Milch aus Österreich
Wir trinken viel und es gibt sehr viel davon, sie kommt zum Großteil aus den Bergen und sie ist garantiert frei von Gentechnik - österreichische Milch. Auch Schafe und Ziegen geben Milch, laut offizieller Definition ist “Milch” jene von Kühen, genauer gesagt von “Milchkühen”. Schon die Geburt eines Kalbes steht im Zeichen der Milch. Eine Kuh sollte einmal im Jahr ein Kalb zur Welt bringen, um überhaupt Milch zu geben. Die Bäuerinnen und Bauern trennen ein Kalb nach wenigen Minuten, Stunden oder Tagen von der Kuh. Die Hörner lassen die meisten entfernen. Die Haltungsformen sind so unterschiedlich wie Fitness und Lebensdauer von Milchkühen, ohne dass es einen direkten Zusammenhang gibt.
Der durchschnittliche Milchbetrieb ist ein Bauernhof mit 23 Milchkühen, auf dem die Familie zusammenhilft. Vor allem viele kleinere Milchbäuerinnen und -bauern kämpfen trotz Entgelten der öffentlichen Hand ums Überleben ihrer Milchwirtschaft, hören auf oder suchen sich eine zweite oder dritte Einnahmequelle. Österreichs Milchbäuerinnen und -bauern erhalten artenreiches Grünland und verwandeln dabei für den Menschen ungenießbare Gräser in genießbare Milch. Damit die Kühe mehr Milch geben, verwenden sie auch so genanntes Kraftfutter, in unterschiedlichen Anteilen. Kontrolliert werden sie oft und regelmäßig, wie die Milch entlang ihres gesamten Weges, inklusive aller Verarbeiterinnen und Verarbeitern sowie Verkäuferinnen und Verkäufer. Molkereien holen die Milch ab, egal wie entlegen die Bauernhöfe sind. Der Handel setzt auf österreichische Konsummilch, genauso wie die Konsumentinnen und Konsumenten.
Was ist Milch?
Wenn wir von Milch sprechen, meinen wir die Milch von Kühen. Schafmilch heißt “Schafmilch”, Ziegenmilch ist “Ziegenmilch”. Milch kann von einer Kuh sein, aber auch von mehreren. Es kann sogar sein, dass die Milch hunderter Kühe zusammengemischt ist, auch dann sprechen wir von “Milch”.
“Sojadrink” und andere pflanzliche “Milchersatzprodukte” dürfen nach österreichischem Recht nicht als Milch bezeichnet werden.
Dann gibt es noch den Begriff “Konsummilch”. Das ist jene Milch, zu der wir umgangssprachlich einfach nur “Milch” sagen. Buttermilch, Sauerrahm und Käse gehören zum Beispiel nicht dazu. Das sind Milchprodukte. Diese Unterscheidung ist wichtig, wenn wir uns ansehen, wie viel Konsummilch exportiert wird und wieviel eine Person in Österreich pro Tag trinkt oder zum Kochen verwendet.
Aber auch Konsummilch ist nicht gleich Konsummilch. Wenn wir sie kaufen, können wir auf der Verpackung oder Flasche zahlreiche Milchsorten unterscheiden.
Heiß diskutierte Themen in Österreich
Wenn Kühe zu bestimmten Zeiten auf ihrem Platz angebunden stehen, sprechen wir von Anbindehaltung. Anbindehaltung ist aber nicht gleich Anbindehaltung. Es gibt genauso Kühe, die im Sommer auf der Weide grasen und im Winter im Stall angebunden sind wie Kühe, die das ganze Jahr über im Laufstall gehalten werden und nicht ins Freie kommen. Gesetzliche Bestimmungen gibt es bis ins Detail. Eine Ausnahme im österreichischen Gesetz lässt das dauerhafte Anbinden von Kühen unter bestimmten Umständen zu, insbesondere bei Kleinbetrieben. Viele dieser Kleinbetriebe könnten einen Umbau zum Laufstall finanziell kaum bewältigen. In der Kritik steht vor allem die Ganzjahresanbindehaltung, die durch eine Ausnahmeregelung noch erlaubt ist.
> Haltungsformen
> Tierwohl
Vieles machen unterschiedliche Milchbäuerinne und -bauern gleich oder zumindest ähnlich. Die Trennung von Kalb und Kuh gehört definitiv nicht dazu. In den ersten Stunden, am ersten oder zweiten Tag, einige Tage oder eine Woche nach der Geburt - alles ist erlaubt und alles wird praktiziert. Gründe für die Trennung sind der geringere Aufwand und bauliche Gegebenheiten. Studien haben herausgefunden, wie sich die gemeinsame Zeit mit der Mutter auf das Kalb auswirkt, und wann der Trennungsschmerz wie groß ist.
