Ökonomische Aspekte vom Ei
Oft unklare Herkunft im Außer-Haus-Konsum und bei verarbeiteten Produkten
So lückenlos und vorbildlich in Österreich die Herkunft und Haltungsform jedes Frischeis nachvollzogen werden können, so wenig ersichtlich ist diese oft bei verarbeiteten Produkten und mehr noch im Außer-Haus-Konsum. Branchenvertreter und Tierschutzorganisationen sprechen hier gern vom “anonymen Markt” und tragen ihren Wunsch nach Kennzeichnung seit vielen Jahren in die politische und öffentliche Debatte. Bisher ohne großen Erfolg. Hier laufen offenbar die Interessen der Gastronomie sowie der verarbeitenden Industrie und jene der Eier-Branche gegenläufig zueinander. Wenn man weiß, dass in praktisch jedem zweiten verarbeiteten Produkt irgendetwas vom Ei drin steckt, dann kann man die Dimensionen erahnen. Österreichische Qualität kostet mehr und diese ersparen sich also eine ganze Reihe von Produzentinnen und Produzenten. Auch wenn sich, nicht zuletzt als Konsequenz des Fipronilskandals, ein Trend zum heimischen Ei in Gastronomie und Verarbeitung abzuzeichnen beginnt, wie Roman Amering, Geschäftsführer des Flüssigeiherstellers Amering uns im Filminterview mitteilt.
> Import von Käfigeiern
> BLOG: Eine „3“ am Ei heißt nicht „Befriedigend“ sondern „Nicht genügend“!
Der Tiroler Marktführer bei Eierteigwaren Recheis setzt seit jeher auf Eier heimischer Herkunft und scheint damit eine Ausnahme, wie eine Sichtung in einem Supermarktregal im Zuge von Dreharbeiten vermuten lässt. Jedenfalls fehlt bei den meisten Konkurrenzprodukten ein entsprechender Hinweis. Die Angabe “Hergestellt in Österreich” auf einem Produkt heißt übrigens nicht, dass auch die Zutaten heimischer Herkunft sind. In der Produktgruppe Backwaren fanden wir genau ein Produkt, dass die heimische Herkunft der verarbeiteten Eier erkennen ließ. Kein einziges fanden wir in der drittwichtigsten Eier enthaltenden Produktgruppe der Saucen.
In den allermeisten Fällen kann weder Herkunft noch Haltungssystem der Eier in Fertigprodukten von Konsumentinnen und Konsumenten erkannt werden. Dabei findet sich Ei etwa in den wichtigen Produktgruppen Backwaren, Eierteigwaren, Saucen, Liköre, Süßwaren und Convenienceprodukten überaus häufig. Offensichtlich ist heimischen Konsumentinnen und Konsumenten zu wenig bewusst, dass sie hier mit hoher Wahrscheinlichkeit Eier aus Käfighaltung essen. Michael Wurzer, Geschäftsführer der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft, spricht hier von einer Art Doppelmoral: “Beim Frischei wollen wir das Beste und beim Kuchen ist es uns scheinbar egal, wenn Käfigei drin ist.” Freilich sieht auch er das Hauptproblem im mangelnden Bewusstsein und wünscht sich “mehr Transparenz in diesem anonymen Markt.”
Das “Zweinutzungshuhn” rechnet sich nicht im großen Stil
So genannte Zweinutzungsrassen, wie das bekannte Sulmtalerhuhn, wurden über Jahrhunderte sowohl der Eier wegen als auch wegen ihres Fleisches gehalten und geschätzt. Seit die Züchtung beim Huhn aber einerseits in Richtung Legeleistung und andererseits in Richtung schnelles Wachstum bei hoher Fleischzunahme geht, lassen sich diese beiden Zuchtziele nicht mehr “unter ein Huhn bringen”. Wobei Knut Niebuhr von der Vet-Med-Uni Wien anmerkt, dass “alte Rassen” im Vergleich mit modernen Hybridlinien auch beim Thema Zweinutzung schlecht bilanzieren. Das heißt sie legen weniger Eier UND nehmen noch langsamer an Fleisch zu als Legehybride. Heute gibt es Hühner, die nur aufs Eierlegen spezialisiert sind, und solche, die nur Fleisch liefern. Das ist auch im Bio-Bereich nicht anders. Im Zuge der Problematik des Tötens männlicher Küken von Legerassen wurde eine Zeit lang an einer möglichen Renaissance des Zweinutzungshuhnes gearbeitet und entsprechende Projekte wurden initiiert. Letztlich verliefen sich diese Versuche aber im Sand, weil sich die kombinierte Lege- und Fleischleistung der Hühner als ökonomisch nicht machbar für die Produktion im großen Stil herausstellte, wie Manfred Söllradl 2015 bei der Präsentation des ersten “Bruderhahnschlupfes” in seiner Bio-Brüterei die anwesende Presse wissen ließ. Stattdessen löste man das “Männliche-Küken-Problem” unter Verwendung der Hochleistungsrassen “Sandy” und der in Österreich bereits landläufigen “Lohmann Brown”. Das kostenintensive Mästen der Brüder dieser Legehennen wird über etwas teurere Bio-Eier gleichsam querfinanziert. Bio-Eier sind seitdem etwa um zwei Cent teurer als vorher.