Unterscheidung im Regal
Ob als Hauptgang, Beilage, Vorspeise, Nachspeise, süß oder sauer: Soja ist ein unglaublich vielseitiges Lebensmittel, das sich zu einer Vielzahl unterschiedlicher Produkte und Gerichte weiterverarbeiten lässt. „Während man die Sojabohne als solche vergleichsweise selten auf dem Teller findet, erfreuen sich Sojaprodukte wie Tofu oder Sojadrinks großer Beliebtheit – Tendenz steigend“, weiß Wolfgang Goldenitsch, Geschäftsführer von Joya, zu berichten, „in europäischen Ländern ist dies nicht zuletzt dem immer größer werdenden Bedarf an Fleisch- und Milchersatzprodukten geschuldet.“ Dabei werden Sojaprodukte in asiatischen Kulturkreisen, wo diese schon seit Jahrhunderten von großer Bedeutung sind, kaum als Alternative zu tierischen Produkten gesehen, sondern vielmehr als Ergänzung. Nicht selten findet man hier etwa Tofu und Fleisch auf einem Teller.
Im Folgenden erfährst du, welche Sojaprodukte es überhaupt gibt und woraus sie bestehen. Näheres über die Produktion dieser Produkte erfährst du im Bereich Herstellung.
Fermentierte Sojaprodukte
Die Fermentation spielt bei der Verarbeitung von Soja eine große Rolle. Ein wesentlicher Grund dafür ist der hohe Proteingehalt der Sojabohnen. Durch die Fermentation kommt es nämlich zu einer Spaltung der Eiweiße, die wiederum bewirkt, dass das Endprodukt mit sogenannten „Umamisubstanzen“ angereichert wird. Diese Substanzen sorgen für einen herzhaften Geschmack, der dem tierischer Lebensmittel ähnelt. Während Miso, Natto oder Sojasauce zu den traditionellen fermentierten Sojaprodukten zählen, die bereits seit vielen Jahrhunderten erzeugt werden, wird auch bei jüngeren Produkten wie Soja-Joghurt-Alternativen auf den Prozess der Fermentation zurückgegriffen.
Sojasauce
Sojasauce ist ein vielseitiges Würztalent und kommt schon lange nicht mehr nur in asiatischen Gerichten zum Einsatz. Echte Kenner der japanischen Küche unterscheiden zwei Arten von Sojasaucen: Tamari und Shoyu. Während Tamari ausschließlich auf Sojabohnen basiert, enthält Shoyu zusätzlich Weizen. Dadurch schmeckt sie milder und süßer, außerdem ist sie dünnflüssiger. Tamari hingegen ist besonders kräftig im Aroma und eignet sich besonders gut zum Marinieren, als Dip, für Salatsaucen und Suppen.
Die Herstellung echter, traditioneller Sojasauce braucht vor allem eines: Zeit. Der Fermentationsprozess ist aufwändig und kann schon einmal bis zu zwei, bei besonders edlen Sojasaucen sogar bis zu fünf Jahre dauern. Ähnlich wie bei Miso wird auch für die Herstellung von Sojasauce Koji mit gekochten Sojabohnen vermischt und fermentiert. Koji ist eine Schimmelpilzkultur, die durch die Beimpfung von Getreide – typischerweise von Reis – mit einem Schimmelpilz entsteht. Die Pilzenzyme bauen die Inhaltsstoffe ab, Hefen und Bakterien wandeln diese unter anderem in Umami-Substanzen um. Nach einigen Wochen bis Monaten wird die Sojasauce abgepresst und pasteurisiert, übrig bleibt der sogenannte Presskuchen. Man kann den Herstellungsprozess in etwa mit jenem von Bier vergleichen, wobei Koji das Äquivalent zu Malz ist – jedoch ohne, dass Alkohol entsteht.
Echte, qualitativ hochwertige Sojasauce wird aus nur drei oder maximal vier Zutaten hergestellt: Wasser, Sojabohnen, Salz und – je nach Sorte – Weizen. Der Abbau des Sojaproteins für die Herstellung von Sojasauce ist jedoch ein langwieriger Prozess. Um diesen abzukürzen, kann das Protein auch mit Salzsäure aufgespalten statt biologisch abgebaut werden. Das säurehydrolysierte Protein kann dann mit echter Sojasauce gemischt werden, um einen authentischen Geschmack zu erhalten. So ist die industriell erzeugte Sojasauce schon nach wenigen Tagen konsumfertig. Eine weitere Möglichkeit, Sojasauce schneller und kostengünstiger herzustellen, ist, echte Sojasauce mit Wasser, Salz, Farb- und anderen Zusatzstoffen zu strecken.
Wie aber erkennt man solche im Schnellverfahren hergestellten Sojasaucen? Hier ist ein Blick auf die Zutatenliste sinnvoll. Enthält die Sojasauce neben den drei oder vier Basiszutaten auch noch Sojaprotein beziehungsweise entfettete Sojabohnen und Zusatzstoffe wie Farbstoffe oder Geschmacksverstärker, ist das ein Hinweis darauf. Echte Sojasaucen hingegen sind oft mit Hinweisen wie „natürlich gebraut“ gekennzeichnet.
