Futtersorten und -herstellung

Milchkühe fressen im Sommer bis zu 100 kg Gras pro Tag. Ihnen schmeckt nicht nur frisches Gras, es kann auch getrocknet oder siliert sein. Und Milchkühe fressen auch Pflanzen, die ihre Vorfahren vor hundert Jahren noch gar nicht kannten. “Kraftfutter” und “Mineralfutter” nennen wir Menschen das neue Fressen.

Das Grundfutter wird größtenteils auf den Wiesen und Feldern der landwirtschaftlichen Betriebe selbst erzeugt, daher der Ausdruck „wirtschaftseigenes Grundfutter“. Wiesenfutter hat in Österreich mit 60 bis 100 Prozent bei weitem den größten Anteil am Grundfutter. 

Durch das Ausbringen von Gülle und Mist kommen wertvolle Nährstoffe wieder zurück aufs Feld. 
> HINTERGRÜNDE: Weg der Nährstoffe

 

Zusammenhang von Leistung und Fitness: die „Turbokuh“

Neben dem “genetischen Potenzial” entscheidet vor allem die Futterration über die Milchleistung einer Kuh. Expertinnen und Experten, Bäuerinnen und Bauern sowie Vertreterinnen und Vertreter der Molkereien sehen den sprunghaften Anstieg der Milchleistung in den vergangenen Jahren nicht nur positiv. Auch viele Konsumentinnen und Konsumenten zeigen sich darüber beunruhigt. Es mehren sich Stimmen, die hier eine Grenze längst überschritten sehen. Die Gesundheit, Lebensdauer, Fruchtbarkeit und die gesamte Fitness der Kuh leiden unter einseitiger Ausrichtung auf Milchleistung.

Kraftfutter steht auch wegen seiner im Verhältnis fragwürdigen Ökobilanz in der Kritik. Die Kuh werde so immer mehr zu einer direkten Nahrungskonkurrentin des Menschen. Außerdem weise eine Milchkuhration mit hohem Anteil an monokulturell hergestelltem Kraftfutter – insbesondere aus Übersee – eine insgesamt wesentlich schlechtere Ökobilanz auf.

Expertinnen und Experten besorgt

Einige der von uns dazu befragten Expertinnen und Experten sowie Bäuerinnen und Bauern teilen jedenfalls die Besorgnis hinsichtlich der Kuhgesundheit. Tiergesundheitsexperte und Tierarzt Johann Gasteiner: "‘Immer mehr heißt, dass Grenzen ausgelotet werden - immer noch mehr Kraftfutter. Irgendwann nähert man sich dem Punkt, an dem bestimmte Grenzen überschritten werden. Mit beispielsweise 50 Prozent Kraftfutter in der Ration wäre eine solche Grenze erreicht. Die Tiere spiegeln das wider. Wenn du das machst, wirst du immer mehr Probleme tiergesundheitlicher Natur haben. Es ist nicht so, dass die Tiere von heute auf morgen tot umfallen. Das kann aber auch passieren.”

Auch Gesundheit wichtig

Bio-Bauer Sebastian Herzog füttert nur minimale Kraftfuttermengen zu. Er weiß, dass seine Holsteinkühe dadurch leistungsmäßig mit vielen ihrer Artgenossen nicht mithalten können. Ihm aber ist eine fitte Kuh mit besseren Gesundheitswerten und längerem Leben wichtiger. Auch wirtschaftlich würde eine gesunde Kuh Sinn machen. Dass manche seiner Standeskolleginnen und -kollegen hier ganz anders denken und handeln, bringt er wie folgt auf den Punkt: “Da wird das Rind zum Schwein gemacht.”

Gentechnikfrei

Kraftfutter, im speziellen Soja, wird in vielen Ländern vorwiegend mit gentechnisch veränderten Samen angebaut. Die österreichische Milchwirtschaft hat sich darauf geeinigt, für den heimischen Markt auf gentechnisch verändertes Futter zu verzichten. Beim Einkauf von Futtermitteln müssen Bäuerinnen und Bauern ganz genau darauf achten, dass diese gentechnikfrei ist. Sojaschrot, das ohne Gentechnik hergestellt wurde, ist teurer. Österreichs Milchlandwirtinnen und -landwirte verfüttern daher vergleichsweise wenig Soja.

Die ARGE Gentechnik-frei vergibt und kontrolliert das Gentechnikfrei-Kontrollzeichen. Die Kontrollen führen externe, eigens zertifizierte Organisationen durch. Wie oft, hängt von einer Risikoabschätzung ab. Bei tierischen Produkten wie der Milch liegt der Fokus auf der Kontrolle der Futtermittel, da diese am ehesten gentechnisch veränderte Pflanzen enthalten könnten.

> HINTERGRÜNDE: Grüne Gentechnik