Tomaten aus Österreich
Moderne Technologien ermöglichen, dass es das ganze Jahr über frische Tomaten aus heimischem Anbau gibt. Dass wir uns dennoch mit unserem Lieblingsgemüse nur zu 18 Prozent selbst versorgen, liegt vor allem an weiterverarbeiteten Tomaten. Die Hersteller von Ketchup, Sugo und Co verwenden Tomatenmark aus dafür gezüchteten Sorten, oft aus Freilandanbau in China. Im Bereich der Frischtomaten gibt es in Österreich eine Überproduktion, wenn im Hochsommer Bio-Tomatenbauern und Hausgärtner ernten und die Ganzjahreskulturen und Foliengewächshäuser Ernte-Hochsaison haben.
Das meiste Saatgut für österreichische Tomaten kommt von Züchterinnen und Züchtern in den Niederlanden. Jungpflanzenproduzierende in Österreich oder den Niederlanden ziehen sie heran. Die größten Tomatenproduzenten sind dort, wo die meisten Menschen wohnen, in Wien und Umgebung. In modernen Glashäusern verzichten sie auf Erde und setzen die Tomatenpflanzen in Kokosfaser oder Steinwolle. Eine Nährstofflösung versorgt die Pflanzen. Die Glashaus-Betreiber setzen im Jänner und ernten von März bis November. Möglich ist das mit entsprechender Beheizung. Ein einziges heimisches Glashaus beleuchtet zusätzlich und erntet den ganzen Winter durch. Im Foliengewächshaus wachsen die Tomaten noch in Erde, geerntet wird von Juni bis Oktober. Gemeinsam haben die beiden Anbauformen vor allem, dass sie mehr Nützlinge als Pestizide verwenden. Bio-Tomatenpflanzen wachsen in Österreich immer in Erde.
Setzen, Kulturpflege und Ernte erfolgen immer händisch. Die größten Glashäuser haben bis zu 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angestellt. Für sie gelten österreichische Sozialstandards, mit großen Unterschieden zu anderen Anbauländern, aus denen wir Tomaten importieren. Die meisten österreichischen Tomatenerzeuger sind Gärtner- und Bauernfamilien, die in mehreren landwirtschaftlichen Bereichen aktiv sind. Auch die Betreiber der Ganzjahreskulturen haben eine Familientradition im Gemüseanbau. Sie haben in große Glashäuser investiert und sich auf die Tomate spezialisiert.
Daten und Fakten
Der Weg der österreichischen Tomate beginnt wie bei vielen Gemüsearten in den Niederlanden. Die Mehrzahl jener Betriebe, die aus dem Samen eine Pflanze heranwachsen lassen, produzieren ebenfalls in den Niederlanden. Österreichische Jungpflanzenproduzenten können den Bedarf nur zum Teil decken. Weltgrößter Tomatenproduzent ist China. In Österreich kommen die meisten Tomaten aus Wien. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei 18 Prozent. Unter anderem deshalb importiert Österreich viele Tomaten aus dem Ausland. Diese werden vor allem für Tomatenprodukte wie Ketchup und Sugo verwendet. Dennoch zählen Tomaten neben Zwiebeln, Karotten, Salat und Gurken zu den Top 5 Gemüsearten, die in Österreich angebaut werden. Der Pro-Kopf-Verbrauch an Tomaten stieg in den vergangenen Jahrzehnten zudem stark an und ist mit Abstand das Lieblingsgemüse der österreichischen Bevölkerung. Die Tomate besteht wie viele andere Gemüsesorten zu über 90 Prozent aus Wasser und enthält unter anderem geringe Mengen an Kohlenhydraten, etwas Ballaststoffe sowie verschiedene Vitamine und Mineralstoffe.
