Der spannende Weg des Paprika in die heimische Esskultur

Gulasch paprizieren | © Land schafft Leben, (2020)

Der Paprika kam sozusagen zweimal nach Europa. Seine erste Ankunft als Direktimport aus dem für die europäische Welt neu entdeckten Amerika war nicht erfolgreich. Erst ein „Umweg“ über die Küchen Asiens und die allmähliche Entschärfung ebneten dem Paprika seinen Siegeszug in die europäische und damit auch österreichische Kulinarik.

Paprika als Gemüse gibt es erst seit der Nachkriegszeit

Tricolore | © Land schafft Leben, (2020)

Bis weit ins 20. Jahrhundert kannte die Küche Paprika nur als Gewürz. Der süße Gemüsepaprika, dem seine ursprüngliche Schärfe weggezüchtet wurde, hielt erst nach dem zweiten Weltkrieg Einzug in die Gemüseabteilung. Was vor allem jüngeren Gemüse-Begeisterten ebenfalls seltsam erscheinen mag, ist der Umstand, dass bis in die 90er Jahre des letzten Jahrhunderts fast ausschließlich der grüne, also unreife Paprika im Supermarktregal lag. Seit damals hat dieser jedoch deutlich an Käufergunst verloren. Während der grüne Paprika früher noch fixer Bestandteil der Tricolore war, wird er heute immer mehr vom orangen Paprika verdrängt.

Migration nach Österreich führt zu mehr Paprika-Vielfalt

Die Vielfalt der Paprika | © Land schafft Leben, (2020)

Andere Völker, andere Paprika! In dieser kleinen Abwandlung der Redewendung „Andere Völker, andere Sitten“, steckt etwas Wahres. Unsere Experten weisen immer wieder darauf hin, dass der für uns typische Blockpaprika in rot, gelb und – immer mehr auch – in orange alles andere als typisch für Menschen aus anderen Ländern ist. Gemüse-Experte Wolfgang Palme hat mit einem Verkäufer beim Viktor Adler-Markt im Wiener 10. Bezirk gesprochen: „Der Verkäufer hatte verschiedenste Paprikaorten im Sortiment und meinte, er könne am Kauf der Paprika ablesen, woher die Menschen kommen. Serben kaufen zum Beispiel laut ihm tendenziell eher länglichen Spitzpaprika, Türken eher wachsfrüchtige Sorten und Österreicher greifen eher zu gelbem oder rotem Blockpaprika.“ Die Tricolore ist vor allem in Mittel- und Nordeuropa die Norm, andernorts gehört sie zu den Exoten.