Vor- und Nachteile einer österreichischen Paprikaproduktion
Österreich versorgt sich nur ca. zu einem Drittel selbst mit Paprika. Zwei Drittel werden aus Ländern wie Spanien, Holland, Marokko, Israel, Ungarn etc. importiert. Da mag die Frage absurd erscheinen, ob es überhaupt einen Eigenanbau brauche. Naheliegender wäre dann doch die Frage, wie der Anteil an der Selbstversorgung gehoben werden kann. Aus einer ökologischen Perspektive aber ist die Priorisierung der beiden Fragestellungen nicht so leicht zu entscheiden.
Der Löwenanteil der heimischen Paprika-Produktion erfolgt im intensiven Glashausanbau nach der in Fachkreisen sogenannten Holländischen Methode. Sprich in erdeloser Kulturführung, wo die Pflanzen in Kokosmatten oder Steinwolle stehend punktgenau mit in Wasser gelösten Nährstoffen versorgt und so ein Maximum an Ertrag gezielt angesteuert werden kann, ohne dadurch den Boden auszulaugen bzw. bodenbürtige Krankheiten als Folge von monokulturellem Gemüseanbau fürchten zu müssen. Dieses intensive Anbausystem hat sich überall dort, wo für wärmeliebende Gemüse, wie dem Paprika, keine optimalen Klimabedingungen herrschen, durchgesetzt. Es ermöglicht einen fast ganzjährigen Anbau. Allerdings mit erheblichem Energieaufwand vor allem in den kühleren Monaten. Und genau hier setzt die Kritik an, wie sie etwa auch Wolfgang Palme von der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau formuliert, der alternative Anbaumethoden in angewandter Forschung dem Praxistest unterzieht. Letztere, wie der ebenfalls geschützte Anbau im ungeheizten Folientunnel verbrauchen wesentlich weniger Energie, haben aber dafür eine stark verkürzte Saison und auf die Fläche gerechnet weniger Ertrag. Erntefenster und Ertrag verkürzen sich noch einmal mehr, wenn der Paprika ungeschützt unter freiem Himmel kultiviert wird, wie etwa noch teilweise im Burgenländischen Seewinkel. Trotzdem spricht sich etwa Erich Stekovics im Filminterview ganz klar für diese Form der Paprikaproduktion aus. Sein Hauptargument geht in Richtung Geschmacks- und Sortenvielfalt, die nur in dieser Form des Anbaus gewährleistet werden könne.
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Warum gibt es kaum Bio-Paprika im Supermarkt?
Sowohl Gemüse- als auch Gewürzpaprika in Bio-Qualität sind in Österreich echte Raritäten. Die Gründe dafür liegen teils in speziellen Spezifikationen der gängigen Bio-Eigenmarken des Handels, die über das in der EU-Bio-Regelung Geforderte hinausgehen und die Produktion von Bio-Paprika unrentabel machen und wohl auch in der fehlenden Nachfrage vonseiten der Konsumentinnen und Konsumenten.
So meint Elisabeth Voltmer, die beim führenden heimischen Gewürzhersteller die Qualitätssicherung verantwortet, dass der Kunde bei Gewürzen offenbar nicht recht verstehe, warum diese extra noch Bio ausgelobt werden müssten, was also an Gewürzen an sich nicht Bio sein soll. Die meisten Bio-Kunden und Kundinnen scheinen also der Meinung zu sein, Gewürzanbau und -verarbeitung seien an sich schon sehr naturnah, was die Fachfrau so nicht bestätigen kann. Im Gegenteil sei die Gewürzproduktion vor allem von der Rohstoffseite her pflanzenbaulich besonders herausfordernd und deshalb mit teils intensivem Pflanzenschutz verbunden, der auch in seiner korrekten Anwendung und allfälligen Rückständen strengsten Kontrollen vonseiten ihres Unternehmens unterliege. Bei der Bio- Gemüsepaprikaproduktion im größeren Stil sind es zwei Auflagen, die diesem den Zugang zur breiteren Vermarktung verwehren. Zum einen wird durch die Forderung, dass nur erneuerbare Energien zur Beheizung eingesetzt werden dürfen, das Erntefenster und damit die Zeit der möglichen Vermarktung so sehr beschnitten, dass es sich nicht recht rechnet. Zusätzlich gibt es kaum eine biologisch zugelassene “Waffe” gegen die Blattlausproblematik