INTERNATIONALES HYBRID-SAATGUT
90 Prozent des Saatguts, aus dem österreichische Zwiebeln wachsen, kommen aus den Niederlanden. Das internationale Hybridsaatgut bringt höhere Erträge, weil es Krankheiten und Schädlingen besser widersteht und einheitlichere Pflanzen hervorbringt. Auch Bio-Bauern verwenden konventionelles Saatgut von internationalen Züchtern, das jedoch nicht mit Pestiziden behandelt wurde. Das dürfen sie, wenn biologisches nicht ausreichend verfügbar ist.
Die wesentlichen Ziele in der Zwiebelzüchtung sind die äußere Beschaffenheit, die Schale und Festigkeit der Zwiebel sowie ihre Lagerfähigkeit. Ein Ziel ist auch, die Zwiebeln resistenter gegen Schaderreger zu machen. So kommen die Bauern mit weniger Pflanzenschutzmitteln aus. Weltweit dominieren fünf Unternehmen den Markt. Die Züchtung ist aufwändig und langwierig. Die Bauern brauchen Saatgut, aus dem Pflanzen wachsen, die möglichst ertragreich und widerstandsfähig sind.
Gutes Saatgut entscheidend
Das Saatgut ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Die Hybridsorten aus den Niederlanden sind teurer als in Österreich gezüchtetes Saatgut. Sie bilden einheitlichere Pflanzen. Das ist wichtig, damit man bei der Unkrautbekämpfung keine Nachzügler vernichtet. Auch Bio-Saatgut stammt von internationalen Züchtern, ist aber unbehandelt. In Österreich züchtet das Unternehmen Austrosaat Zwiebeln.
Nach der Ernte zurück aufs Feld - die Vermehrung
Die Vermehrung des Saatguts erfolgt zum Teil in Österreich, hier vor allem von Austrosaat im Seewinkel im Burgenland. Um Saatgut zu vermehren, lässt man die Pflanzen mit einer Unterbrechung zwei Jahre wachsen. Im ersten Jahr werden die Zwiebeln im Herbst geerntet. Die geeignetsten werden ausgewählt und noch vor dem Winter zurück in den Boden gepflanzt. Anfang Juni beginnen die Zwiebelpflanzen zu blühen und im August wird ihr Samen geerntet. Aus diesen Samen wachsen jene Zwiebeln, die wir essen. Der Samen dieser Generation wird nicht mehr zur Züchtung verwendet, weil er als Hybridsaatgut seine typischen Sorteneigenschaften verliert.
Jahreskreis
Bei der Küchenzwiebel unterscheidet man zwischen Sommer- und Winterzwiebel. Fast neun von zehn Zwiebeln sind Sommerzwiebeln. Winterzwiebeln decken jene Zeit ab, in der keine österreichischen Sommerzwiebeln auf Lager sind. Sogenannte Steckzwiebeln werden im Herbst nach dem Vorziehen als sehr kleine Zwiebeln von der Saatgutfirma geerntet, warm gelagert und im Frühjahr vom Zwiebelbauern wieder eingesetzt. Oder sie werden zu Jungpflanzen herangezogen und dann aufs Feld gesetzt. Weil sie quasi einen Wachstumsvorsprung haben, setzen sich Steckzwiebeln und Jungpflanzen besser gegen Unkraut und Krankheiten durch und können früher geerntet werden. Sie füllen außerdem die Lücke zwischen Winter- und Sommerzwiebeln im Geschäft. Dennoch haben Steckzwiebeln in Österreich eine geringe Bedeutung.
Der folgende Jahreskreis zeigt, wann Sommer- und Winterzwiebeln gesät und geerntet werden:
Nach der Ernte der Winterzwiebeln geht sich noch eine weitere Kultur aus, zum Beispiel Bohnen oder Erbsen. Nach der Sommerzwiebel-Ernte bereitet der Bauer das Feld für den Winter vor.