Miso
Die erste Instant-Suppe der Welt wurde in Japan bereits vor Jahrhunderten gekocht – und zwar mit Miso! Miso ist eine cremige, aromatische Paste und kann sowohl süß als auch salzig sein. Mit ein wenig Wasser vermengt und glattgerührt eignet es sich ideal für die schnelle Küche. Vor allem in Ostasien erfreut sich Miso größter Beliebtheit und wird in beachtlichen Mengen verzehrt. In Japan etwa werden zirka 20 Gramm davon pro Person und Tag gegessen.
Um Miso herzustellen, werden Sojabohnen gekocht und mit Koji unter Zugabe von Salz fermentiert. Koji ist eine Schimmelpilzkultur, die durch die Beimpfung von Getreide – typischerweise von Reis – mit einem Schimmelpilz entsteht. Nach dem Fermentationsprozess, der sich je nach Herstellungsweise über viele Monate ziehen kann, ist das Miso fertig.
Miso gibt es in unterschiedlichen Sorten. Es kann süßlich oder salzig schmecken, aber generell gilt: je dunkler das Miso, desto intensiver sein Geschmack. So ist das weiße bis beige Shiro Miso sehr mild und fast süßlich im Geschmack, während das schwarzbraune Hatcho Miso sehr intensiv schmeckt. Abstufungen dazwischen sind Genmai Miso und Mugi Miso.
Natto
Natto sind ganze fermentierte Sojabohnen, die sich durch ihren würzigen Hefegeruch und den Fäden ziehenden Schleim auszeichnen, der die Bohnen umgibt. Natto hat außerdem einen intensiven Umami-Geschmack. Um Natto herzustellen, sind spezielle Sojabohnensorten notwendig, die kohlenhydratreicher und außerdem kleiner als andere Sorten sind. Dadurch vergrößert sich die Oberfläche, an der sich die Bakterien ansiedeln, sodass diese ihre Fermentationsarbeit besser verrichten können.
Für die Gewinnung von Natto werden die Sojabohnen zunächst gewaschen, dann eingeweicht und gekocht, um sie anschließend mit einer Bakterienkultur zu beimpfen und zu fermentieren. Dieses Bakterium sorgt nicht nur für die eigene Konsistenz von Natto, sondern auch für den hohen Vitamin K-Gehalt. Im Anschluss reift das Natto noch einige Tage im Kühlschrank nach.
In Europa werden Lebensmittel, die Fäden ziehen, eher mit Verdorbenem assoziiert. Bei Natto ist genau dieser Effekt erwünscht – und in Kombination mit seinem intensiven Geschmack wohl nicht jedermanns Sache.
„Bringt man es auf die Käse-Ebene, kann man Natto mit einem sehr kräftigen Münsterkäse vergleichen“, erklärt Kochbuchautorin Elisabeth Fischer.
Tempeh
Tempeh besteht aus gekochten Sojabohnen, die mit einem weißen Edelschimmel fermentiert werden. Es entstehen fadenförmige Pilzzellen (Pilzmycel), die die Sojabohnen überziehen und sie zu einer kompakten, schnittfähigen Masse verbinden, die im Aussehen und im Geschmack entfernt an einen Camembert erinnert. Dazu werden Sojabohnen gewaschen, eingeweicht, geschält, gekocht, etwas getrocknet und mit speziellen Edelschimmelpilzen beimpft. Diese sorgen dafür, dass die Masse fermentiert. Dabei wachsen die Pilzzellen um die Sojabohnen herum, wodurch der Tempeh seine feste Struktur und einen pilzartigen, etwas nussigen Geschmack erhält.
Klassisch zubereitet wird Tempeh in Scheiben geschnitten und in Öl knusprig gebraten oder frittiert. Aufgrund seiner festen Struktur findet er gerne Einsatz als Fleischersatzprodukt.
Sojasprossen
Auch Sojasprossen sind genau genommen ein fermentiertes Produkt. Statt mit zugesetzten Mikroorganismen funktioniert die Fermentation hier mit den rohstoffeigenen Enzymen. Diese werden vom Keimling gebildet, wenn er austreibt, und bauen die Speicherstoffe der Samen zur Energiegewinnung langsam ab.
Was vor allem in Europa gemeinhin oft als Sojasprossen bezeichnet wird, sind meistens Mungobohnensprossen. Mungobohnen sind klein und grün, während Sojabohnen größer sind und eine hellere, fast weißliche Farbe haben. Die Sprossen der Mungobohne sind dafür heller und dicker, die der Sojabohne dünner.
