Hat die österreichische Apfelproduktion Zukunft?
Auch innerhalb der Apfelbranche ist in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine Verringerung der Betriebe in Österreich zu beobachten. Für die verbliebenen ca. 1.900 Bäuerinnen und Bauern, die ihr Einkommen zur Gänze oder überwiegend aus dem Apfelanbau beziehen, stellt sich die wirtschaftliche Situation gegenwärtig als äußerst angespannt dar.
Problemfelder – Wettbewerbsnachteil Personalkosten, sinkender Konsum, exotische Konkurrenz
Die im internationalen, auch im EU-Vergleich wesentlich höheren Sozialstandards zu Gunsten der (zumeist) Fremdarbeitskräfte in der Produktion bewirken einen massiven Wettbewerbsnachteil gegenüber ausländischen Großproduzenten. Vor allem Polen hat seine Apfelproduktion – auch Dank großzügiger EU-Förderungen – enorm hinauf geschraubt und sei jetzt schon Europas größter Apfelproduzent. So etwas wie der Hecht im europäischen Apfel-Karpfenteich, dränge der polnische Apfel überdies aufgrund des Russland-Embargos vermehrt auf den europäischen Markt. Zusätzlich ist der österreichische Inlands-Markt im Schrumpfen begriffen. Das heißt der Pro-Kopf-Konsum geht zurück. Er lag vor 20 Jahren bei etwa 28 Kilogramm, 2008/2009 noch bei knapp 22 Kilogramm und liegt jetzt bei etwa 15 Kilogramm.
Dies liege auch daran, dass “dem Apfel das ganzjährige Angebot von Obst und Gemüse aus aller Herren Länder, sowie die veränderten Konsumentenwünsche” zusetzen, so Walter Schiefermüller. Der Verzehr von Süd- und exotischen Früchten steige stetig.
Innere Qualität – Masse statt Klasse?
Dieser sinkende Apfelkonsum sei aber laut Leonhard Steinbauer, zum Teil “hausgemacht”. Er sieht im mangelnden Geschmack bzw. im relativ einheitlichen Geschmack der gängigen Marktsorten einen Grund für den sinkenden Inlands-Pro-Kopf Verbrauch. Die Frage nach der “inneren Qualität” werde so zur Überlebensfrage für die heimische Apfelproduktion:
“Die äußere Qualität gibt den ersten Impuls zum Kauf. Innere Qualität – für den Konsumenten nachvollziehbare innere Qualität (Geschmack, volle Reife) – ist das Gebot der Stunde. Nachvollziehbare Qualität führt zu höheren Preisen und gesteigerter Nachfrage. Entscheidend für den Wiederkauf ist nur die innere Qualität. Mit bester innerer Qualität animiert und steigert man den Konsum, mit schlechten inneren Qualitäten erzielt man das Gegenteil.” Entscheidend sei laut Steinbauer, dass man erstens die Äpfel voll ausreifen lasse und nicht etwa unreif geernteten Äpfeln dank “smarter” Lagertechnologie ein extra “extended Shelflife” verpasse. In einem zweiten und mittelfristigen Schritt plädiert er für ein mutigeres Sortenmanagement. Dieses sei in der Steiermark laut Thomas Rühmer – ebenfalls Versuchsanstalt Haidegg – schon als “erzkonservativ” zu bezeichnen.
In das selbe Horn stößt Apfelbauer Walter Schiefermüller. Der Oberösterreicher setzt auf eine Mischung aus Ab-Hof-Verkauf und Lieferung an den Lebensmitteleinzelhandel. Und er setzt auf Sortenvielfalt. Unter den 16 angebauten Apfelsorten finden sich neben den gängigen Marktsorten etwa auch exotische rotfleischige und alte Sorten wie Boskoop. Zur Thematik Masse statt Klasse äußert sich Schiefermüller wie folgt: “Der Apfel muss ein gesundes Genusserlebnis sein, um die Nachfrage zu sichern und um die Konkurrenzfähigkeit zu anderen Früchten erhalten zu können. Je ökologischer und qualitativ hochwertiger ein Apfel produziert wird, umso höher ist der Lohnkostenanteil.”