Was ist Roggen?

Roggen ist, wie der Weizen, eine Getreideart aus der Familie der Süßgräser. Obwohl Roggen eine wertvolle Nahrungs- und Futterpflanze ist, spielt er sowohl im Weltgetreideanbau, als auch im österreichischen Getreideanbau nur eine untergeordnete Rolle, ist aber dennoch eine wertvolle Nahrungs- und Futterpflanze. Nur in Mitteleuropa hat das Getreide eine größere Bedeutung, und hier hauptsächlich in Österreich, Tschechien, Polen und Teilen Deutschlands. Den Ursprung hat der Roggen im Kaukasusgebiet und dem heutigen Irak und Iran. Von dort kam er als Unkraut im Weizen zu uns. Zu erkennen ist das Getreide an den bis zu zwei Meter langen Halmen sowie den vergleichsweise feinen und langen Ähren. Die Blätter und Ähren sind blaugrün. Roggen ist die anspruchsloseste Getreideart, verträgt raue Klimate und kann auf allen Böden angebaut werden. Er ist auf leichten und sandigen Böden im Vorteil, daher wächst er hierzulande sehr gut im Waldviertel und auf den steinigen Böden im Osten Österreichs, wo man ihn auch vermehrt findet.

Im Waldviertel wird mehr als die Hälfte des österreichischen Roggens angebaut. In den 60er Jahren gab es noch 200.000 Hektar Roggenfelder, momentan sind es nur noch rund 33.000. Das liegt zum einen daran, dass Roggen beim Konsumenten nicht mehr sehr beliebt ist. Im Ausland war er es noch nie, sodass auch der Anbau für den Export nicht interessant ist. Früher wurde der Roggen noch gerne an Nutztiere verfüttert, heute wird er in der Fütterung durch wesentlich energiereichere Getreidearten wie Mais, Triticale oder Weizen ersetzt. Das sind die Hauptgründe dafür, warum Roggen für österreichische Bauern in den Gunstlagen nur am Rande interessant ist und vermehrt nur mehr an schlechten Standorten angebaut wird.

Gibt es Hybridsorten beim Getreide?

Der Roggen bildet zusammen mit Mais die einzige Getreideart, wo es Hybridsorten gibt. Der Grund ist, dass diese Getreidearten Fremdbefruchter sind. Der Vorteil: Hybridsorten haben mehr Ertrag gegenüber Nicht-Hybriden. Hybridroggen weist sogar 40 Prozent mehr Ertrag auf, allerdings nur bei der ersten Ernte. Das Zurückhalten von Saatgut aus dieser Ernte für das nächste Jahr hat also wenig Sinn. Das ist gleichzeitig auch die Kritik an Hybridsorten, da die Bauern damit jedes Jahr neues Saatgut zukaufen müssen und sich in eine Abhängigkeit gegenüber Saatgutherstellern begeben. Saatguthersteller hingegen argumentieren, dass sich die hohen Kosten für die Züchtung neuer Sorten zu einem Großteil durch den Verkauf von Saatgut abdecken lassen. Die 40 Prozent Mehrertrag bei Hybridsorten sollen die Kosten für den jährlichen Kauf von neuem Saatgut für den Bauern kompensieren.

Schlägler Roggen

Der Schlägler Roggen ist die älteste eingetragene Roggensorte Österreichs und wird mittlerweile wieder auf mehreren hundert Hektar angebaut. Er wurde aus regionalen Roggensorten am Stift Schlägl im Jahr 1908 gezüchtet und bis heute erhalten. Bäcker verwenden ihn aufgrund seines besonderen Geschmacks heute wieder sehr gerne für Roggenbrote, er erlebt also gerade eine Renaissance. Der Nachteil von alten Sorten wie auch Schlägler Roggen ist allerdings, dass sie bei Regen kurz vor oder während der Ernte dazu neigen, dass das Korn noch in der Ähre zu keimen beginnt und damit die Backeigenschaft verloren geht. Diese Eigenschaft wurde bei modernen Roggensorten über die Pflanzenzüchtung aufgehoben, was allerdings gleichzeitig Auswirkungen auf den Geschmack hat.