Auf die Frage, wie diese Verwechslung zustande kam, antwortet uns Martin Chu von der Firma Evergreen: „Ganz genau können wir das leider nicht sagen. Wir nehmen aber an, dass die falsche Bezeichnung von dem Umstand kommt, dass Sprossen in China umgangssprachlich nur „Bohnensprossen“ genannt werden. Je nach Region und kulinarischer Vorlieben sind damit entweder Mungbohnensprossen oder Sojabohnensprossen gemeint.“
Der wesentliche Unterschied jedoch besteht im Verzehr: Mungobohnensprossen können kurz angebraten oder sogar roh gegessen werden, echte Sojasprossen hingegen müssen vor dem Verzehr gekocht werden. Sie enthalten nämlich Lektine, die für den menschlichen Körper schädlich sein können und erst beim Kochen verschwinden. Aus Hygienegründen empfiehlt es sich jedoch, auch Mungobohnensprossen nicht roh zu verzehren.
Hamanatto
Hamanatto ist das älteste aller fermentierten Sojalebensmittel, gleichzeitig jedoch auch das am wenigsten bekannte. Es handelt sich dabei um fermentierte schwarze Sojabohnen – und so wird Hamanatto meist auch bezeichnet. Sie werden nie allein gegessen, sondern in der chinesischen Küche als Gewürz eingesetzt. Mattschwarz, weich und verschrumpelt haben die fermentierten Bohnen ein für ein Lebensmittel etwas gewöhnungsbedürftiges Aussehen.
Weißer Sufu
Sufu ist ein käseähnliches Sojaprodukt, das aus Tofu hergestellt wird. Dazu wird Tofu in kleine Würfel geschnitten, fermentiert und zur Reifung in Salzlösung eingelegt. Es gibt auch roten Sufu, der mit einem auf Reis angezüchteten Schimmelpilz mit roter Farbe (rotes Reis-Koji) hergestellt wird.
Soja-Joghurt-Alternative
Um eine Soja-Joghurt-Alternative zu erhalten, werden dem pasteurisierten Sojadrink Milchsäurebakterien beigefügt. Bei ungefähr 40 Grad wird das Gemisch unter ständigem Rühren zur Fermentation angeregt. So gerinnt der Drink, wobei ein stichfestes Joghurt entsteht. Um die Joghurt-Alternative cremiger zu machen, werden teilweise noch Verdickungsmittel hinzugefügt. Wie herkömmliches Joghurt gibt es auch Soja-Joghurt-Alternativen naturbelassen und in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen wie Vanille oder Erdbeere.
Bei den pflanzenbasierten Joghurtalternativen hat Soja klar die Nase vorne: Mit einem Verkaufsvolumen von etwa 2,5 Millionen Kilogramm beansprucht Soja mehr als die Hälfte des Marktes für sich, gefolgt von Kokos (rund 750.000 kg) und Mandel (rund 258.000 kg).
Wie auch beim Sojadrink gibt es bei Soja-Joghurt-Alternativen gesetzliche Vorgaben, wie dieses bezeichnet werden darf. Oder besser gesagt, wie es nicht bezeichnet werden darf. Die Bezeichnung "Joghurt" ist nämlich ausschließlich aus Milch gewonnenen Erzeugnissen vorbehalten – und als Milch wiederum zählt nur die Flüssigkeit aus den Eutern von Kuh, Schaf, Ziege oder Stute.
Nicht-Fermentierte Sojaprodukte
Nomen est omen: Nicht-fermentierte Sojaprodukte werden bei ihrer Herstellung keinem Fermentationsprozess unterzogen. Was auch immer aus ihnen entsteht, müssen die Sojabohnen aufgrund der enthaltenen antinutritiven Stoffe vor dem Verzehr aber jedenfalls gekocht werden.
Warum das so ist, erfährst du hier.
Sojabohnen
Ganze Sojabohnen sind getrocknet erhältlich. Wie andere Hülsenfrüchte können sie eingeweicht, gekocht und zu Gerichten wie Eintopf oder Salat verarbeitet werden. Das ist in unseren Breiten aber eher seltener der Fall. Vielmehr werden die getrockneten Bohnen als Ausgangsstoff für eine Vielzahl an Sojaprodukten verwendet.
Gekochte ganze Sojabohnen werden als Nimame bezeichnet.
Edamame
Edamame sind kräftig-grüne Sojabohnen, die wie junge Erbsen noch vor dem Ausreifen geerntet werden. Edamame werden auch in Österreich angebaut sind bei uns vor allem tiefgekühlt erhältlich. Sie werden gekocht und besonders gerne als Snack direkt aus der Hülse gegessen. Dabei sind sie in Japan so beliebt wie bei uns Kartoffelchips. Sie werden dort sogar in Bars – wie bei uns eine Schale Nüsse – serviert. Auch in Europa sind in den letzten Jahren immer mehr Menschen auf den Geschmack von Edamame gekommen, die man insbesondere als Vorspeise in Sushi-Restaurants kennt.
