Ernte

paradeiser ernte | © Land schafft Leben, 2016

Ein großer Vorteil von den kurzen Transportwegen innerhalb Österreichs ist, dass die Tomaten reif geerntet werden können. Die meisten kommen innerhalb von ein bis zwei Tagen zu den Konsumentinnen und Konsumenten. Für Transporte über tausende Kilometer müssen die Tomaten unreif geerntet werden.

In der Erntesaison werden laufend Tomaten reif. Wann genau das geschieht, hängt vom Zeitpunkt der Befruchtung ab. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ernten jede Tomate händisch

> Erntezeit

Verarbeitung und Verpackung

paradeiser ernte | © Land schafft Leben, 2016

Wo die Verpackung in Kartonschalen oder Kisten erfolgt, hängt von der Größe des Betriebes ab. Die großen Glashaus-Betriebe verpacken in der Regel an Ort und Stelle, während kleinere Tomatenerzeugende unverpackt an die Erzeugerorganisation liefern. Auf der Verpackung steht dann entweder der Name des Erzeugers, der Erzeugerorganisation oder eine Handelsmarke. 

Lagerung und Kühlung

Tomaten gelten nicht als besonders lagerfähig. Bis zu vier Wochen könnten sie gekühlt gelagert werden, ohne Qualitätsverlust weniger als eine Woche. Die Lagertemperatur beträgt 10 bis 12 Grad. Dabei geht man auf Kosten des Geschmacks einen Kompromiss ein. Wie im privaten Kühlschrank verliert die Tomate bei kühlen Temperaturen Aroma. 

Kurzfristige Überproduktion
in Österreich

Besonders im Juli und August gibt es in Österreich ein Überangebot an Tomaten. In diesem Monat kommt alles zusammen - die Erntehochsaison in Glashäusern und Foliengewächshäusern und die Ernte in privaten Hausgärten. Dazu sinkt die Nachfrage, weil viele Österreicherinnen und Österreicher auf Urlaub sind. Dann kann es schonmal vorkommen, dass Tomaten in Biogasanlagen landen.

Mit dem Bau moderner Glashäuser wird es vor allem für konventionelle Foliengewächshaus-Betreibende immer schwieriger, die Tomaten zu verkaufen. Genau in der Zeit, in der sie am meisten ernten, haben sie die größte Konkurrenz am Markt. Vor allem konventionelle Bäuerinnen und Bauern ohne Ganzjahreskultur haben starken Konkurrenzdruck, denn ihre Tomaten kann der Laie im Regal nicht von den ohne Erde gewachsenen unterscheiden. Die Foliengewächshäuser ernten von Juni bis Oktober und fast alle Ganzjahreskulturen von März bis November. Die Folge ist, dass es zu einer Überschneidung kommt. Mitten in dieser Zeit erreichen beide Anbausysteme ihre Erntespitzen. Und auch in den Privatgärten werden die Tomaten reif.

Keine kurzfristige Verarbeitung

Als Konsumentin oder Konsument könnte man meinen, dass Tomaten dann einfach für die Ketchup-Produktion verwendet werden. Aber so einfach ist das nicht. Tomatenprodukte haben fixe Rezepturen. Sie verwenden Tomatenmark, das eigens dafür produziert wurde. Das kommt in Fässern zumeist aus China und wird in Italien verarbeitet. Ein paar Direktvermarkter verarbeiten österreichische Tomaten. Aber kauft man ein Tomatenprodukt - egal ob Ketchup, Sugo oder Tomatenmarkdose - das in jedem Supermarkt erhältlich ist, sind mit Sicherheit keine österreichischen Tomaten darin enthalten. Die werden zur selben Zeit entsorgt oder in Biogasanlagen zur Energiegewinnung verwendet, wenn sie keinen Abnehmer finden. Die Tatsache, dass Tomaten nur wenige Tage gelagert werden können, verschärft das Problem der Überproduktion.

Konventioneller Anbau in Erde unter Druck

Im Supermarkt können Konsumentinnen und Konsumenten nicht erkennen, ob die jeweiligen konventionellen Tomaten aus einem Anbau mit oder ohne Erde sind, außer sie kennen die Erzeugerin oder den Erzeuger. Im Sommer werden Tomaten aus beiden Anbausystemen gleichzeitig verkauft. Fritz Rauer baut in der Steiermark konventionell und in Erde an und ist Obmann des Bundesgemüsebauverbandes. Er sieht den Anbau in Foliengewächshäusern stark unter Druck. “Wir kommen zu einer Zeit auf den Markt, zu der eine starke Überversorgung am Markt ist. Und damit fallen die Preise.”