Wer alles auf Zwiebel steht - Schaderreger und Pflanzenschutz
Jedes Pflanzenschutzmittel durchläuft ein langes Zulassungsverfahren. Nur Mittel, die für den Zwiebelanbau in Österreich zugelassen sind, dürfen auch eingesetzt werden. Nicht jedes Land lässt die gleichen Pflanzenschutzmittel zu. So gibt es welche, die in Österreich verboten und in den Niederlanden erlaubt sind, und umgekehrt. Oft reguliert nicht nur der Gesetzgeber. Der Lebensmitteleinzelhandel verlangt von Lieferanten, dass sie bestimmte Mittel nicht einsetzen.
Beim Ausbringen jedes Pflanzenschutzmittels gehen die Bauern präzise und überlegt vor. Zu viel wäre eine Geldverschwendung, zu wenig erzielt nicht die gewünschte Wirkung. Bei der Fahrt mit dem Traktor übers Feld kann der Bauer über Geschwindigkeit und Sprühintensität regulieren, wie viel aufs Feld kommt. Dass Pflanzenschutzmittel einfach über die Bewässerungsanlage ausgebracht und so sehr unpräzise verteilt werden, gibt es in Österreich nicht.
Folgende Schaderreger schädigen die Zwiebelpflanzen:
Kleine Insekten namens Thripse sind die größten tierischen Feinde der Zwiebel. Sie schädigen den grünen Teil der Zwiebelpflanze. Früher haben die Saatguthersteller die Saatkörner für die konventionelle Landwirtschaft mit einem Insektizid gegen die Thripse ummantelt. Das ist heute nicht mehr erlaubt. Auch der im Boden lebende Drahtwurm, die Larve des Schnellkäfers, ist ein bedeutender Zwiebelschädling.
> Gebeiztes Saatgut
Der Falsche Mehltau ist der wichtigste pilzliche Schaderreger. Seine Sporen können durch Wind über große Entfernungen verbreitet werden. Er setzt sich auf die Zwiebelpflanze und zerstört die Blätter, die über die Photosynthese Energie für die Pflanze liefern. Den Falschen Mehltau erkennt man an hellen, ovalen Flecken an den grünen Blättern der Pflanze, die später mit grau-violettem Belag überzogen sind. Zwiebelbauern sagen, die Vermeidung des Pilzes sei entscheidend, ob sie erfolgreich ernten oder nicht. Wenn man ihn mit freiem Auge sieht, ist es meist schon zu spät. Umso wichtiger ist eine vorbeugende Behandlung mit Fungiziden. Diese werden von konventionellen Bauern ausgebracht, sobald eine Infektionsgefahr besteht. Das Ausbringen erfolgt je nach Witterung und etwa alle zwei Wochen.
Die Übertragung der Sporen über die Luft von einer Zwiebel auf die nächste geht schnell. Daher sollte man auch keine befallenen Zwiebelpflanzen am Feld zurücklassen und unbedingt eine Fruchtfolge einhalten, also nie zwei Jahre hintereinander am selben Feld Zwiebeln anbauen. Zusätzlich ist es ein Risiko, wenn am Feld des Nachbarn der Falsche Mehltau auftritt.
Wie bei allen landwirtschaftlichen Kulturen gibt es Wildpflanzen, die den Nutzpflanzen Platz und Nährstoffe streitig machen. Zwiebelbauern bekämpfen von März bis Mai das Unkraut mit Herbiziden. Zusätzlich vernichten sie das Unkraut mit einem Hackgerät. Beide Methoden wirken nur, solange die Unkrautpflanzen nicht zu groß sind. Glyphosat, das gegen alle Pflanzen wirkt, wird im Zwiebelanbau nicht eingesetzt. Stattdessen kommen Mittel zum Einsatz, die nur bestimmte Pflanzen vernichten. Ohne jegliche Unkrautbekämpfung würde das Unkraut die Zwiebelpflanzen überwuchern und es würde weniger bis keine Ernte geben.