Edamame werden aus speziellen Sojabohnensorten gezogen, die sich auch im eigenen Garten anbauen lassen. Sobald die Temperatur in der Nacht über zehn Grad liegt, kann mit der Aussaat begonnen werden. Dazu einfach Edamame-Sojabohnen etwa vier Zentimeter tief in die Erde stecken, wobei zwischen den einzelnen Bohnen ein Abstand von zirka zwei Zentimetern belassen werden sollte. Dann die Erde über den Bohnen leicht andrücken und diese gießen, wenn es trocken ist. Nach etwa zwei Monaten, wenn die Schoten noch grün sind, können die Edamame geerntet werden. Dann am besten fünf bis sieben Minuten in Salzwasser kochen, abtropfen lassen und mit grobem Salz bestreuen.
Sojadrink
Zur Herstellung des bei uns typischen Sojadrinks werden Sojabohnen eingeweicht, mit Wasser vermischt, zerkleinert und gekocht. Dabei löst sich das Sojabohneneiweiß und eine dickliche Flüssigkeit entsteht. Aus dieser wird der Sojadrink abgesiebt. Übrig bleiben die unlöslichen Bestandteile, diese werden Okara genannt. Wie bei Milch handelt es sich auch beim Sojadrink um eine Emulsion. Das bedeutet, dass Fett und Eiweiß in Form feinster Tröpfchen in der Wasserphase verteilt sind.
Im asiatischen Raum findet ein weiteres Verfahren zur Sojadrinkherstellung Anwendung, bei dem das „bohnige“ Aroma erhalten bleibt. Dem asiatischen Geschmacksempfinden kommt das zugute, bei uns möchte man das lieber vermeiden. Deshalb gibt es auch solche Herstellungsverfahren, die das bohnige Aroma reduzieren.
Früher wurde die aus Sojabohnen gewonnene Flüssigkeit „Sojamilch“ genannt. International und bei uns ist diese Bezeichnung umgangssprachlich auch noch gängig. Herstellerinnen und Hersteller in der EU dürfen dies jedoch nicht mehr tun, sondern müssen ihrem Produkt einen alternativen Namen, wie etwa „Sojadrink“, geben. Nach EU-Recht darf nämlich nur die weiße Flüssigkeit aus den Eutern von Kuh, Schaf, Ziege oder Stute als Milch deklariert werden.
Sojadrinks gibt es in Natur oder gesüßt und in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen, von Erdbeere über Schokolade bis Vanille. Während die Basis der im Lebensmittelhandel erhältlichen Sojadrinks immer gleich ist – nämlich Sojabohnen und Wasser – unterscheiden sie sich teilweise stark durch die enthaltenen Zusatzstoffe. So findet man auf den Zutatenlisten von Sojadrinks je nach Marke und Geschmacksrichtung auch Zucker, Säureregulatoren, Stabilisatoren und Aromen. Manchen Sojadrinks werden außerdem Vitamine und/oder Mineralstoffe zugesetzt – besonders häufig Kalzium, da dieses ein wesentlicher Nährstoff von Kuhmilch ist, in Soja hingegen nur in kleinen Mengen vorkommt.
Drinks auf Pflanzenbasis erfreuen sich in Österreich immer größerer Beliebtheit. Von 2018 auf 2020 ist die verkaufte Menge um ganze 65 Prozent gestiegen. In Österreich machen Haferdrinks den größten Anteil aus (2020: rund 5,7 Mio. Liter), gefolgt von Mandel- und Sojadrinks (je rund 3,7 Mio. Liter). Bei Pflanzendrinks, die mit Geschmack versehen sind, hat Soja jedoch eindeutig die Nase vorne.
Knabbersoja/Sojanüsse
Knabbersoja enthält nur halb so viel Fett wie geröstete Erdnüsse, dafür rund 40 Prozent Eiweiß. Das macht es zu einer gesunden Alternative zu herkömmlichen Snacks. Um Knabbersoja beziehungsweise Sojanüsse herzustellen, werden ganze Sojabohnen in Wasser eingeweicht, gekocht und geröstet. Anders als bei anderen Sojaprodukten werden Sojanüsse nicht geschält. Anschließend können sie mit Gewürzen veredelt oder mit Schokolade umhüllt werden. Oft findet man sie auch in einem Knabbermix.
Okara
Okara ist das Nebenprodukt, das bei der Herstellung von Sojadrinks anfällt. Es handelt sich dabei um den Rückstand, der nach dem Auspressen der Flüssigkeit aus der Sojabohne zurückbleibt. Okara wird in unseren Breiten hauptsächlich als Viehfutter verwendet, teilweise aber auch weiterverarbeitet, zum Beispiel zu Laibchen. In Japan wird Okara auch zum Backen verwendet, es ist allerdings recht schwer verdaulich.
Tofu
Tofu ist ein fettarmes Sojaprodukt, das reich an Eiweiß ist. Die Basis für Tofu ist der Sojadrink: Aus ihm wird das Eiweiß mit Gerinnungsmitteln wie Nigari – ein aus Meerwasser gewonnenes Salz –, oder Kalziumsulfat ausgefällt. So entsteht eine dickflüssige Sojaflüssigkeit, die in rechteckige Formen gefüllt und ausgepresst wird. Wenn die gewünschte Konsistenz erreicht ist, ist der Tofu fertig.
