Salzige Brauchtümer und Sprichwörter
Wohl kaum ein Nahrungsmittel wird so häufig sprichwörtlich verwendet wie das Salz. Ob man nun jemandem Salz in die Wunde streut oder doch lieber Brot und Salz zum Einzug schenkt – die Jahrtausende alte Geschichte des Salzes hat diesem in der deutschen Sprache zahlreiche Bedeutungen und einen ganz besonderen Stellenwert verliehen. Aber wie kam es eigentlich zu den teils seltsamen metaphorischen Verwendungen des Begriffes „Salz“ und welche Bedeutung hat Salz in historischen Ritualen?
Brot und Salz, Gott erhalt's
In Österreich kennt man den Brauch, jemanden mit Brot und Salz zu beschenken, vor allem beim Einzug in ein neues Zuhause. In anderen Kulturen werden junge Eheleute oder ganz einfach Gäste damit beschenkt. Was alle Versionen dieser Jahrtausende alten Tradition gemeinsam haben: Brot und Salz sind Gaben der Freundschaft und Treue und stehen symbolhaft für Gemeinschaft, Wohlstand und Sesshaftigkeit. Das Brot stellt dabei metaphorisch das Notwendige dar, das Salz sorgt für die gewisse Würze im Leben.
Versalzen Verliebte wirklich das Essen?
„Der Koch ist wohl verliebt“, heißt es schnell einmal, wenn ein Gericht versalzen ist. Für diese Redensart bestehen unterschiedliche Herleitungen. Eine davon unterstellt dem verliebten Koch, die sexuelle Lust des von ihm bekochten mit einer übermäßigen Menge an Salz steigern zu wollen. In der Antike wurde Salz nämlich als Aphrodisiakum benutzt. Eine etwas häufiger verbreitete Erklärung lautet, dass Verliebte einfach so sehr damit beschäftigt sind, an seine(n) oder ihre(n) Liebste(n) zu denken, dass sie in ihrer Träumerei vergessen, den Salzstreuer auch wieder abzusetzen.
Eine Studie, bei der die Fähigkeit der Probanden, die Geschmacksarten süß, sauer, bitter, salzig und umami zu erkennen, gemessen wurde, konnte nachweisen, dass die Gruppe der frisch Verliebten eine höhere Salzschwelle als Singles und in Langzeitbeziehungen lebende Personen haben. Das würde erklären, warum Verliebten hin und wieder der Salzstreuer auskommt – sie schmecken es ganz einfach erst bei höheren Konzentrationen. Das hat mit dem Hormonspiegel zu tun. Die Ergebnisse der Studie sind allerdings mit einem Augenzwinkern zu betrachten, nahmen doch lediglich 46 Personen daran teil.
Salz über die Schulter werfen
Sich Salz über die Schulter zu werfen, soll Glück bringen – oder zumindest Unglück abwenden. Der Brauch hängt mit dem hohen Wert zusammen, dem Salz vor allem in der Antike beigemessen wurde: Wenn, so sagt man, jemand Salz verschüttet, droht ihm materieller Verlust. Dieser kann nur verhindert werden, indem man sich ein wenig des verstreuten Salzes über die linke Schulter wirft, denn hier sitzt der Teufel, dem dadurch Salz in die Augen gestreut wird. Das soll ihn von seinem bösen Vorhaben ablenken. Doch auch, wenn man nicht gerade versehentlich Salz verschüttet hat, soll dieser Brauch ein drohendes Unglück verhindern können.
Frauen im Bergbau, von Unglücksbringern zu Schutzheiligen
Der Aberglaube, dass Frauen im Bergwerk Unglück bringen würden, ist erst im 19. Jahrhundert aufgekommen und stammt aus den Kohlebergwerken in Deutschland und Großbritannien. Ironischerweise haben sich die Bergleute mit der Heiligen Barbara ausgerechnet eine Frau als Schutzpatronin ausgesucht, die sie im Bergwerk vor Unglück beschützen soll.
Frauen waren im Bergbau nicht immer unerwünscht. Ganz im Gegenteil: Im prähistorischen Bergbau waren Frauen aktiv in die Arbeit im Salzberg eingebunden. Dies änderte sich, als die Bergbaugebiete nicht mehr von den dort angesiedelten Familien, sondern zentral von Fürsten oder der Krone verwaltet wurden. Auch heute ist der Bergbau in Österreich noch weitgehend männlich dominiert.
Salz in unserer Alltagssprache
Das Salz in der Suppe: Das gewisse Etwas, das eine Sache erst vervollständigt oder interessant macht.
Jemandem Salz in die Wunde streuen: Die ohnehin schon unangenehme Situation eines anderen (durch eine Aussage) noch verschlimmern.
Salz ins Meer tragen: Überflüssiges tun.
Das Salz bringen, wenn die Eier gegessen sind: Zu spät kommen.
Jemandem die Suppe versalzen: Jemandem den Spaß an etwas verderben.
Zur Salzsäule erstarren: vor Entsetzen in Regungslosigkeit verfallen