Soja als Lebensmittel

Je nach Endprodukt werden Sojabohnen unterschiedlich verarbeitet. Wir zeigen dir, wie die unterschiedlichsten Sojaprodukte – von Tofu über Sojasauce bis zum Sojaöl – hergestellt werden.

Die Sojabohne als solche ist selten in den Supermarktregalen zu finden, viel mehr sind es aus Soja hergestellte Produkte wie Sojasauce, Sojadrink oder Tofu. In der asiatischen Ernährung ist Soja bereits seit Jahrtausenden nicht mehr wegzudenken. Auch bei uns gewinnt die Bohne an Beliebtheit. So stellen in Österreich bereits viele kleinere Unternehmen Tofu her, auch Sojasauce, Miso oder Sojadrink werden mittlerweile hierzulande produziert. In vielen dieser Produkte findet sich österreichisches Soja wieder. Meist ist dies aber nur bei Bio-Produkten erkennbar oder wenn es zusätzlich gekennzeichnet wird.  

Je nach Endprodukt werden Sojabohnen beispielsweise fermentiert, geröstet oder gekocht. Aufgrund der antinutritiven Stoffe müssen die Bohnen auf jeden Fall auf irgendeine Art und Weise erhitzt werden. Insbesondere die Fermentierung macht einen wesentlichen Unterschied – sei es in der Herstellung oder im Geschmack. Deshalb differenzieren wir hier auch zwischen fermentierten und nicht-fermentierten Sojaprodukten. Wir zeigen dir Schritt für Schritt, wie die unterschiedlichsten Sojaprodukte hergestellt werden.

Für jedes Lebensmittel die richtige Sojasorte

Für die Herstellung von Lebensmitteln werden meist andere Sorten verwendet als für Futtermittel, aber auch für Lebensmittel wird nicht immer ein und dieselbe Sorte verwendet. Oftmals wissen Lebensmittelherstellerinnen und -hersteller bereits, welche Sorten sie verarbeiten wollen. Deshalb wird die Sortenwahl mit den Bäuerinnen und Bauern vor dem Anbau teilweise vertraglich festgelegt.

Genaue Gentechnik-Kontrolle

Sojabohnen, die in Österreich zu Lebensmitteln verarbeitet werden, werden auf Gentechnik überprüft. Obwohl in Österreich keine GVO-Sorten angebaut werden, können in seltenen Fällen gentechnisch veränderte Organismen nachgewiesen werden. Diese Organismen können sowohl durch technische Verunreinigungen etwa beim Transport oder noch am Feld als auch durch den Import von GVO-Soja in die Ware gelangen. Für die Prüfung werden Proben entnommen, die vor Ort von den Herstellungsbetrieben durch einen Streifentest getestet werden können. Teilweise führt auch die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) Untersuchungen durch. Zusätzlich werden meist Proben in ein externes Labor gesendet, die mittels PCR-Test überprüft werden. Der PCR-Test ermöglicht eine Quantifizierung der Verunreinigung. Mit diesem kann also festgestellt werden, ob der Grenzwert von 0,9 Prozent eingehalten wird oder nicht.

Fermentierte Sojaprodukte und deren Herstellung

Die Fermentation spielt bei der Verarbeitung von Soja eine große Rolle. Durch die Fermentation kommt es zu einer Spaltung der Eiweiße, wodurch das Lebensmittel quasi „vorverdaut“ und dadurch meist leichter bekömmlich wird. Die Herstellung variiert je nach Produkt. Wir erklären dir hier die Herstellung der bekanntesten fermentierten Sojaprodukte. Weitere Details etwa zu Soja-Joghurt-Alternativen, Tempeh oder Natto findest du bei „Unterscheidung im Regal“.

Sojasauce

Die Sojasauce ist eine Würzsauce, die im 19. Jahrhundert in Europa bekannt wurde. Es gibt zwei unterschiedliche Sojasaucen: Shoyu wird aus Sojabohnen, Weizenkörnern, Wasser, Salz und einer Schimmelpilzkultur hergestellt. Bei Tamari hingegen wird kein Weizen eingesetzt, weshalb diese Sauce glutenfrei ist.

Das Verhältnis von Soja und Weizen variiert in den unterschiedlichen Ländern. In Japan ist das Verhältnis 1:1. In China wiederum sind Mischungen bis 4:1 möglich – also viel mehr Soja. Das Mischungsverhältnis hat auch Einfluss auf die Farbe, wie Viktor Gruber von LUVI Fermente erklärt:

„Der Unterschied zwischen hellen und dunklen Sojasaucen liegt meistens im Verhältnis von Soja und Weizen und der Fermentationsdauer. Hellere Sojasaucen haben eher mehr Weizen und weniger Soja und sind kürzer fermentiert. Dunkle Sojasaucen beinhalten tendenziell mehr Sojabohnen und weniger Weizen und sind länger fermentiert.“

Miso

Miso ist eine würzige Paste aus Soja, die der Sojasauce im Geschmack sehr ähnlich ist. Anders als bei der Sojasauce wird bei Miso aber nicht Weizen, sondern Reis eingesetzt. Dadurch ist diese Paste in den meisten Fällen glutenfrei – außer jenes Miso, das mit Gerste hergestellt wird.  

Nicht-fermentierte Sojaprodukte und deren Herstellung

Egal, ob fermentiert oder nicht: Sojabohnen müssen aufgrund der antinutritiven Stoffe vor ihrem Verzehr auf jeden Fall erhitzt werden. Zu den hierzulande gängigsten nicht-fermentierten Sojaprodukten zählen der Sojadrink, Tofu sowie verschiedene texturierte Sojaprodukte.

