Ökonomische Aspekte von Senf

Der Senf-Markt in Österreich und weltweit: Ist der Senfanbau für die heimischen Bäuerinnen und Bauern rentabel und inwiefern liegt die Wertschöpfungskette von Speisesenf im Inland?

Senf-Markt in Österreich und weltweit

Im Jahr 2020 wurde in Österreich auf knapp 1.600 Hektar Senf angebaut – der größte Teil davon in Niederösterreich mit 1.300 Hektar. Inwieweit diese Flächen tatsächlich ausreichen, um den Bedarf in Österreich zu decken, ist aufgrund der starken Ertragsschwankungen jedes Jahr unterschiedlich. 

Grundsätzlich ist das Bedürfnis seitens der Produzentinnen und Produzenten in den letzten Jahren gewachsen, mehr heimischen Senf in die Tube zu bringen. Die Nachfrage nach Senfsamen ist stabil, da es regionale Vorlieben und keine kostengünstigen Ersatzprodukte gibt. Senfsaat wird grundsätzlich nicht länger als zwei Jahre gelagert.

Ist der Senfanbau rentabel?

Senf im Supermarkt, Preis | © Land schafft Leben

Eine 200 Gramm Estragon-Senftube kostet heute im Supermarkt rund 1,40 Euro. In einer solchen Tube befinden sich ungefähr 40 Gramm Senfsamen – das sind in etwa 20 Prozent des Inhalts. Hans Gnauer rechnet pro Kilogramm Senfsamen zwischen 60 Cent und einem Euro für die Bäuerinnen und Bauern. Er fasst diese Preiseinschätzung folgendermaßen zusammen: „In einigen Jahren hat man gute Deckungsbeiträge, in anderen weniger. Im Mittelwert über die Jahre gesehen, sind wir schwer an der Rentabilitätsgrenze gegenüber anderen Kulturen.“

Die Bäuerinnen und Bauern haben früher für den Senfanbau Förderungen im Rahmen vom Österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) erhalten. Um die Biodiversität auf den Feldern zu erhöhen, wurde der Anbau von Blühkulturen und Heil- und Gewürzpflanzen gefördert. Derzeit gibt es keine. Insbesondere in Jahren, in denen der Ertrag sehr gering ist, stellen die Förderungen eine wichtige Stütze für die Senflandwirtinnen und -landwirte dar.

Die Rentabilität des Senfanbaus ist von unterschiedlichen Faktoren wie dem Ertrag des jeweiligen Jahres und dem Preis abhängig. Außerdem müssen Kosten für die Pflanzenschutzmittel, den Anbau oder die Pflege gedeckt werden.

Wertschöpfungskette von Senf

Zwar gibt es bei der AMA ein eigenes Gütesiegel für Verarbeitungsprodukte – für Senf aber nicht. Üblicherweise ist es auch nicht möglich, alle notwendigen Zutaten aus Österreich zu beziehen. Beispielsweise ist es für Herstellerinnen und Hersteller schwierig, braune Senfkörner aus regionalem Anbau zu erhalten. Die Verfügbarkeit spielt also eine Rolle, aber auch der niedrigere Preis. Der Senf wird unter anderem aus Osteuropa, der Ukraine, Russland, Kanada oder Indien importiert.

Auch bei der Senfsaat ist es derzeit nicht einfach, die gesamte Wertschöpfung in Österreich zu halten. Bereits die Züchtung der Senfsorten findet im Ausland statt. Die Saatgutproduktion sprich die Vermehrung aber teilweise in Österreich.

Vertragsanbau

Die meisten österreichischen Betriebe, die Senf anbauen, sind klassische Ackerbaubetriebe. Bevor der Gelbe oder Braune Senf angepflanzt wird, wird das in über der Hälfte der Fälle vertraglich geregelt. Dieser sogenannte Vertragsanbau wird keineswegs nur in Österreich praktiziert, sondern ist auch in anderen Ländern gang und gäbe. Die zwei Parteien des Vertrages sind hierzulande: die Bäuerin respektive der Bauer und die RWA.

Arbeitskräfte

Senffabrik anno dazumal, händische Abfüllung | © Mautner Markhof

Die Produktion von Speisesenf erfolgt heute mehrheitlich maschinell. Noch in den 1950er Jahren wurde rein händisch abgefüllt. Sowohl die Abfüllung als auch die Etikettierung und die Verpackung wird insbesondere bei industriellen Senfherstellerinnen und -herstellern maschinell erledigt. Bei kleineren Produzentinnen und Produzenten erfolgt die Abfüllung von Eigenkreationen häufig noch händisch.

Der Anbau von Senf erfolgt ebenfalls mit Maschinen: Die Aussaat, die Kulturpflege sowie auch die Ernte werden mit dem Traktor und entsprechenden Geräten wie dem Mähdrescher gemacht.