wie allergische Reaktionen auf Soja aussehen können, erfährst du hier.

Herkunftskennzeichnung

Weder ganze Sojabohnen noch die Sojabohnen in verarbeiteten Produkten unterliegen einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung. Jedoch gibt es Herstellerinnen und Hersteller, die die Herkunft freiwillig angeben. Gemäß der Primärzutatenverordnung muss außerdem beispielsweise auf einem Sojadrink, der mit „Hergestellt in Österreich“ gekennzeichnet ist, angegeben werden, wenn die Sojabohnen – also in diesem Fall die Primärzutat – nicht aus Österreich sind. Alles klar? Wenn nicht, dann informiere dich weiter hier.

Gütesiegel und Zertifizierungen

Sojaprodukte können mit einer Vielzahl nationaler und internationaler Labels sowie diversen Eigenlabels von Handelsmarken versehen sein. Die wichtigsten werden im Folgenden erklärt, mehr zum Thema Kennzeichnung von Lebensmitteln findest du hier.

Woran erkenne ich Lebensmittel, die GVOs enthalten?

Lebensmittel und Lebensmittelzutaten, die ein zugelassener gentechnisch veränderter Organismus sind oder daraus hergestellt wurden, müssen als solche gekennzeichnet sein. Sie tragen dann entweder den Zusatz „genetisch verändert“ oder „Erzeugnis, das aus genetisch verändertem [Name des Organismus] hergestellt wurde“. Das gilt jedoch erst, wenn der Anteil des GVO mehr als 0,9 Prozent beträgt. Dieser Schwellenwert markiert die Grenze, bis zu der „zufällige, technisch unvermeidbare“ Beimischungen zugelassener GVO toleriert werden. In österreichischen Supermärkten findet man jedoch kaum Produkte aus GVO-Soja. In Österreich ist der Anbau von GVO-Soja verboten, der Import sowohl als Futtermittel als auch für die Lebensmittelproduktion aber erlaubt, ebenso wie der Import GVO-haltiger Lebensmittel.

Keine Kennzeichnungspflicht besteht bei tierischen Lebensmitteln wie Milch, Fleisch und Eiern, wenn die Tiere mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden. Wird also ein Schwein mit GVO-Soja gefüttert, ist dies für die Konsumentin oder den Konsumenten nicht auf der Wurstpackung ersichtlich. Ausnahmen bilden Bio-Produkte. Diese sind immer frei von Gentechnik (das heißt, der GVO-Anteil überschreitet den Schwellenwert von 0,9 Prozent nicht), und auch biologisch gehaltene Tiere werden im Sinne des Lebensmittelrechts gentechnikfrei gefüttert. Dennoch können Bio-Produkte sogenannte Mutagenese-Sorten enthalten, die gemäß geltender EU-Freisetzungsrichtlinie zu den gentechnisch veränderten Organismen zählen, gleichzeitig aber von den strengeren Regeln für „klassische“ GVO ausgenommen sind. Mutagenese-Sorten entstehen etwa durch die Behandlung von Samen oder Keimlingen mit Strahlung oder Chemikalien. Dies erhöht die Mutationsrate, also zufällige Änderungen im Erbgut der Pflanzen, sprunghaft. Sie dürfen ohne Kennzeichnung als GVO in konventionellen und Bioprodukten aus Soja enthalten sein.

In Sachen Gentechnik dreht sich die Diskussion aktuell vor allem darum, wie neue Züchtungsmethoden in Europa rechtlich zu bewerten sind. Aktuell werden diese mit der „alten Gentechnik“ gleichgestellt. Erfahre mehr dazu in unserem Hintergrundbericht.