Sojadrink

Für die Herstellung von Sojadrink – die Bezeichnung „Sojamilch“ ist in der EU verboten – gibt es zwei unterschiedliche Verfahren: das traditionelle und das Heißmaischverfahren. Je nach Art und Dauer des Einweichens, des Herstellungsprozesses und dem Kochzeitpunkt variiert die Zusammensetzung des Sojadrinks und somit auch sein Geschmack. An erster Stelle steht die Auswahl der Sojabohnen: Dabei geht es vor allem um eine hohe Ausbeute, helle Farbe sowie Geschmack.

Tofu

Tofu ist eigentlich gestockter Sojadrink. Die Herstellung ist mit der vom Käse vergleichbar – außer, dass Tofu nicht reift. Damit Sojadrink gerinnt, wird meist Kalziumsulfat (Gips) zugefügt. Bei der traditionellen Herstellung kommt großteils Nigari zum Einsatz – ein Magnesiumsalz, das aus Meerwasser gewonnen wird. Durch das Kalziumsulfat oder Nigari trennt sich also die eiweißreiche Substanz von der wässrigen Molke. Die Molke wird abgeschöpft und zurück bleibt die Tofumasse in Form von Flocken.

Herstellung von Sojaöl und deren Nebenprodukte

Sojaöl wird durch mechanisches Pressen oder Extraktion der Sojabohnen gewonnen. Teilweise wird auch eine Kombination aus Heißpressung und Extraktion durchgeführt. Der Hergang ist bei Lebens- wie auch Futtermitteln derselbe.

Während beim Pressen keine Lösungsmittel verwendet werden, wird bei der Extraktion ein Lösungsmittel eingesetzt. Deshalb befinden sich im Rohöl noch Reste des Lösungsmittels und Leichtbenzins Hexan sowie weitere Begleitstoffe. Zunächst wird durch eine nachfolgende Destillation das Hexan vom Öl abgetrennt und wieder verwendet. Bei Hexan handelt es sich um ein technisches Hilfsmittel, das aus dem Endprodukt wieder entfernt wird. Deshalb muss es auch nicht deklariert werden. Für verbleibende Restspuren ist in der Lebensmittelindustrie ein Grenzwert festgelegt. Im Öl darf der Grenzwert von einem Milligramm pro Kilogramm und in entfetteten Sojaerzeugnissen 30 Milligramm pro Kilogramm nicht überschritten werden.

Dann wiederum wird das Rohöl raffiniert. Raffiniert wird es deshalb, weil es so kaum verwendbar ist. Rohöl enthält unter anderem unerwünschte Geruchs-, Geschmacks- und Farbbegleitstoffe, weshalb es etwa durch Hitze oder Vakuum gereinigt wird. Anhand mehrerer Schritte werden also Geruch sowie Geschmack verbessert, Schadstoffe entfernt, die Haltbarkeit verlängert und die Hitzeverträglichkeit erhöht. Jedoch gehen bei der Raffination auch wertvolle Inhaltsstoffe wie zum Beispiel Vitamine und Mineralstoffe verloren. Ein weiterer Ölbegleitstoff ist Lecithin, das als Nebenprodukt bei der Raffination gewonnen wird.

Das raffinierte Sojaöl wird in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt: von der Lebensmittelindustrie über die Kosmetik bis hin zum Biodiesel. Außerdem findet man Sojaöl in Farben – sei es in Farbstiften, Tinten und Druckfarben – oder Kerzen. Mengenmäßig am meisten wird das Sojaöl für die Ernährung produziert. Abgesehen vom kaltgepressten kann Sojaöl normalerweise auch stark erhitzt werden, wie etwa beim Braten oder Frittieren.

Lecithin als Emulgator

Während der Raffination wird dem Öl auch das sogenannte Lecithin entzogen. Lecithin ist ein natürlicher Ölbegleitstoff und wird in der Lebensmittelindustrie als Emulgator eingesetzt. Ein Emulgator bindet Wasser und Öl, obwohl sich diese beiden Stoffe eigentlich abstoßen würden.

Auf der Zutatenliste ist es als E322, Lecithin oder Sojalecithin deklariert. Auch andere Pflanzen, aus denen Öl gewonnen wird, oder Eigelb enthalten Lecithin. Soja nimmt aber mit einem Gehalt von bis zu drei Prozent den ersten Platz ein. Entsprechend häufig ist Sojalecithin in verarbeiteten Lebensmitteln wie etwa Brot, Margarine oder Schokolade anzutreffen. Außerdem ist Sojalecithin im Vergleich zu anderen Lecithinen kostengünstig, wirkt gut und fällt in großen Mengen an.

Chemischer oder mechanischer Prozess

Beim chemischen Prozess wird Sojaöl mittels Extraktion gewonnen. Die festen Bestandteile, die dabei zurückbleiben, werden als Sojaextraktionsschrot bezeichnet. Auch hier befinden sich Reste des Lösungsmittels Hexan im Schrot, die zunächst entfernt werden. Das Lösungsmittel ermöglicht eine sehr effiziente Ölgewinnung, wodurch der Schrot nur mehr rund ein Prozent Öl enthält. Je nach Endprodukt wird der Schrot unterschiedlich weiterverarbeitet: So können daraus beispielsweise Sojakonzentrate oder -isolate hergestellt werden. Dazu wird der Schrot mit Wasser und mit Salzsäure oder Alkohol versetzt.

Sojatexturate

Neuer Beliebtheit als Fleischalternativprodukt genießt beispielsweise das texturierte Soja. Das trockene und lang haltbare Produkt ähnelt nach Zubereitung in der Konsistenz dem Fleisch. Je nachdem, was damit ersetzt werden soll, kann dem Sojatexturat ein Bissgefühl von Hühner- über Rindfleisch bis hin zu Fisch und Meeresfrüchten verliehen werden.