Nur die Größten auf Salat spezialisiert
Schätzungen von Branchenkennern zufolge gibt es in Österreich zehn Bauern bzw. Gärtner, die so viel Salat anbauen, dass sie von dieser einen Gemüseart leben können. Alle anderen Salaterzeuger bauen mehrere Gemüsearten an. Der Großteil der in Österreich geernteten Salatmenge kommt von Bauern im Vollerwerb. Bietet man als Betrieb Salat an, muss man aus betriebswirtschaftlichen Gründen die ganze Saison über Ware liefern können, vom Frühjahr bis in den Herbst. Die einen bezeichnen sich als Gärtner, andere als Bauern. Wir verwenden beide Begriffe ohne zu unterscheiden.
Unterschiedliche Wege zum Konsumenten
Jeder Produzent muss sich überlegen, wie er seine Erzeugnisse an die Konsumenten bringt. Im Salatanbau kann man zwischen drei Absatzwegen unterscheiden. Mehrere Bauern und Gärtner können sich zu einer Erzeugerorganisation zusammenschließen und den Salat gesammelt verkaufen. Direkt an den Lebensmitteleinzelhandel verkaufen hauptsächlich große Betriebe. Um Mengen zu liefern, die an viele Filialen verteilt werden, braucht man als Salatbauer eine gewisse Größe. Möglichkeiten für die direkte Vermarktung an die Konsumenten gibt es unterschiedliche, in diesem Bereich ist Kreativität gefragt. Ein Beispiel dafür ist das so genannte “Gemüsekistl”. Die Konsumenten können aus verschiedenen Lebensmitteln wählen und sich ein Kisterl nach ihrem Gemüsebedarf zusammenstellen und liefern lassen.
Österreich ist insgesamt sehr gut für Salatanbau geeignet. In allen neun Bundesländern wird Salat angebaut. Mengenmäßig den meisten Salat produzieren Betriebe in einem Bundesland, das man eher als reine Stadt sehen würde. Wien ist Österreichs Salat-Hauptstadt. Etwas weniger als ein Viertel der heimischen Salat-Erntemenge kommt von Wiener Betrieben, die die flachen Felder in und um die Stadt bestellen.
Zwei Salatarten dominieren im österreichischen Anbau, der Eis- und der Häuptelsalat. Auf 43 Prozent der gesamten Salat-Anbaufläche wird Eissalat angebaut, auf 26 Prozent Häuptelsalat. Der Großteil davon ist Freilandanbau, ein kleiner Teil der Flächen liegt in Glashäusern und Folientunneln.
Wiener Salaterzeuger stellen die größte Menge an Endivien-, Frisée- und Vogerlsalat her, Eis-, Häuptel- und Radicchiosalat werden hauptsächlich in Ober- und Niederösterreich angebaut.
Saatgut und Jungpflanzen
Jeder Salat war mal eine Jungpflanze. Im Gegensatz zu Tomaten, die in einer Vielzahl auf einer Pflanze heranreifen, muss jede Salatpflanze einzeln produziert und eingesetzt werden. Mehr als die Hälfte der Salat-Jungpflanzen, die heimische Bauern verwenden, kommen aus dem Inland. Züchtung und Saatgutproduktion für österreichischen Salat führen internationale Unternehmen durch. Als gefragteste heimische Sorte bildet der Grazer Krauthäuptel eine Ausnahme. Er wird zum Teil in Österreich gezüchtet und vermehrt.
Kauft ein Jungpflanzenproduzent Saatgut, zum Beispiel aus den Niederlanden, sind die einzelnen Körner von Sediment - biologischem Material - umgeben. So haben sie eine schöne, runde Form. Ohne das Sediment wären sie unterschiedlich groß, unförmig und für das maschinelle Säen ungeeignet. Jedes Saatkorn kommt in einen Würfel, der es verlässlich heranwachsen lässt und mit Nährstoffen versorgt. Der Würfel besteht hauptsächlich aus Torf und wird beim Jungpflanzenproduzenten maschinell gepresst. Bio-Bauern müssen Bio-Saatgut und -Jungpflanzen verwenden.
Grazer Krauthäuptel einzige bedeutende heimische Sorte
Eine Sorte, die im professionellen Salatanbau Bedeutung hat, wird zum Teil in Österreich gezüchtet und vermehrt. Der Grazer Krauthäuptel ist ein steirisches Original und wird hauptsächlich in den südlichen Bezirken der Steiermark angebaut. Er wird von Mitte März bis November geerntet. Sein optisches Erkennungsmerkmal ist der rote Blattrand. Mittlerweile züchtet auch ein global agierendes Unternehmen den Grazer Krauthäuptel. Unter anderem hat Vitalis, Tochter der holländischen Enza Group, die österreichische Sorte für sich entdeckt.
