Weltweit einziges Land mit garantiert gentechnikfreier Milchproduktion

© Land schafft Leben, 2016

Die heimische Milchwirtschaft hat sich entschieden, gentechnikfrei zu produzieren. Kauft man Milch, die in Österreich gemolken und verarbeitet wurde, ist diese garantiert gentechnikfrei. Von 2003 bis 2010 wurde umgestellt. Seither nimmt Österreich eine international beachtete Vorreiterrolle ein. Obwohl es im Ausland - etwa auch in Deutschland - sehr ernsthafte Überlegungen und Anstrengungen gibt, dem österreichischen Vorbild zu folgen, sind diese bislang bundesweit nicht von Erfolg gekrönt. Die Einhaltung der Gentechnikfreiheit unterliegt strengen Kontrollen. Der Verein "Arbeitsgemeinschaft für Gentechnik-frei erzeugte Lebensmittel" (kurz: ARGE Gentechnik-frei) wacht darüber. Er versteht sich als unabhängige Plattform von Mitgliedsunternehmen aus dem Lebensmittelhandel, der Lebensmittelherstellung und der Futtermittelproduktion sowie von Organisationen aus den Bereichen Umweltschutz, Konsumentenschutz und Bauernvertretungen.

> HINTERGRÜNDE: Grüne Gentechnik

Ökobilanz - Kuh killt Klima?

holstein | © Land schafft Leben, 2016

Die Kuh gilt als Klima-Killer. Fakt ist, dass bei der Verdauung von Gras und anderem Grünfutter im Pansen-Magen der Kuh Methan entsteht und in die Atmosphäre entweicht. Methan belastet das Klima rund 28-mal mehr als CO2. Ein Teil der Forschung und Praxis -  auch in Österreich -  zieht daraus den Schluss, den Grünfutteranteil an der Gesamtfuttermenge der Kuh zu reduzieren und den von Kraftfutter zu erhöhen. Der Methanoutput pro erzeugtem Liter Milch könne so reduziert werden.

Zu gänzlich anderen Schlussfolgerungen kommen Ansätze, welche das gesamte Produktionssystem genauer unter die Lupe nehmen. Demnach seien nicht die Kuh und ihre “Abgase” das Problem. Das von der Kuh genutzte Grünland binde nämlich seinerseits große Mengen CO2. Ökologisch nachteilig wirke sich erst ein Landwirtschaftssystem aus, das die Kuh vom Grasland aussperrt und mit eiweißreichem Kraftfutter zu Nahrungskonkurrenten des Menschen macht.

Der Anbau von hochwertigem Kraftfutter benötigt meist intensive Düngung, also externe “Energie”, welche ihrerseits zu mehr CO2-Einträgen führt. Der ausgebrachte Stickstoffdünger setzt nämlich in Produktion und Anwendung mit Ammoniak und Lachgas noch weitaus klimaschädlichere Gase in gigantischem Umfang frei. Dieser Umstand wird in der Kalkulation der Befürworterinnen und Befürworter von mehr Kraftfutter für die Kuh nicht berücksichtigt. Nicht mehr, sondern weniger Kraftfutter lautet daher die Schlussfolgerung dieses Ansatzes.  

Dauergrünland, Weiden und Almen

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Extensives Grünland ist eine der artenreichsten landwirtschaftlichen Kulturen überhaupt. Kühe als evolutionäre Grasfresser sind perfekt zur Nutzung dieser Flächen geeignet, die sinnvollerweise nicht beackert werden sollten. Anders ausgedrückt: die Grünland-Kuh frisst dem Menschen nichts weg. Im Gegenteil, sie macht die im Grünland gespeicherte Energie über ihre Milch - und ihr Fleisch - erst für die menschliche Ernährung nutzbar.

