Ist Paprika gesund?
Dass Gemüse gesund ist, weiß doch jedes Kind – doch wie gesund ist eigentlich Paprika? Und kann man die Frage überhaupt so einfach beantworten? Um der gesundheitlichen Wirkung des Paprika auf den Grund zu gehen, lohnt es sich, zu allererst einen Blick auf die Inhaltsstoffe des Paprika zu werfen. Zuerst im Check: der süße Gemüsepaprika.
Roter, gelber, oranger wie auch grüner Paprika besteht zum Großteil aus Wasser. Nur etwa neun Prozent der Frucht setzen sich aus Ballaststoffen, Kohlenhydraten, Eiweiß, Fett und sonstigen Nährstoffen wie Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen wie Carotinoiden, Anthocyanen und Chlorophyll zusammen. Wie sich die Inhaltsstoffe genau zusammensetzen hängt auch von der Sorte, den Anbaubedingungen (zum Beispiel viel Sonnenlicht) und auch der Nährstoffversorgung zusammen. Generell gilt: Je reifer die Frucht, desto mehr Zucker, beziehungsweise Kohlenhydrate, sind enthalten und desto mehr Kalorien. Als Kalorienbomben kann man jedoch sogar die reifsten Paprika nicht bezeichnen. In der Regel haben 100 Gramm etwa 19 Kalorien. Ein durchschnittlicher Paprika mit etwa 150 Gramm hat also etwa 28 Kalorien.
Wie viel Paprika pro Tag ist gesund?
Die Österreichische Gesellschaft für Ernährung (ÖGE) empfiehlt eine Menge von 100 Milligramm Vitamin C pro Tag. Wer diese Menge an Vitamin C mit Paprika decken möchte, tut das schon beim Verzehr von nur einem einzigen Paprika. Dieser enthält im Durchschnitt sogar 140 Milligramm Vitamin C und damit sogar etwas mehr als die Tagesempfehlung. Um die Vitamin C-Quelle vollends auszuschöpfen, sollte man den Paprika am besten frisch und ungekocht essen. Generell empfiehlt die Ernährungspyramide drei Portionen Gemüse pro Tag, wobei für Gemüse keine Mengenbeschränkungen nach oben gesetzt sind! Eine Portion entspricht einer Handvoll Gemüse.
Ballaststoffe im Paprika
Ballaststoffe regen die Verdauung an und wirken sich in der richtigen Dosis positiv auf die Darmgesundheit aus. Der Paprika enthält Ballaststoffe, die sich jedoch vor allem in der Haut, in den sogenannten Scheidewänden – also den weißen dünnen Häutchen – und in den Kernen des Paprika befinden, die viele Menschen nicht gerne essen und daher wegschneiden. Wer seinen Körper beim Paprikaessen also mit Ballaststoffen versorgen will, tut gut daran, beim nächsten Mal zumindest die Scheidewände dran zu lassen. Das ist aber natürlich Geschmackssache.
Von der Farbe der Paprika kann man auf einige Inhaltsstoffe rückschließen. Beispielsweise verdankt der grüne Paprika seine grüne Farbe dem enthaltenen Chlorophyll. Rote, gelbe oder orange Paprika enthalten hingegen mehr von den Farbstoffen Anthocyane und Capsanthin. Letzterer zählt zu den Beta-Carotinoiden, welche eine Vorstufe des Vitamin A bilden. Um den Tagesbedarf an Vitamin A zu decken, eignen sich jedoch Karotten besser, da diese etwa zehnmal so viel der Beta-Carotinoide enthalten.
> Zur gesundheitlichen Wirkung der Karotte
Grüner Paprika enthält weniger Zucker
Im Gegensatz zu seinen bunten Artgenossen, enthält der grüne Paprika deutlich weniger Kohlenhydrate, also Zucker. Genauer gesagt um ganze 40 bis 50 Prozent weniger. Das liegt daran, dass bunte Paprika wie zum Beispiel die roten, gelben oder orangen im Gegensatz zum grünen reif geerntet werden und mehr Zucker ausbilden. Im Paprika kommen zwei Zuckerarten vor: Traubenzucker und Fruchtzucker, also Glukose und Fruktose. Ist der Paprika frei von Capsaicin, kommt die Süße dieser beiden Stoffe am besten zur Geltung.
Mehr Vitamin C als eine Zitrone
Paprika zählt zu den Vitamin C-reichsten Gemüsearten schlechthin und toppt sogar die Zitrone. Etwa doppelt so viel Vitamin C ist in dem knackigen Gemüse enthalten. Roter Paprika hat dabei den höchsten Vitamin C-Gehalt und grüner unreifer Paprika den niedrigsten. Da Vitamin C hitzeempfindlich ist, sollte man den Paprika am besten roh essen, schonend dünsten oder nur kurz anbraten.