Wie er hergestell wird, erklären wir hier.
Wer in Österreich nach Tofu sucht, ist am besten in den Veggie-Abteilungen aufgehoben – schließlich gilt er als die Fleischalternative schlechthin. In Asien sieht das ganz anders aus. Hier wird Tofu nämlich ganz selbstverständlich mit Fleisch und Fisch kombiniert.
„Tofu wurde auch bei uns ursprünglich nicht als Fleischersatz gesehen“, erklärt uns der Lebensmitteltechnologe Emmerich Berghofer. „Er eignet sich aber aufgrund seiner Struktur und Körpergebung und seines eher neutralen Geschmacks sehr gut als Grundsubstanz zur Herstellung von Fleischalternativprodukten.“
Auch aufgrund seines hohen Eiweißgehalts bietet sich Tofu als Alternative zu Fleisch an.
Tofu ist grundsätzlich geschmacksneutral, wodurch er sich sowohl für pikante als auch für süße Gerichte eignet. Wer jetzt denkt, es sei ein Nachteil, dass purer Tofu eher fad schmeckt, irrt. Für Kochbuchautorin Elisabeth Fischer ist genau das nämlich seine Stärke, denn: „So kann man ihn zu einer Vielzahl an Gerichten weiterverarbeiten und abwechslungsreich würzen.“ Außerdem gibt es ihn in vielen verschiedenen Varianten, mit Gemüse, Kräutern, Nüssen, gewürzt, geräuchert, eingelegt oder bereits weiterverarbeitet zu Tofu-Würstchen, Burger-Patties oder anderen Produkten. Er wird offen mit Wasser bedeckt oder vakuumverpackt angeboten, außerdem gibt es auch ungekühlt haltbaren Tofu. Dieser wird hocherhitzt, wodurch er eine festere und eher trockene Konsistenz erhält.
Man unterscheidet bei Tofu verschiedene Sorten: Seidentofu, weicher Tofu und schnittfester Tofu. Seidentofu ist weicher und cremiger als herkömmlicher Tofu. Seine puddingartige Konsistenz entsteht dadurch, dass der Sojadrink direkt in der Verkaufspackung gerinnt und der Tofu nicht abgetropft wird. Für schnittfesten Tofu hingegen, der vor allem in westlichen Ländern üblich ist, wird besonders viel Flüssigkeit ausgepresst. Weicher Tofu enthält etwas mehr Wasser.
Viele traditionelle asiatische Tofuproduzentinnen und -produzenten stellen Tofu in der Nacht her, um ihn in der Früh frisch auf dem Markt verkaufen zu können – ähnlich wie bei uns die Bäckerinnen und Bäcker. Natürlich gibt es auch in Asien industriell hergestellten Tofu, der verpackt im Supermarkt erhältlich ist, jedoch hat auch dieser nur eine sehr kurze Haltbarkeit von vier bis zehn Tagen. Der bei uns im Supermarkt erhältliche Tofu hingegen ist je nach Sorte in der Regel zwischen ein und zwei Monaten haltbar.
Yuba
Yuba ist ein Nebenprodukt der Tofuherstellung. Wird der Sojadrink erhitzt, so bildet sich beim Abkühlen eine Haut – ähnlich wie die Milchhaut bei warmer Kuhmilch. Die abgeschöpfte und getrocknete Sojahaut wird Yuba genannt. Sie wird zum Einwickeln anderer Speisen verwendet und schmeckt auch gefüllt.
Sojamehl
Sojamehl kann auf zwei verschiedene Arten hergestellt werden, deren Resultat sich im Fettgehalt unterscheidet. So können einerseits die ganzen Sojabohnen dampferhitzt, geschält, geröstet und vermahlen werden. Dieses Mehl ist ein vollfettes, da es den Fettgehalt der ganzen Sojabohne hat. Anders ist das bei Sojamehl, das aus den Rückständen der Sojaölproduktion hergestellt wird. Da das Öl hier vorher bereits extrahiert wurde, ist das Mehl nur teilfett oder ganz entfettet.
Sojaflocken
Um Sojaflocken herzustellen, werden Sojabohnen geschält, hitzebehandelt – man nennt das „Toasten“ – und zu Flocken gepresst. Sie werden hauptsächlich in Müslimischungen oder Müsliriegeln eingesetzt.
Sojabohnenpolyose (Zusatzstoff E426)
Sojabohnenpolyose ist ein wasserlösliches Polysaccharid (=Mehrfachzucker). Es wird aus Sojafasern gewonnen und gilt in der EU als Zusatzstoff (E426). In Lebensmitteln bindet Sojabohnenpolyose Wasser und stabilisiert Eiweißpartikel in einem sauren Milieu. Dadurch sorgt es beispielsweise bei Joghurtgetränken für eine gute Geschmacksentfaltung und ein sämiges Mundgefühl, in tiefgefrorenen Backwaren erhält es deren Geschmack und Weichheit, wenn diese aufgetaut werden. Reis und Nudeln macht Sojabohnenpolyose weniger klebrig.
