Melken

melken | © Land schafft Leben, 2016

Das Melken gehört zum fixen Tagesablauf der Bäuerinnen und Bauern. Üblicherweise gehen sie zweimal täglich in den Stall. Je nachdem, wie viele Milchkühe sie haben, machen sie das alleine, zu zweit oder mit mehreren Personen. Die Kühe wissen, wann genau sie gemolken werden. Ihre Milchproduktion ist auf diese Uhrzeiten ausgerichtet. Üblich ist die Verwendung von Melkmaschinen, die händisch ans Euter der Kuh angeschlossen werden. 

Abholen der Milch

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Jeden oder jeden zweiten Tag fährt ein Milchsammelwagen von Bauernhof zu Bauernhof oder zu Milchsammelstellen und holt die gekühlte Rohmilch ab. In Österreich ist die Abholung der Milch vergleichsweise aufwendig. Es gibt viele kleine Betriebe, die die Tankwagenfahrerin oder der Tankwagenfahrer eigens anfährt. Sie oder er holt die Milch auch von kleinen Milchbäuerinnen und -bauern und von Almen mindestens jeden zweiten Tag ab. Manchmal wird die Milch von kleinen Höfen oder Almen auch von Landwirtinnen und Landwirten oder Sennerinnen und Sennern zu Sammelstellen gebracht, wo sie der Tankwagen entgegennimmt. Auch die Milchsorten machen die Abholung aufwendig. Bio-Milch darf zum Beispiel nicht mit konventioneller gemischt werden, Heumilch nicht mit Nicht-Heumilch. 

Ein Drittel der gesamten an Molkereien gelieferten Milch kommt aus Oberösterreich. Salzburgs Milchbäuerinnen und -bauern produzieren die meiste Bio-Milch.

Verarbeitung in der Molkerei

Die Molkerei bekommt Rohmilch und macht daraus Frisch-, Länger-Frisch- und Haltbarmilch und viele weitere Milchprodukte. Auch verschiedene Qualitätskontrollen, das Abfüllen und die Vorbereitung für die Abholung gehören zu den Aufgaben einer Molkerei.

 

KONTROLLE BEI DER ANLIEFERUNG

In der Molkerei wird die Lieferung auf Hemmstoffe überprüft. Das sind Medikamentenrückstände, die von Kühen in die Milch gelangen, die mit Antibiotika behandelt wurden. Die Bäuerin oder der Bauer muss sehr vorsichtig sein und aufpassen, dass die Milch von behandelten Kühen nicht in den hofeigenen Milchtank gelangt. Passiert es dennoch, entsorgt die Molkerei die gesamte Tankwagenladung und verrechnet den Schaden dem jeweiligen Betrieb. Somit ist garantiert, dass keine Medikamentenrückstände in die Molkerei gelangen.

 
ZWISCHENLAGER UND VORBEHANDLUNG

Seit dem Einfüllen in den Tank am Bauernhof ist die Milch nun schon gekühlt. Die Rohmilch wird zunächst mechanisch gereinigt. Erst dann trennen sich die Wege aller Milchsorten nach Haltbarkeit und Milchprodukten. 

METHODEN DER WÄRMEBEHANDLUNG

Um Milch länger haltbar zu machen, wird sie erhitzt. Frisch-, Länger-Frisch-, Haltbar- und Sterilmilch verlangen nach unterschiedlichen Arten der Wärmebehandlung. Grundsätzlich gilt, je höher die Milch erhitzt wird, desto mehr Vitamine verliert sie. Wie hoch genau die Verluste bei den einzelnen Methoden der Wärmebehandlung sind, ist umstritten.

Pasteurisieren
(Frischmilch)
15 - 30 Sekunden bei 72 - 75 °C ca. 97 Prozent der Keime werden abgetötet. 
Hocherhitzen
(Länger-Frisch-Milch)
4 - 10 Sekunden bei 85 - 127 °C ca. 99,9 Prozent der Keime werden abgetötet.
Ultrahocherhitzen
(Haltbarmilch)
2 - 3 Sekunden bei 135 - 150 °C Alle Keime werden abgetötet.

 

 

WEITERE VERARBEITUNGSSCHRITTE

Nebst den verschiedenen Arten der Wärmebehandlung gibt es zusätzliche Verarbeitungsschritte: von der Mikrofiltration bis hin zum Abfüllen.

Tiefen- und Mikrofiltration

Partikel ab einer bestimmten Größe werden aus der Flüssigkeit sondiert. Bei der Verarbeitung zu Länger-Frisch-Milch wird entweder tiefen- oder mikrofiltriert. Der Begriff “Tiefe” bezieht sich auf die Art der Filtrationsvorrichtung, “Mikro” bezieht sich auf die Größe der Poren. 

Homogenisieren

Rahm und Magermilch werden getrennt. Im Rahm werden die Fettkügelchen zerkleinert. Dann werden die Bestandteile der Milch wieder zusammengeführt. Wieviel Fett in die Milch zurück darf, entscheidet der Fettgehalt. Nach dem Homogenisieren steigt das Fett nicht mehr an die Oberfläche, die Milch rahmt nicht mehr auf. 

Baktofugieren

Durch Zentrifugalkraft werden Mikroorganismen aus der Milch entfernt. Vor allem größere Betriebe wenden diesen Verarbeitungsschritt an. Das Baktofugieren verlängert die Haltbarkeit der Milch.

Abfüllen

Die Molkereien verwenden Abfüllanlagen, die im Sekundentakt Milchpackungen befüllen können. Gleich danach werden Mindesthaltbarkeitsdatum und Chargennummer aufgedruckt. Daneben kommt auf die Minute genau jene Uhrzeit, zu der die Abfüllung der jeweiligen Verpackung erfolgte. 

Genossenschaftlich organisiert

Fast alle großen Molkereien in Österreich sind genossenschaftlich organisiert. Das heißt, dass jene Bäuerinnen und Bauern, die der Molkerei Milch liefern, an ihr beteiligt sind. Für die Bäuerinnen und Bauern bedeutet das, dass die Molkerei ihre Milch abholt, selbst wenn die Tankwagenfahrerin oder der Tankwagenfahrer eine lange Anfahrt hat. Darin und in der Größe unterscheiden sich österreichische Molkereien von den meisten internationalen Mitbewerbern. Die größte deutsche Molkerei etwa verarbeitet mehr als doppelt so viel Milch wie alle österreichischen zusammen. Außerdem sind die Milchriesen international an der Börse notiert. Nicht so, mit einer namhaften Ausnahme, die österreichischen Genossenschaften. Was das zur Folge hat, haben wir im Blog näher ausgeführt. 

> BLOG: Mensch. Macht. Milch Teil 2