Beim Trocknungsprozess gehen einige Inhaltsstoffe des Paprika verloren. Hauptsächlich handelt es sich dabei um licht- und sauerstoffempfindliche Vitamine wie zum Beispiel Vitamin C. Ballaststoffe oder auch der Scharfstoff Capsaicin bleiben jedoch erhalten.
Kann man gegen Paprika allergisch sein?
Grundsätzlich gibt es keine Paprika-Allergie, jedoch kann es zu Unverträglichkeiten sowie allergischen Reaktionen aufgrund sogenannter Kreuzallergien kommen. Zu Unverträglichkeiten kommt es meist bei grünem Paprika. Dieser ist stets unreif und führt bei manchen Menschen zum Beispiel zu vermehrtem Aufstoßen. Doch auch reifer roter, gelber oder oranger Paprika kann für einige Menschen schwer verdaulich sein. In diesem Fall empfiehlt es sich, den Paprika zu schälen, kurz zu dünsten oder anzubraten.
Bei einer Kreuzallergie haben die Symptome hingegen nicht unbedingt etwas mit der Reife des Paprika zu tun. Wer beispielsweise am Latex-Frucht-Syndrom leidet, reagiert auch manchmal sensibel auf Paprika. Die Symptome reichen dann von einem Jucken im Mund- und Rachenraum über Schwellungen bis hin zu Durchfall, Magenschmerzen oder Erbrechen. Das hat damit zu tun, dass die Eiweißstruktur von Naturlatex ähnlich ist wie jene in einigen anderen Lebensmitteln wie zum Beispiel Kartoffeln, Tomaten oder eben auch Paprika. Die allergische Reaktion bei Paprika fällt jedoch meistens eher schwach aus.
Inhaltsstoffe von Gewürzpaprika, Pfefferoni und Chili
Viele lieben sie aufgrund ihrer Schärfe, andere meiden sie genau aus diesem Grund. Doch wie wirken sich die scharfen Schoten eigentlich auf unsere Gesundheit aus?
Was macht Gewürzpaprika, Pfefferoni und Chili so scharf?
Typisch für Paprika ist ihr Capsaicin-Gehalt, welcher auch für ihre Schärfe verantwortlich ist. Capsaicin ist grundsätzlich in allen Paprikaarten enthalten außer im süßen Gemüsepaprika, dessen Schärfe durch Züchtung nach und nach verschwunden ist.
Wie schmeckt man Schärfe?
Schärfe ist eigentlich kein Geschmack, sondern ein Schmerz oder zumindest ein Wärmempfinden. Anstatt „das schmeckt scharf“ zu sagen, müsste man eigentlich „das fühlt sich scharf an“ sagen. Das liegt daran, dass die Capsaicinoide im Paprika bestimmte Neuronen anregen, die für die Wahrnehmung von Schmerz und Wärme verantwortlich sind. Man spricht dabei vom sogenannten trigeminalen Reiz. Dieser Schmerz ist übrigens nicht nur beim Essen spürbar, sondern kann im zweiten Schritt nochmal beim Ausscheiden auftreten. Das hat damit zu tun, dass sich auch in der Analschleimhaut Schmerzrezeptoren befinden.
Messung von Schärfe: der Scoville-Index
Der Pharmakologe Wilbur Scoville kam Anfang des 20. Jahrhunderts auf die Idee ein Verfahren zu entwickeln, um die Schärfe von Paprika, Pfefferoni, Chilis zu messen. Die Messskala wird noch heute nach seinem Erfinder als Scoville-Index bezeichnet. Ursprünglich handelte es sich dabei um ein sensorisches Verfahren, bei dem ein Teil der Chili bis zu dem Punkt mit Wasser verdünnt wurde, bis zu dem man die Schärfe gerade noch spüren konnte. Schmeckte man die Schärfe zum Beispiel noch bei einer Konzentration von 1:100.000, hatte ein Paprika laut Scoville-Index eine Schärfe von 100.000.
Heute misst man die Schärfe mittels chemischer Analysen, des sogenannten Hochleistungsflüssigkeits-Chromatographen. Bei diesem Verfahren misst man die Konzentration der verschiedenen Schärfe erzeugenden Capsaicinoide. Angegeben werden die Werte in ASTA (American Spice Trade Organization). Aufgrund der Beliebtheit des Scoville-Index, werden die Werte jedoch oft umgerechnet.