Nahrungsergänzungsmittel mit Isoflavonen
Isoflavone, die großteils im Keimling der Sojabohne enthalten sind, werden extrahiert und zu Nahrungsergänzungsmitteln weiterverarbeitet. Diese sind in Drogerien und Apotheken erhältlich.
Erfahre mehr über die gesundheitlichen Wirkungen von Isoflavonen.
Die Sojaöl-Gewinnung und ihre Nebenprodukte
Sojaöl
Sojabohnen enthalten in getrockneter Form rund 20 Prozent Fett. Sie eignen sich nicht besonders gut zum Kaltpressen, da die Ölausbeute dabei nur sehr gering ausfällt. Um wirtschaftlich zu bleiben, wird Sojaöl daher durch Extraktion gewonnen. Was nach der Extraktion des Öls übrigbleibt, wird als Sojaextraktionsschrot bezeichnet. Zur Extraktion werden Lösungsmittel eingesetzt, anschließend wird das Öl raffiniert. Es ist mild im Geschmack, kann hoch erhitzt werden und eignet sich daher gut zum Braten und Frittieren.
Obwohl Sojaöl eines der am meisten verwendeten Speiseöle ist, findet man reines Sojaöl bei uns nur selten im Supermarkt. Am höchsten ist der Konsum mit Abstand in China.
Sojalecithin (E322)
Bei der Raffination von Sojaöl fällt Lecithin an, das zu den am meisten in der Lebensmittelindustrie eingesetzten Emulgatoren zählt. Es ist etwa in Süßwaren (vor allem in Schokolade und Kaugummis), aber auch in Margarine und Mayonnaise enthalten. Wird Lecithin aus Soja verwendet, muss dies in der Zutatenliste hervorgehoben werden, beispielsweise folgendermaßen: Lecithin (Soja). Steht nur "Lecithin" beziehungsweise "E322" in der Zutatenliste, handelt es sich um Lecithin aus anderen Quellen, also zum Beispiel Sonnenblumenlecithin.
Soja-Proteinpulver
Aus Sojaschrot – also das, was nach der Sojaölproduktion von der Sojabohne übrigbleibt – können Sojakonzentrate und Sojaisolate hergestellt werden. Dazu wird der Schrot mit Wasser und Salzsäure oder Alkohol versetzt. In weiteren Schritten wird Eiweiß aus dem Schrot extrahiert, wobei Sojaproteinisolat mit bis zu 90 Prozent Eiweißgehalt entsteht, oder die Nicht-Eiweißanteile werden extrahiert, wodurch Sojaproteinkonzentrat mit einem Gehalt von bis zu 50 Prozent entsteht. Sie finden vorwiegend in Backwaren, Kindernahrung, Schokolade, Fertigsuppen und gewissen Fleischwaren Einsatz, wo sie deren Haltbarkeit und Speicherfähigkeit von Feuchtigkeit erhöhen und die Textur verändern. Außerdem werden Sojaproteinprodukte zu Fleischalternativen weiterverarbeitet und dienen als Basis für milchfreie Getränke.
Sojatexturate wie z. B. Sojagranulat
Für Sojatexturat dient der teilentfettete oder der vollentfettete Rückstand der Sojaölproduktion – also der Presskuchen oder der Extraktionsschrot – als Basis. Es gibt auch Verfahren, bei denen Sojaproteinkonzentrat oder -isolat als Basis verwendet wird. Der jeweilige Ausgangsstoff wird in Folge texturiert, um eine fleischähnliche Konsistenz zu erhalten. Mittlerweile sind die Produktionsverfahren hier so fortgeschritten, dass dem Sojatexturat ein ähnliches Bissgefühl wie jenes von Hühner- oder Rindfleisch bis hin zu Fisch und Meeresfrüchten verliehen werden kann – je nachdem, was damit ersetzt werden soll.
Texturiertes Soja ist kein traditionelles Produkt. Es wurde in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts in den USA entwickelt, war aber nicht sehr erfolgreich. Erst heutzutage haben Sojatexturate als Fleischalternativprodukte wieder Bedeutung erlangt.
Sojatexturat wie zum Beispiel Sojagranulat ist getrocknet erhältlich und lange haltbar. Es hat einen neutralen Geschmack und kann daher durch entsprechendes Würzen für viele verschiedene Gerichte eingesetzt werden, so etwa für fleischlose Burgerpatties, Bolognese oder Geschnetzeltes. Ob als Granulat, Chunks oder Scheiben – Sojatexturat ist in unterschiedlichen Formen erhältlich.
Fleischalternativprodukte – mit und ohne Soja
In Europa spielen Lebensmittel aus Soja eine wichtige Rolle, wenn es um Fleischalternativprodukte geht. Längst hat der Markt aber auf die steigende Nachfrage nach pflanzenbasierten Lebensmitteln reagiert und so gibt es mittlerweile eine Fülle an Produkten aus unterschiedlichsten Rohstoffen, so etwa aus Erbsen, Linsen, Lupinen oder Ackerbohnen. Die Produktpalette reicht dabei von Schnetzeln als Basis für fleischlose Gerichte über Burgerpatties, Schnitzel und Würstel bis hin zu fleischlosem Aufschnitt.