Heiß diskutierte Themen in Österreich
Was viele Konsumenten nicht wissen: Auch die meisten österreichischen Tomaten in den Supermärkten werden mittlerweile ganz ohne Erde angebaut. In den vergangenen 20 Jahren entstanden einige große Glashäuser, die mit der modernen Technologie des erdelosen Anbaus produzieren. Die Tomatenpflanzen stehen in Kokosfaser- oder Steinwollmatten und bekommen über das Bewässerungssystem genau die Nährstoffe, die sie brauchen.
> Ganzjahreskultur ohne Erde
Die modernen Glashäuser mit erdelosem Anbau könnten mit Beheizung und Beleuchtung das ganze Jahr über anbauen. Beheizung ist in österreichischen Ganzjahreskulturen wegen den klimatischen Bedingungen Standard. Auch manche Foliengewächshäuser beheizen, damit sie bereits ab März die Pflanzen setzen können. Die Betreiber von Ganzjahreskulturen setzen die Pflanzen mit Ausnahme eines Betriebes im Jänner und ernten von März bis November. Besonders an kalten Wintertagen verursacht das Heizen auf 18 Grad einen hohen Energieaufwand.
> Ökologische Aspekte
Die Samen für fast alle in Österreich angebauten Tomatenpflanzen kommen von einigen wenigen internationalen Zuchtunternehmen. Hybridsorten könnten zwar selbst vermehrt werden, würden aber dann nicht das erwünschte Ergebnis bringen. Die Saatgut-Vermehrung und das Heranziehen von Jungpflanzen übernehmen ohnehin längst darauf spezialisierte Unternehmen. Die Tomatenjungpflanzen beziehen die Bauern oder Gärtner zum Teil von österreichischen Produzenten. Viele Jungpflanzen kommen per LKW aus den Niederlanden.
> Wenige Unternehmen machen viel Saatgut
Ganzjahreskulturen, Foliengewächshäuser und Privatgärten haben im Hochsommer gleichzeitig Ernte-Hochsaison. Zu dieser Zeit sind noch dazu viele Konsumenten auf Urlaub im Ausland. Obwohl sich Österreich insgesamt nur zu 18 Prozent selbst mit Tomaten versorgt, gibt es vor allem im Hochsommer ein Überangebot an frischen Tomaten. Sie werden auch nicht zu Tomatenprodukten verarbeitet, denn deren Hersteller haben fixe Rezepturen mit Tomatenmark aus eigens dafür angebauten Sorten, die zum Großteil in China und Italien angebaut werden. So landen die zu viel produzierten österreichischen Tomaten in den Sommermonaten in Biogasanlagen oder im Biomüll.
> Kurzfristige Überproduktion in Österreich
> Große Produktionszuwächse in einem bereits gesättigten Inlandsmarkt?
Lange hatten vor allem die größeren Rispentomaten das Image der harten “Wasserbombe” ohne Geschmack. Die internationalen Züchter haben längst den Fokus darauf gerichtet, wie die Tomate schmeckt, nicht mehr nur auf Erträge und optische Merkmale. Österreichs Tomatenerzeuger achten besonders auf den Geschmack. Ob man die Anbauform mit oder ohne Erde im Geschmack erkennt, ist umstritten. Studien dazu gibt es in Österreich nicht. Einig sind sich Tomatenerzeuger, dass die Sortenwahl und der Reifegrad bei der Ernte für den Geschmack wichtig sind.
> Sorgfältige Auswahl der Sorten
> Ernte
Nur wenige Schädlinge finden den Weg durch Lüftungslöcher in die Glashäuser. Auch Pflanzenkrankheiten sind kein großes Problem, da Parameter wie Luftfeuchte gut geregelt werden können. Auch weil nur wenige chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel zugelassen sind, setzen Tomatenerzeuger stark auf Nützlinge. Insgesamt ist die Tomate eine Frucht, die ohne oder mit vergleichsweise wenigen chemisch-synthetischen Mitteln prächtig gedeiht.
> Nützlinge gegen Schädlinge
> Mehr Schaderreger durch Erde
> HINTERGRÜNDE: Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel
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