Bio als Ausweg

Als Ausweg und klares Unterscheidungsmerkmal zur Ganzjahreskultur ohne Erde sieht Rauer die Umstellung auf Bio und eine konsequent ressourcenschonende Produktionsform. Der Burgenländer Erich Stekovics ist auch als “Tomatenpapst” bekannt. Er baut unzählige samenfeste Sorten an. Er sieht am Markt Platz für “qualitätsvolle Anbieter, die auf biologischen Anbau direkt in der Erde setzen.” Seit ein paar Jahren sei ein Trend beobachtbar, dass Kundinnen und Kunden bereit seien, für Qualität mehr zu bezahlen. Auf unsere Frage von wann bis wann er Österreicherinnen und Österreichern empfiehlt, Tomaten zu kaufen, antwortet Stekovics: “Paradeiser reifen von Mitte Juli bis August. In dieser Zeit sollten sie auch gekauft werden.”

Der Tomatenkonsum ist in den vergangenen Jahrzehnten stark angestiegen. Mengenmäßig ist sie das meistverkaufte Gemüse in Österreich.

China weltgrößter Tomatenproduzent

Jedes dritte Kilo Tomaten kommt aus China. Das bevölkerungsreichste Land der Erde produziert pro Jahr rund 67,5 Millionen Tonnen. Würde man die chinesischen Tomaten auf alle rund acht Milliarden Menschen verteilen, würde jede und jeder pro Jahr 8,5 Kilo erhalten. In Österreich stecken chinesische Tomaten in Ketchup, Sugo und weiteren verarbeiteten Produkten. Die Sorten sind dafür spezialisiert und werden vorwiegend im Freiland angebaut. Das Tomatenmark fährt in Fässern per Schiff meist nach Italien. Dort wird es zu Tomatenprodukten verarbeitet und weiterverkauft. Preislich könnten österreichische Hersteller von Tomatenmark nicht mit chinesischen mithalten.  

> HINTERGRÜNDE: Lebensmittel-Kennzeichnung

Italien ist Europas größter Produzent

Die wichtigsten europäischen Anbauländer sind Italien, Spanien und Portugal. Laut der Statistik der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) wächst mehr als ein Drittel der erwerbsmäßig angebauten europäischen Tomaten in Italien. Hauptanbaugebiet ist die Provinz Apulien im Südosten des Landes. Bekannt ist die Region vor allem für den Anbau von Verarbeitungstomaten. Die Niederlande hat sehr hohe Erträge pro Quadratmeter. Grund dafür ist die hohe Technologisierung. Glashaus-Technologien und Sorten für die ganze Welt werden in den Niederlanden entwickelt. 

Vieles ähnlich im Hausgarten

Die Unterschiede zwischen dem erwerbsmäßigen Tomatenanbau und der Kultivierung im privaten Hausgarten sind kleiner als man glaubt. Die Pflanzen kommen zum Teil von denselben Jungpflanzenproduzierenden. Manche Sorten sind genauso wie im Erwerbsanbau Hybriden, deren Vermehrung nicht möglich ist oder nicht zum erwünschten Ergebnis führt. Auch die Tomaten im Hausgarten freuen sich über einen Schutz vor Regen und zu viel Sonne. Dann sind sie weniger anfällig für Pflanzenkrankheiten und der Privatgärtner freuen sich über mehr Ernteerträge.

Warm und sonnig wollen es Tomaten dennoch haben. Die Bloggerin Barbara Kanzian baut mitten in Wien auf einem Dach Tomaten an, wie sie in unserem Blogbeitrag erzählt. Sie bevorzugt Nicht-Hybridsorten, die weniger häufig angebaut werden. Sie empfiehlt, viel zu gießen, aber nicht so viel, dass sich die Nässe staut. Das Wasser muss regelmäßig abfließen können. Wenn Barbara Kanzian Tomaten in abgeschlossenen Räumen anbaut, schüttelt sie während der Blüte die Pflanze, damit sich diese selbst bestäubt. Im Freien erledigen das Fluginsekten.