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Wie in vielen anderen Bereichen der Ernährung kommt es auf unterschiedliche Faktoren an – allen voran die Zutatenliste. Ob ein Produkt im Rahmen einer gesundheitserhaltenden Ernährung empfehlenswert ist oder nicht, hängt vor allem von dessen Nährstoffzusammensetzung sowie dessen Inhaltsstoffen ab. Stark verarbeitete Lebensmittel schneiden diesbezüglich häufig schlechter ab als weniger stark verarbeitete – sowohl bei fleischhaltigen als auch bei fleischlosen Lebensmitteln. Ebenso wie das herkömmliche Würstel ist also auch das fleischlose Würstel kein Produkt, das täglich verzehrt werden sollte.
Die Ergebnisse einer Erhebung der deutschen Albert-Schweizer-Stiftung veranschaulichen dies: Kritisch ist sowohl in verarbeiteten Fleisch- als auch in Fleischalternativprodukten der oftmals hohe Salzgehalt. Der Energiegehalt ist ähnlich, Ersatzprodukte haben aber häufig weniger Gesamtfett und gesättigte Fettsäuren und enthalten kein Cholesterin. Aromen hingegen kommen in Fleischprodukten selten vor, in Fleischalternativen, die nicht biologisch produziert werden, aber sehr wohl. Auch Zusatzstoffe wurden häufiger in konventionellen Fleischalternativprodukten gefunden als in Produkten, die Fleisch enthalten.
Wo Soja sonst noch vorkommt
Tofu, Sojadrinks und Co. sind nur ein Bruchteil der Lebensmittel, die Soja enthalten: In der gesamten Lebensmitteltechnologie gibt es etwa 30.000 „moderne“ Rezepturen mit Sojabestandteilen. So werden viele Nahrungsmittel beispielsweise mit Sojaprotein angereichert, von Brot und Backwaren über Suppen, Saucen und Pralinen bis hin zu Sportlernahrung und Nahrungsergänzungsprodukten. Als gute und vergleichsweise kostengünstige Eiweißquelle findet man es außerdem als Zutat in Fleisch- und Wurstwaren sowie in Molkereiprodukten. Auch als Stabilisator und Emulgator findet Soja Einsatz in der Lebensmittelindustrie. Sojalecithin ist sogar einer der am häufigsten eingesetzten Emulgatoren.
Soja ist aber nicht nur als Lebensmittel ein Allroundtalent. Kosmetika, Farben, Kerzen, Seide, Wolle, Lacke, Schmiermittel, Harze und Weichmacher – all das und noch vieles mehr lässt sich aus Soja herstellen. Sojaöl wird außerdem im Rahmen einer parenteralen – also künstlichen, über die Vene erfolgenden – Ernährung eingesetzt und dient als Basisprodukt für Biodiesel. Apropos Diesel, sogar Autoteile bestehen aus Soja…
1941 stellte Henry Ford ein Auto vor, das statt 3000 plötzlich nur noch 2000 Pfund wog. Wie er das schaffte? Mit Soja! 14 sojafaserverstärkte Karosserieflächen auf dem konventionellen Rahmen führten zu einer Reduktion des Autogewichts um ein Drittel. Leider konnte das sogenannte „Soybean Car“ nicht erhalten werden, und auch zur genauen Materialzusammensetzung existieren heute keine Unterlagen mehr.
Auch heute findet Soja noch Einsatz im Autobau. Seit einigen Jahren wird Schaumstoff auf Sojabasis etwa für Sitzkissen, Rückenlehnen und Kopfstützen verwendet, wobei das Potenzial von Soja noch lange nicht ausgeschöpft ist.
Unterschiedliche Mehrwertsteuersätze
Während Getränke in Österreich einen Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent haben, sind Nahrungsmittel nur mit zehn Prozent besteuert. Milch und alle Milchprodukte (auch Mischgetränke aus Milch und Soja- oder Haferdrink) zählen zu den Grundnahrungsmitteln und werden ebenfalls nur mit zehn Prozent besteuert. Pflanzliche Drinks hingegen zählen zu den Getränken und haben dementsprechend einen 20-prozentigen Steuersatz.
Deklaration
Sojadrink vs. Milch
Früher wurde die aus Sojabohnen gewonnene Flüssigkeit „Sojamilch“ genannt. International und bei uns auch umgangssprachlich ist diese Bezeichnung noch üblich. Herstellerinnen und Hersteller in der EU dürfen dies jedoch nicht mehr tun, sondern müssen ihrem Produkt einen alternativen Namen, wie etwa „Sojadrink“, geben. Nach EU-Recht darf nämlich nur die weiße Flüssigkeit aus den Eutern von Kuh, Schaf, Ziege oder Stute als Milch deklariert werden.