Salat-Jungpflanzen wachsen in Torf heran
Kein Material ist für das Heranwachsen von Gemüse-Jungpflanzen so geeignet wie Torf. Er lässt sich gut in Würfel pressen, ist unkrautfrei und kann gut Wasser speichern. Die Würfel, in die das Saatgut für konventionelle Salatpflanzen gelegt wird, besteht daher fast zur Gänze aus Torf. Dieser setzt sich aus abgestorbenen Pflanzenresten zusammen, die in den feuchten Senken von Flussauen, so genannten Mooren, zu einem wertvollen Sediment wurden. Dort wird er abgebaut und verarbeitet. Torf entsteht sehr langsam und wird daher als endliche Ressource betrachtet.
TORF-ABBAU FÜR SALAT-JUNGPFLANZEN
Torf entstand in Mooren und wird dort abgebaut. Er wird für die Jungpflanzen-Produktion verwendet, zu Blumenerde verarbeitet oder verbrannt. Da jeder geerntete Salat eine Jungpflanze war und als solche in Torf herangewachsen ist, braucht die Salatproduktion mehr Torf als andere Kulturarten. Der Torfabbau in den sensiblen Mooren ist umstritten. Auch die Bio-Landwirtschaft verzichtet nicht gänzlich auf Torf.
Ruth Pammer von Global 2000 sieht aus ökologischer Sicht zwei Problemfelder in der Gewinnung von Torf. Moore, die beim Torfabbau zerstört würden, bezeichnet sie als “Regenwälder Europas”, wegen der Vielzahl an Tier- und Pflanzenarten im Torf und der hohen CO2-Speicherkapazität. Das eine Problem sei die Zerstörung eines wertvollen Lebensraums, das andere die Freisetzung von CO2 bereits beim Abbau, ungeachtet der weiteren Verwendung.
Bio reduziert Torfanteil
Die EU-Bio-Verordnung schränkt den Einsatz von Torf nicht ein. Die meisten Bio-Salatbauern in Österreich sind Mitglied von Bio-Verbänden. Diese schreiben einen geringeren Torfanteil vor. Versuche, auf Torf ganz zu verzichten, sind vielfach gescheitert. Bio Austria und Demeter geben vor, dass im Substrat für Jungpflanzen maximal 70 Prozent Torf enthalten sein darf. Viele Jungpflanzenhersteller produzieren Bio-Jungpflanzen nach den jeweils strengsten Verbandsvorgaben, um die Ware allen Bio-Bauern anbieten zu können. Die restlichen 30 oder mehr Prozent des Würfels für eine Bio-Salat-Jungpflanze macht Kompost aus. Bio-Salatbauer Bernhard Gogg weist im Filminterview auf die Emission von klimaschädlichen Gasen beim Torfabbau hin. Aber “im Moment ist Torf noch nicht ganz verzichtbar”, so Gogg.
Torf als Heizmaterial
Der deutsche Bio-Jungpflanzenproduzent Ulrich Natterer erwähnt im Interview mit Land schafft Leben, dass der Torfanbau in Deutschland in vielen ehemaligen Abbaugebieten mittlerweile verboten ist. Deutschland importiere daher Torf, zum Beispiel aus dem Baltikum. Er selbst verwendet ähnlich wie österreichische Bio-Jungpflanzenproduzenten Würfel mit 70 Prozent Torf. Jungpflanzen verkauft Natterer unter anderem nach Österreich. Auf die Frage nach den ökologischen Auswirkungen des Torfabbaus meint er, dass für Blumenerde und den Gemüsebau vergleichsweise geringe Mengen an Torf verwendet werden. In anderen Torfabbauländern, nicht in Deutschland, werde Torf vielfach als Heizmaterial verwendet. Ein Argument, das Global 2000 nicht zu 100 Prozent gelten lässt. Ruth Pammer meint, dass jeder Bereich sehr bald auch “die kleinen Fische einsammeln” muss, damit die notwendigen Klimaschutzziele erreicht werden. Jede Reduktion an Torfnutzung trage dazu dabei, daher solle eine Reduktion umgesetzt werden, wo und in welchem Ausmaß sie umgesetzt werden kann.
Brennende Torfwälder in Indonesien
In Indonesien wurden 1997 und 2015 riesige Flächen Torf auf eine andere Art und Weise vernichtet, wie der WWF Deutschland und Medien berichten. In beiden Jahren war der Inselstaat von Trockenheit betroffen. Regenwald, der normalerweise nicht brennt, wurde entflammbar. Laut WWF breiteten sich Brandrodungen zu gewaltigen Flächenbränden aus. Die Dürre sei genutzt worden, um landwirtschaftliche Fläche zu schaffen, etwa für die Produktion von Palmöl. Das im Torf in unvorstellbar großen Mengen gespeicherte CO2 wurde freigesetzt.