Nur wenige Krankheiten

Vorteilhaft am Roggenanbau sind die wenigen Krankheiten, mit denen er zu kämpfen hat. Probleme machen aber vor allem der Braunrost und das giftige Mutterkorn. Der Braunrost wird durch einen Pilz ausgelöst, der die Blätter befällt und dort braune Pusteln bildet. Der Pilz entzieht der Pflanze Energie und hindert sie an der Photosynthese. So verringert sich der Ertrag. Konventionelle Roggenfelder werden in der Praxis fast immer mit Fungiziden behandelt, um die Schadauswirkungen der Krankheiten zu minimieren. Der Bauer beobachtet, wie sich das Schadbild entwickelt und wägt ab, ob sich eine Behandlung mit Fungiziden auszahlt oder nicht. Nennenswerte Fressfeinde gibt es beim Roggen auch nicht. Sehr wohl bekämpft der Bauer im Frühjahr oder im Herbst Unkraut mit Herbiziden. Dies ist notwendig, da Unkräuter der Kulturpflanze im Wachstum überlegen sind Konkurrenten um Nährstoffe und Sonnenlicht darstellen. Alternativ zum Herbizid kann der Bauer die Unkräuter mittels mechanischer Bekämpfung in Schach halten. Dazu verwendet er den Striegel, ein Gerät, das den Boden durchkämmt und dabei Unkräuter entweder ausreißt oder mit Erde verschüttet. Dazu muss das Unkraut aber möglichst früh bekämpft werden, damit diese Methode wirksam ist. Der Bio-Getreidebauer darf keine chemisch-synthetischen Herbizide einsetzen und ist daher auf den Einsatz des Striegels angewiesen. Im Herbst werden Bio-Roggenfeldern bis zu zwei Mal gestriegelt.

Müder Roggen

Der Roggen braucht, wie jede andere Pflanze, Nährstoffe, um zu wachsen, jedoch weniger Stickstoff als etwa Weizen. Der Stickstoff wird in zwei Teilgaben aufs Feld gebracht, damit die Pflanze den Stickstoff auch verwerten kann und er nicht in tieferen Bodenschichten verloren geht.

Roggenpflanzen neigen durch ihre langen Halme dazu, dass sie bei Starkregen instabil werden, umknicken und sich hinlegen. Dieses sogenannte Lagern des Getreides am Feld kann zu Schwierigkeiten bei der Ernte und zu starken Qualitätseinbußen führen. Die Verluste sind umso größer, je früher ein Bestand zu Boden geht. Um das zu verhindern, kann der Landwirt die Halme mittels chemisch-synthetisch hergestellter Pflanzenwachstumsregulatoren stabilisieren. Ist die Roggenpflanze etwa 20 Zentimeter lang, wird ein sogenannter Halmverkürzer mit der Feldspritze ausgebracht.

Ernte und Ertrag

Die Ernte des Roggens erfolgt von Juli bis August bei Totreife. Jedoch schwanken die Erträge je nach Standort sowie Bodengüte stärker als bei anderen Getreidearten. Dadurch, dass Roggen ein Fremdbefruchter ist, entscheidet die Wetterlage während der Befruchtung zu großen Teilen den Befruchtungserfolg und somit die Höhe des Ertrages. Die Schwankungsbreite beim Ertrag liegt im Durchschnitt zwischen einer und fünf Tonnen pro Hektar. Weltweit liegt der Ertrag im Durchschnitt bei 3,4 Tonnen pro Hektar.

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Triticale

Eine für die Futtererzeugung immer beliebtere Getreideart ist Triticale. Sie ist eine Kreuzung aus Weizen und Roggen und wird hauptsächlich an Nutztiere verfüttert. Triticale ist frostresistenter als Weizen und widerstandfähiger gegen Krankheiten. Als stärkehaltiger Rohstoff eignet sich Triticale auch zur Bioethanol-Herstellung und hat den Roggen vielerorts als Anbaugetreide verdrängt – insgesamt beläuft sich die Fläche auf 49.922 Hektar. In Österreich wird Triticale erst seit 1995 angebaut.

Weizen