Ähnliches gilt auch für Butter, Käse, Rahm und Joghurt: Rein pflanzliche Produkte dürfen generell nicht unter diesen Bezeichnungen vermarket werden. Ausnahmen bestehen für Kokosmilch, Kakaobutter und Erdnussbutter, die weiterhin so genannt werden dürfen. In der entsprechenden Verordnung wird das damit gerechtfertigt, dass bei diesen Produkten die „Art des Erzeugnisses aufgrund ihrer traditionellen Verwendung genau bekannt ist“.
Soja als kennzeichnungspflichtiges Allergen
Soja ist eines der 14 Hauptallergene. Sojabohnen und daraus gewonnene Erzeugnisse müssen daher gekennzeichnet werden. Wie allergische Reaktionen auf Soja aussehen können, erfährst du hier.
Herkunftskennzeichnung
Weder ganze Sojabohnen noch die Sojabohnen in verarbeiteten Produkten unterliegen einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung. Jedoch gibt es Herstellerinnen und Hersteller, die die Herkunft freiwillig angeben. Gemäß der Primärzutatenverordnung muss außerdem beispielsweise auf einem Sojadrink, der mit „Hergestellt in Österreich“ gekennzeichnet ist, angegeben werden, wenn die Sojabohnen – also in diesem Fall die Primärzutat – nicht aus Österreich sind. Alles klar? Wenn nicht, dann informiere dich weiter hier.
Bei biologisch produzierten Sojabohnen muss die Herkunft ebenfalls ersichtlich sein. Bei Bio-Produkten, die Soja beinhalten, ist die Herkunft der landwirtschaftlichen Zutaten anzugeben. Allerdings ist dann nicht genau ersichtlich, welche landwirtschaftliche Zutat woher kommt. So kann ein konkretes Land wie Österreich oder Deutschland angegeben sein, aber auch die Angabe „EU-Landwirtschaft“ oder „Nicht-EU-Landwirtschaft“ beziehungsweise die Kombination aus beidem: „EU-/Nicht-EU-Landwirtschaft“.
Gütesiegel und Zertifizierungen
Sojaprodukte können mit einer Vielzahl nationaler und internationaler Labels sowie diversen Eigenlabels von Handelsmarken versehen sein. Die wichtigsten werden im Folgenden erklärt, mehr zum Thema Kennzeichnung von Lebensmitteln findest du hier.
Lebensmittel und Lebensmittelzutaten, die ein zugelassener gentechnisch veränderter Organismus sind oder daraus hergestellt wurden, müssen als solche gekennzeichnet sein. Sie tragen dann entweder den Zusatz „genetisch verändert“ oder „Erzeugnis, das aus genetisch verändertem [Name des Organismus] hergestellt wurde“. Das gilt jedoch erst, wenn der Anteil des GVO mehr als 0,9 Prozent beträgt. Dieser Schwellenwert markiert die Grenze, bis zu der „zufällige, technisch unvermeidbare“ Beimischungen zugelassener GVO toleriert werden. In österreichischen Supermärkten findet man jedoch kaum Produkte aus GVO-Soja. In Österreich ist der Anbau von GVO-Soja verboten, der Import sowohl als Futtermittel als auch für die Lebensmittelproduktion aber erlaubt, ebenso wie der Import GVO-haltiger Lebensmittel.
Keine Kennzeichnungspflicht besteht bei tierischen Lebensmitteln wie Milch, Fleisch und Eiern, wenn die Tiere mit gentechnisch veränderten Futtermitteln gefüttert wurden. Wird also ein Schwein mit GVO-Soja gefüttert, ist dies für die Konsumentin oder den Konsumenten nicht auf der Wurstpackung ersichtlich. Ausnahmen bilden Bio-Produkte. Diese sind immer frei von Gentechnik (das heißt, der GVO-Anteil überschreitet den Schwellenwert von 0,9 Prozent nicht), und auch biologisch gehaltene Tiere werden im Sinne des Lebensmittelrechts gentechnikfrei gefüttert. Dennoch können Bio-Produkte sogenannte Mutagenese-Sorten enthalten, die gemäß geltender EU-Freisetzungsrichtlinie zu den gentechnisch veränderten Organismen zählen, gleichzeitig aber von den strengeren Regeln für „klassische“ GVO ausgenommen sind. Mutagenese-Sorten entstehen etwa durch die Behandlung von Samen oder Keimlingen mit Strahlung oder Chemikalien. Dies erhöht die Mutationsrate, also zufällige Änderungen im Erbgut der Pflanzen, sprunghaft. Sie dürfen ohne Kennzeichnung als GVO in konventionellen und Bioprodukten aus Soja enthalten sein.
In Sachen Gentechnik dreht sich die Diskussion aktuell vor allem darum, wie neue Züchtungsmethoden in Europa rechtlich zu bewerten sind. Aktuell werden diese mit der „alten Gentechnik“ gleichgestellt. Erfahre mehr dazu in unserem Hintergrundbericht.