> Trennung von Kalb und Kuh
Rinder haben zumeist von Natur aus Hörner. Es gibt aber auch Rinder, welche genetisch hornlos sind. Fährt man durch Österreich und schaut in die Ställe, sieht man vor allem Kühe ohne Hörner. Die meisten Landwirtinnen und Landwirte lassen ihre Kälber vom Tierarzt enthornen, manche enthornen noch selbst. Beim Enthornen wird die Hornanlage mit einem Brennstab zerstört, eine Betäubung ist dabei vorgeschrieben. Umstritten ist, ob die Hörner für Kühe eine Bedeutung haben. Das Hauptargument für die Enthornung ist die Verringerung des Verletzungsrisikos für Tier und Mensch, vor allem im Laufstall.
> Enthornung
Der Begriff “Turbokuh” ist Ausdruck für die Sorge bzw. den Verdacht, eine allzu hohe Milchleistung gehe zu Lasten des Wohles der Kuh. Geben Durchschnittskühe in Österreich zwischen 15 und 30 Liter am Tag, so liegen diese Werte bei Hochleistungstieren oft deutlich darüber. Eine einseitige Züchtung und zu viel Kraftfutter steigern die Milchleistung der Kuh. Viele der von uns befragten Bäuerinnen und Bauern sowie Expertinnen und Experten sind sich einig, dass es eine solche Entwicklung in den vergangenen Jahrzehnten gegeben hat. Und dass dies auch in Österreich zu sinkenden “Fitnesswerten” der Kuh, also verminderter Lebenszeit und einer Reihe anderer Probleme, geführt hat. Gleichzeitig wird betont, dass man auch die entsprechenden Lehren daraus gezogen habe und dabei sei, diese umzusetzen.
> Fütterung zwischen Leistung und "Fitness"
> Züchtung zwischen Leistung und "Fitness"
> Kraftfutter
> Tierwohl
Nur weibliche Kälber können später einmal Milch geben. Männliche Kälber werden ausschließlich für die Fleischproduktion verwendet. Die einen Bäuerinnen und Bauern mästen sie am eigenen Betrieb, andere verkaufen sie an einen Mäster im Inland. Dies betrifft den größten Teil der männlichen Kälber. Ein Teil wird aber auch an Mastbetriebe im Ausland geliefert und dabei mitunter weite Strecken durch Europa transportiert. Es gibt bereits eine Methode, das Geschlecht des Nachwuchses vor der Besamung zu wählen. Diese ist aber noch nicht weit verbreitet.
> Stierkälber
Seit dem EU-Beitritt 1995 ist die Zahl der Milchbäuerinnen und -bauern von 77.500 auf 24.980 im Jahr 2021 zurückgegangen. Als Gründe für das Aufgeben der Milchproduktion werden hauptsächlich der hohe Arbeitsaufwand, fehlende Finanzmittel für notwendige Investitionen und die unsichere Milchpreis-Entwicklung genannt. Mit geringen Milchmengen und niedrigen Erzeugerpreisen sei es schwer, wirtschaftlich zu überleben.
> Familien, Traditionen und "Bauernsterben"
> BLOG: Sag mir, wo die Bauern sind
Fast die Hälfte der Konsummilch, die Österreichs Milchbäuerinnen und -bauern produzieren, geht in den Export. Der Selbstversorgungsgrad beträgt bei steigender Tendenz 178 Prozent. Bei Käse versorgt sich Österreich zu 100 Prozent selbst, bei Butter aber nur zu 72 Prozent. Wir importieren also mehr Butter als wir exportieren, während es bei der Konsummilch umgekehrt ist. Der Import von Käse lässt sich einigermaßen mit dem Konsumentenwunsch nach ausländischen Käsespezialitäten erklären. Bei der Butter haben sich seit dem EU-Beitritt ausländische Anbietende auf dem österreichischen Markt etabliert. Der Grünlandexperte Karl Buchgraber erwähnt, dass die “Überproduktion” vor allem damit zu erklären ist, dass Österreich nun mal viel Grünland hat und daher viel Milch produziert.
> Konsumverhalten und Exporte
Aufgrund der kleinen Struktur und Lage im Berggebiet könnten viele Milchlandwirtinnen und -landwirte ihren Betrieb nicht wirtschaftlich führen, wenn sie nicht die so genannten “Ausgleichszahlungen” bekommen würden. Die EU vergibt sie an ihre Mitgliedsstaaten und diese können entscheiden, nach welchem System sie die Mittel verteilen. Werden die damit verbundenen Auflagen nicht eingehalten, kommt es zu Sanktionen. Österreich verteilt einzelne Ausgleichszahlungen, die an jene landwirtschaftlichen Betriebe vergeben werden, die die jeweiligen Kriterien erfüllen. Jeder Betrieb bekommt eine Zahlung, die sich nach der bewirtschafteten Fläche berechnet. In der Transparenzdatenbank kann man online nachsehen, welcher Betrieb für welche Maßnahmen wieviel Geld bekommt.
> Zahlungen der öffentlichen Hand
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