Von süß bis höllisch scharf
Die Skala der Schärfe von Paprika, Pfefferoni und Chili könnte kaum breiter sein: Während beim Gemüsepaprika keine Spur von Schärfe zu spüren ist, verteilt sich die brennende Schärfe von Habanero-Chilis schon beim kleinsten Bissen im ganzen Rachen. Wie auf der Grafik zu sehen, gibt es aber sogar noch schärfere Sorten wie die Chili-Sorte Carolina Reaper, die den Habanero-Chili etwa um den Faktor Zehn toppt. Einzig und allein reines Capsaicin ist noch schärfer und brennt damit noch höllischer als die schärfste Chili der Welt.
Wer zuerst nur in die Spitze des Paprika beißt und feststellt, dass dieser „ja gar nicht so scharf ist“, stößt beim weiteren Paprika-Knabbern auf eine böse Überraschung. Zum Stiel hin wird der Paprika nämlich immer schärfer. Am schärfsten sind dabei, wie oft angenommen, nicht die essbaren Kerne, sondern die Scheidewände. Deren Schärfe geht also von den Scheidewänden zu den Kernen über.
Kann man gegen Schärfe allergisch sein?
Reagiert jemand empfindlich auf das in den Gewürzpaprika enthaltene Capsaicin spricht man von einer sogenannten Überempfindlichkeitsreaktion. Die Symptome können von Juckreiz, Rötungen über Ekzeme an verschiedenen Körperstellen wie Gesicht oder Oberkörper bis hin zu Atembeschwerden reichen. Vor allem Menschen, die beruflich immer wieder mit Capsaicin in Kontakt kommen, sind betroffen. Das können zum Beispiel Personen in der Gewürzfabrikation sein. Auch wer oft Chilis zubereitet, kann an Überempfindlichkeitsreaktionen leiden. Brennende Schmerzen sowie Rötungen an den Handflächen sind bei hoher Empfindlichkeit die Folge. Wie viel Capsaicin eine Person verträgt, hängt immer vom individuellen Menschen ab. Generell kann man sich aber durch häufigen Konsum von scharfem Essen eine Toleranz antrainieren.
Wie wirkt scharfes Essen auf den Körper?
Insgesamt hat scharfes Essen mehr Vor- als Nachteile. Scharfstoffe regen den Stoffwechsel an, indem sie nach dem Essen ein Teil der aufgenommenen Kalorien in Wärme umwandeln. Zudem wirkt Schärfe durchblutungsfördernd und hat eine antimikrobielle Wirkung auf den Körper. Bei Erkältungen können Scharfstoffe auch dabei helfen, den Schleim zu lösen. Für einige könnte auch der Sättigungseffekt durch Schärfe zu den Vorteilen zählen: Wer scharf isst, beschleunigt den Eintritt der Sättigung und isst so tendenziell eher kleinere Portionen. In heißen Ländern wird zudem gerne scharf gegessen, da durch die Schärfe die Schweißproduktion angeregt wird, was einen kühlenden Effekt hat.
Die negativen Aspekte von scharfem Essen halten sich in Grenzen, wenn man die Schärfe in Maßen genießt. Es gibt jedoch einige Menschen, die empfindlich auf Schärfe reagieren. Zudem können sich bereits bestehende Magenschmerzen durch scharfes Essen verschlimmern. Auch wenn es sich bei einigen Menschen so anfühlt: Tatsächliche Verbrennungen kann Schärfe nicht auslösen. Wer beim scharfen Essen jedoch über die Stränge schlägt – wie zum Beispiel bei Scharf-Ess-Bewerben –, riskiert schwere gesundheitliche Beeinträchtigungen wie zum Beispiel eine Bluthochdruckkrise. Diese kann im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich sein.
Wie neutralisiert man Schärfe?
Wer schon mal aus Versehen zu viel Chili ins Essen gemischt hat, kennt den Schmerz, der sich wie Feuer im Rachen ausbreitet. Instinktiv greifen viele zum Wasser, was jedoch die Ausbreitung der Schärfe nur noch weiter anregt. Das liegt daran, dass Capsaicin nicht wasser-, sondern fettlöslich ist. Aus diesem Grund lässt sich die Schärfe auch nicht mit Softdrinks, Bier oder anderen fettfreien Flüssigkeiten neutralisieren. Besser ist es zu fettreichen Produkten wie zum Beispiel Milch, Joghurt oder gar zu Öl zu greifen.
Medizinische Wirkung: Paprika wirkt gegen Rheuma
Gewürzpaprika wird aufgrund seiner wärmenden Wirkung in der medizinischen Behandlung äußerlich gegen rheumatische Schmerzen und Verspannungen eingesetzt. Genauer gesagt wird nur der Wirkstoff Capsaicin verwendet, der in Wärmepflastern sowie auch Salben zum Einsatz kommt. Ursprünglich wurden neben Capsaicin auch Arnika und Belladonna, also Tollkirschen, verwendet. Heute kommt mittlerweile nur noch Capsaicin in Wärmesalben und -pflaster.