Soja als Futtermittel

Häufig landet Soja in verarbeiteter Form in den Futtertrögen unserer Nutztiere. Welche Tiere Soja fressen und in welcher Form die Bohne verfüttert wird, gibt es hier zu lesen.

Die Zusammensetzung von Futter unterscheidet sich je nach Tierart, Nutzungsart sowie den am Betrieb vorhandenen Futterkomponenten. So erhält etwa ein Masthuhn ein anderes Futter als eine Milchkuh oder ein Schwein. Grundsätzlich sind die Rationen so gestaltet, dass sie einerseits bestmöglich den Bedarf der Tiere decken, andererseits ökonomisch möglichst effizient sind. Wie auch wir Menschen benötigen Tiere Nährstoffe wie Kohlenhydrate, Eiweiß oder Fett. Ziel ist es, die zugeführten Nährstoffe entweder in Form von Fleisch anzusetzen oder beispielsweise in Milch umzuwandeln. Sojabohnen und deren Produkte werden in der Fütterung von Nutztieren als Eiweißlieferant eingesetzt.

„Soja ist in der Fütterung von Tieren ganz wichtig, weil Eiweiß ein wichtiger Baustein von Eiern, Fleisch und anderen tierischen Lebensmitteln ist. Wenn die Tiere kein Eiweiß zu sich nehmen, können sie auch kein Eiweiß bilden“, erklärt Walter Emathinger von Fixkraft Futtermittel.

Soja in der Fütterung

Ungefähr 60 Prozent der in Österreich angebauten Sojabohnen landen in Futtermitteln. Hinzu kommen Nettoimporte von ungefähr 500.000 Tonnen Sojabohnen (genauer gesagt: Sojabohnen-Äquivalente errechnet aus ganzen Bohnen, Sojapresskuchen und Sojaextraktionsschrot). In den vergangenen Jahren wurde immer weniger Soja importiert. Gründe dafür sind der Einsatz von synthetischen Aminosäuren, der zunehmende Anbau in Österreich sowie die sogenannte bedarfsgerechte Phasenfütterung in der Geflügel- und Schweinemast.

Im Laufe der Mast verändern sich die Ansprüche an die Fütterung. Die meisten Betriebe passen das Futter zwei- bis viermal an den Bedarf der Tiere an. Diese mehrphasige Fütterung ist bezüglich der Futterverwertung am effizientesten und hat sogar einen positiven Effekt auf die Umwelt, da weniger Eiweißverluste auch weniger Ammoniakemissionen bedeuten. Ein Großteil des ungenutzten Eiweißes bauen Tiere zu Ammoniak ab.

Welche Nutztiere fressen Soja?

Soja wird eigentlich bei allen Nutztieren eingesetzt, wie beispielsweise beim Schwein oder bei der Legehenne. Doch auch Ziegen oder Fische können mit der Eiweißpflanze gefüttert werden. Der Anteil sowie die Verarbeitung des Soja-Futtermittels unterscheiden sich je nach Tier: Manche Branchen setzen auf gentechnikfreie Fütterung. Ebenso spielt der Soja-Import bei Futtermitteln eine große Rolle.

Wer frisst wie viel Soja?

Nicht nur die bereits erwähnte Phasenfütterung, sondern auch die betriebsindividuelle Rationsgestaltung erschweren eine generelle Aussage, wie viel Soja tatsächlich im Futter der Nutztiere enthalten ist. Der Anteil an Soja ist somit von Faktoren wie der Tierart, dem Alter der Tiere oder auch von den am Betrieb verfügbaren Futtermitteln abhängig. Wenn eine Bäuerin oder ein Bauer Soja oder andere Futterkomponenten zukaufen muss, dann spielt auch der Einkaufspreis eine Rolle.  

Mit diesem Bewusstsein wagen wir trotzdem eine Annäherung an die Futterrationen:

Welche Futtermittel aus Soja gibt es?

Sojabohnen werden nur selten als ganze Bohne verfüttert, meist werden sie zuvor auf irgendeine Art und Weise verarbeitet. Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Soja-Futtermitteln. Die vier relevantesten sind die vollfette Sojabohne, das Sojaöl, der Sojaextraktionsschrot und der Sojakuchen. Die letzten zwei genannten Futtermittel sind mit oder ohne Schale der Sojabohne erhältlich. Die zurückbleibende Schale nennt sich Sojakleie und wird ebenfalls bei Bedarf an Nutztiere verfüttert. Die Sojakleie ist eine gut verdauliche Rohfaser und wird beispielsweise als Spezialfutter bei Ziegen eingesetzt.

An erster Stelle steht das Toasten

Eine wichtige Behandlung auf dem Weg der Sojabohne zum Futtermittel ist das Erhitzen, damit sich die sogenannten Trypsininhibitoren (antinutritive Stoffe) abbauen. Diese verhindern die Nährstoffaufnahme, indem sie die Wirkung des körpereigenen Enzyms Trypsin hemmen, das Proteine in Aminosäuren aufspaltet. Dieser Prozess, den man Toasten nennt, ist eine Wissenschaft für sich: Werden die Bohnen zu stark erhitzt, können die Proteine geschädigt werden. Werden sie wiederum zu wenig erhitzt, bleiben die antinutritiven Stoffe erhalten. Es gibt verschiedene Toast-Verfahren, die sich unter anderem bezüglich der Temperatur unterscheiden. So werden die Bohnen auf zwischen 100 und 130 Grad erhitzt. Kurzum: Die Futterqualität ist stark von der richtigen Aufbereitung abhängig.