Vor allem in den inneralpinen Regionen Österreichs ist es, vereinfacht gesagt, über das Jahr gerechnet zu kalt und zu nass, um im großen Stil andere agrarische Kulturen anzubauen. Aufgrund der regional sehr unterschiedlichen Klima-, Wetter- und Bodenverhältnisse gibt es in Österreich eine große Artenvielfalt bei unterschiedlich (intensiven) Nutzungsweisen des Grünlandes. Über 3.000 verschiedene Gräser, Kräuter und Kleearten sind in den Wiesen, Weiden und Almflächen Österreichs gezählt worden. Diese wiederum bieten zahllosen Klein- und Kleinsttieren einen Lebensraum, etwa auch den wichtigen Bestäubern wie der Biene.

Nahrung für den Boden in der Kreislaufwirtschaft

kreislaufwirtschaft | © Land schafft Leben, 2016

In Österreich wird die Milchkuhhaltung vorrangig in Form einer Kreislaufwirtschaft beziehungsweise bodengebundenen Viehhaltung betrieben.

In der Kreislaufwirtschaft sollen die eingesetzten Rohstoffe über den Lebenszyklus einer Ware hinaus wieder vollständig in den Produktionsprozess zurückgelangen. Grundlage für Überlegungen zum Kreislaufprinzip war die Erkenntnis, dass in einer endlichen Welt nur Produktionsverfahren mit einem Kreisschluss unbeschränkt fortgeführt werden können. Kreislaufwirtschaft nimmt daher den Stoffkreislauf der Natur zum Vorbild und versucht kaskadische Nutzungen ohne Abfälle und ohne Emissionen zu erreichen.

Bodengebundene Viehhaltung heißt, dass ein Betrieb über ausreichend eigene Flächen verfügen muss, um daraus den Großteil der Futtermittel für die Tiere zu gewinnen. Dadurch wird verhindert, dass große Mengen von außen zugekauft werden müssen. Dies wäre unvereinbar mit dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft. Und in der Folge steht wieder genügend Boden zur Verfügung, um den anfallenden Wirtschaftdünger sinnvoll verwerten zu können.  

Für Österreich bedeutet das in erster Linie, dass es ohne Grünflächen zur Futtermittelgewinnung auch keine Milchkuhhaltung gibt und die Nährstoffe, die den Grünflächen entzogen wurden, wieder auf natürlichem Wege (Mist, Kompost, Gülle, Jauche) rückgeführt werden.

Tierwohl

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Im Schlagwort “Tierwohl” kristallisiert sich seit einigen Jahren eine zusehends kritisch-hinterfragende Sicht auf das Thema Nutztierhaltung allgemein heraus. Konsumentinnen und Konsumenten wollen nicht nur gesunde Lebensmittel, sondern auch ethisch vertretbare. Mögliches Tierleid soll durch Tierwohl ersetzt werden.

In der Milchwirtschaft gelten die unterschiedlichen Haltungsformen und die Fütterung der Kühe als die beiden wichtigsten Einflussfaktoren. Kühe sind Herdentiere und haben ein ausgesprochen reiches Sozialverhalten entwickelt. Um dieses ausleben zu können, brauchen sie vor allem ausreichend Platz. Praktikerinnen und Praktiker betonen darüber hinaus die Bedeutung der Mensch-Tier-Beziehung. Der hellste, größte, komfortabelste Stall und das beste Futter allein sind noch keine Garantie für Tierwohl, wenn die Bäuerin oder der Bauer nicht auf seine Tiere “schaut”.

Im Begriff der “Turbokuh” drückt sich die Sorge aus, dass eine allzu hohe Milchleistung immer zu Lasten des Tierwohls respektive der Gesundheit der Kuh gehe. Einseitige Zucht und Futter, für das Wiederkäuer nicht geschaffen sind, stehen hier im Brennpunkt der Kritik.

Nimmt man die durchschnittliche Lebensdauer einer Kuh beziehungsweise die Zahl der Laktationen als Indiz für Tierwohl, so steht Österreich im internationalen Vergleich etwas besser da als die großen europäischen Milchproduzenten wie Frankreich und Deutschland. Die absoluten Zahlen sind dennoch ernüchternd und weisen eine stagnierende bis leicht rückläufige Tendenz auf. Auch in Österreich bekommt eine Kuh im Schnitt nur mehr drei bis vier Kälber (Laktationen), bevor sie aus dem Produktionskreislauf ausscheidet.