Vollfette Sojabohne

Die Sojabohne besteht aus dem Mehlkörper inklusive des Eiweißes (72 % der Masse), der Schale (ca. 8 %) und dem Öl (ungefähr 20 %). Das alles zusammen stellt die vollfette Sojabohne dar. Für Tiere wie etwa Schweine, die nur einen Magen haben, muss die Bohne getoastet sein – also hitzebehandelt. Meistens wird die Sojabohne auch noch geschrotet, nur selten landen sie als ganze Bohnen im Trog. Der wesentliche Unterschied zu den anderen Futtermitteln aus Soja ist, dass das Öl nicht entzogen wird. Dadurch handelt es sich bei der vollfetten Sojabohne um ein sehr eiweiß- und energiereiches Futtermittel. Die Fütterung hat direkte Auswirkungen auf das Endprodukt, weshalb sie eine wichtige Rolle spielt. In Österreich soll ein Stück Fleisch grundsätzlich möglichst wenig Fett beinhalten. Im asiatischen Raum wiederum ist eher fettes Schweinefleisch beliebt. Wie es der Name bereits sagt, beinhaltet die vollfette Sojabohne sehr viel Fett. Dieses wirkt sich auf die Fettzusammensetzung des Fleischstückes aus.

Sojaöl

Wie es der Name bereits verrät, wird beim Sojaöl das Öl vom Mehlkörper getrennt. Dazu werden die Bohnen entweder durch Pressen oder Extraktion entfettet. Bei der Extraktion wird das meiste Öl mit Hilfe eines Lösungsmittels aus der Bohne herausgelöst.

Das Sojaöl wird entweder in Futtermitteln, Lebensmitteln oder auch in der Industrie verwendet – sei es für Biodiesel, Kosmetik oder als Schmiermittel. In Futtermitteln ist das Öl einerseits ein wichtiger Energieträger, andererseits ein guter Staubbinder, der kleinere Futterpartikel bindet und eine Staubwolke im Stall verhindert. Sojaöl hat einen hohen Anteil an mehrfach ungesättigten Fettsäuren, die – anders als beim Menschen – zu Verdauungsstörungen führen können. Deshalb ist der Öl-Einsatz limitiert. Am ehesten wird es im Geflügelbereich eingesetzt: In der Mast von Hühnern dient das Öl als Energiequelle, bei Legehennen wiederum findet es aufgrund des relativ hohen Linolsäuregehalts Anwendung. Die Linolsäure ist nebst anderen Faktoren für die Größe des Eis zuständig.  

Sojaextraktionsschrot

Der Sojaextraktionsschrot ist das am häufigsten eingesetzte Futtermittel und kann allen Nutztieren verfüttert werden. Bei der Extraktion wird das Öl aus der Bohne herausgelöst. Der feste Rückstand, der beim Extraktionsverfahren zurückbleibt, nennt sich Sojaextraktionsschrot. Bei der Extraktion bleibt nur rund ein Prozent Öl im Schrot zurück – dieses Verfahren ist also sehr effizient: Aus einem Kilogramm Sojabohnen ergibt sich rund 0,8 Kilogramm sehr eiweißreicher Extraktionsschrot.

Sojapresskuchen

Der Sojapresskuchen besteht aus dem Mehlkörper sowie weiteren festen Bestandteile, die beim Pressen zurückbleiben. Vor dem Pressen erfolgt das Toasten. Beim Pressen wird ungefähr die Hälfte des Öls aus der Bohne gewonnen, was rund zehn Prozent der Gesamtmasse der Bohne entspricht. Das ist wesentlich weniger als bei der Extraktion. Der Kuchen hat deshalb gewisse Nachteile, so können die verbleibenden ungesättigten Fettsäuren zu Durchfall bei den Tieren führen. Ein Vorteil des Presskuchens ist, dass er sowohl Energie als auch Eiweiß liefert. Außerdem hat er ein günstiges Aminosäuremuster. Der Kuchen sieht dem Schrot zwar sehr ähnlich, jedoch glänzt der Kuchen aufgrund des hohen Ölgehalts. Teilweise wird er auch mit anderen Futtermitteln zu Pellets gepresst.

Der Sojakuchen wird vor allem im Bio-Bereich eingesetzt.

Welche Eiweißalternativen gibt es in der Fütterung?

Soja ist eine wichtige Eiweißpflanze in der Fütterung von Nutztieren. Alternative Eiweißquellen können etwa Raps- oder Sonnenblumenextraktionsschrot sein. In der konventionellen Landwirtschaft werden außerdem synthetisch hergestellte Aminosäuren eingesetzt. Zuletzt können auch tierische Produkte, wie etwa Tiermehl und Insekten, Eiweiß zur Verfügung stellen – in der Praxis kommen diese aber noch kaum zum Einsatz.

Ebenfalls Einsatz in der Tierfütterung – genauer gesagt bei Milchvieh, Schweinen und Geflügel – finden sogenannte Trockenschlempen. DDGS (distillers dried grains with solubles) sind Nebenprodukte, die bei der Herstellung von Bioethanol anfallen. In Österreich werden für Bioethanol vor allem Weizen und Mais eingesetzt. Davon wird aber lediglich der Stärke- beziehungsweise Zuckeranteil verwendet, den getrockneten Rest nennt man Trockenschlempe. Diese Schlempe hat einen hohen Eiweiß- und Rohfasergehalt. Zudem ist sie durch die Trocknung ein lagerfähiges Futtermittel.