Sogenannte “Eingriffe” - wie zum Beispiel das weit verbreitete Enthornen - sind gesetzlich genau geregelt. Trotz eindeutiger Gesetzeslage werden derlei Praktiken im Zusammenhang mit Tierwohl und Tierleid auch von engagierten “Laien” heftig diskutiert.
Stierkälber können naturgemäß nicht zur Milchproduktion verwendet werden. Ihr Lebenslauf sieht daher ab einem bestimmten Zeitpunkt ganz anders aus als jener ihrer Schwestern. Auch hier haben wir uns Auskunft von Landwirtinnen und Landwirten geholt.

Der Wasserbedarf bei der Milchproduktion

Im Zusammenhang mit Milch wird immer wieder auch das Thema „Wasser“ diskutiert. Teilweise werden dabei überraschend hohe Werte als angeblicher „Wasserverbrauch“ genannt. Zugrunde liegen solchen Werten Berechnungen des sogenannten Wasserfußabdrucks. Bei der Verwendung entsprechender Zahlen kommt es häufig zu irreführenden Fehlinterpretationen. Ohne Kenntnis über die höchst unterschiedlichen Bestandteile eines Wasserfußabdrucks ist es unmöglich, diesen auf sinnvolle Weise als Maßstab für eine Nachhaltigkeitsbewertung von Milch, Käse oder anderen Lebensmitteln einzusetzen. 

Grundsätzlich wird Wasser durch Nutzung in Haushalten, Industrie und Landwirtschaft nicht „verbraucht“, da das Wasser auch nach der Nutzung Wasser bleibt.

Milch und „virtuelles Wasser“

Das Konzept des „virtuellen Wassers“ soll dabei helfen, die Bedeutung von Frischwasser bei der Produktion von Gütern zu verdeutlichen. Gemäß des Konzepts umfasst die Menge des virtuellen Wassers die aufsummierte Wassermenge, die über den gesamten Herstellungszyklus eines Produkts direkt oder indirekt genutzt wird. Das genutzte virtuelle Wasser wird dabei in drei Kategorien unterteilt.

  •  Blaues Wasser: Wasser, das technisch gewonnen wird. Es kann aus Grundwasser- oder Oberflächengewässern, in manchen Ländern auch aus Meerwasserentsalzungsanlagen stammen. Blaues Wasser wird für die künstliche Bewässerung von Nutzpflanzen, für Viehtränken oder innerhalb von Verarbeitungsprozessen zum Auswaschen von Produktanteilen oder zum Reinigen von Anlagen und Räumen genutzt.
  •  Graues Wasser: Das ist die Wassermenge, die im Zuge der Herstellung eines Produkts qualitativ so beeinträchtigt beziehungsweise verschmutzt wird, dass sie nicht mehr uneingeschränkt für andere Zwecke nutzbar ist.
  •  Grünes Wasser: Die Menge des Regenwassers, die von Pflanzen während ihres Wachstums aufgenommen wird. Nur ein verschwindend geringer Teil davon ist zum Zeitpunkt der Ernte oder des Abweidens durch Tiere in den Pflanzen gespeichert. Fast die gesamte Menge wird während der Vegetationsperiode von den Pflanzen aufgenommen, für den Transport von Nährstoffen im Pflanzeninneren genutzt und schließlich wieder verdunstet, also an die Atmosphäre abgegeben.

Die Milch und ihr Wasserfußabdruck

Die untenstehende Grafik zeigt den Wasserfußabdruck für einen Liter Milch aus dem Alpenvorland laut einer Schätzung von Thomas Guggenberger, Leiter des Instituts für Nutztierforschung an der HBLFA Raumberg-Gumpenstein. Die Zahlen zeigen: 99 Prozent des Wasserfußabdrucks der Milch umfassen die Menge des Regenwassers, das auf Grün- und Ackerland niederregnet. Berücksichtigt man ausschließlich jene Wassermenge, die technisch beeinflussbar ist, dann beläuft sich dieser Teil des Wasserfußabdrucks auf acht Liter Wasser pro Liter Milch.