Wie das Wetter während der Anbausaison ist, hat große Auswirkung auf die Entwicklung der Zwiebeln. In manchen Jahren bildet die Zwiebel eine mangelhafte oder gar keine ordentliche Schale aus. Eine feste Schale ist ein wichtiger Qualitätsstandard. Ohne Schale ist die Zwiebel oft nicht vermarktungsfähig. Wenn die Zwiebelpflanze witterungsbedingt am Feld nicht ordentlich abreifen kann, bildet die geerntete Zwiebel im Lager einen Trieb. Solche Zwiebeln kann der Bauer ebenfalls nicht vermarkten.
> HINTERGRÜNDE: Chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel
Bio-Pflanzenschutz
Bio-Bauern haben im Schnitt um die Hälfte weniger Erträge als konventionelle Bauern. Hauptgrund dafür ist, dass Bio viel weniger Möglichkeiten hat, Schäden an den Zwiebeln zu verhindern. Bio-Bauern können die Pilzkrankheit Falscher Mehltau kaum bekämpfen, einzige Möglichkeit ist das Ausbringen von kupferhaltigen Präparaten. Kupfer wirkt im Vergleich zu einem Fungizid nur eingeschränkt. Das Saatgut kann nicht behandelt und dadurch nicht vor Zwiebelfliegen, Thripsen und anderen Insekten geschützt werden. Im Bio-Bereich dürfen überhaupt keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden. Bio-Bauern sind auf die Unkrautbekämpfung mit Maschinen und per Hand angewiesen. Das verursacht viel Aufwand und hohe Kosten.
Zusätzlich gibt es die Methode des Abflämmens, bei der das Unkraut abgebrannt wird, bevor die Zwiebelpflanzen aufgehen. Vor der Aussaat formen die Bio-Bauern Dämme, auf die sie die Samenkörner ausbringen. In den Dämmen herrscht weniger Feuchtigkeit, was die Zwiebeln weniger anfällig gegen Pilzkrankheiten macht. Außerdem ermöglichen die Dämme eine spezielle Technik der Unkrautvernichtung mit Hackgeräten. Nachteil ist, dass weniger Zwiebeln pro Hektar geerntet werden können.
Nährstoffe für die Zwiebel
Wie alle Nutzpflanzen braucht die Zwiebelpflanze ausreichend Nährstoffe. Der Bauer bestimmt mittels einer Bodenprobe den Stickstoffgehalt im Boden vor dem Anbau und weiß dann, wie viel Stickstoff er ausbringen darf, damit die Zwiebel ausreichend versorgt ist. Eine Überdüngung mit Stickstoff hätte nicht nur negative Auswirkungen für die Zwiebel, sondern könnte auch durch Auswaschung zu einer Grundwasserbelastung führen.
Alles über Böden, Nährstoffe, Mineraldünger und Alternativen:
> HINTERGRÜNDE: Weg der Nährstoffe
Gesunde Abwechslung
Der Erfolg des Zwiebelanbaus hängt auch davon ab, was in den Monaten und Jahren vor der Zwiebel am Feld gewachsen ist. Denn das ist ausschlaggebend dafür, in welchem Zustand der Boden ist, welche Nährstoffe verfügbar sind und welche Krankheiten im Boden lauern. In Österreich ist bei Zwiebeln eine vier- bis fünfjährige Fruchtfolge üblich. Nach den Zwiebeln kommen Kulturen wie Weizen, Mais, Zuckerrüben und andere Gemüsearten wie Karotten, Erbsen, Bohnen und Spinat dran, bevor wieder Zwiebeln auf dem selben Feld stehen werden.
Bevor der Bauer im März die Sommerzwiebel sät, baut er meist im Winter davor eine Begrünung an. Das verhindert, dass das Feld über den Herbst oder Winter leer steht und bei Starkregen und Wind wertvoller Humus fortgetragen wird. Begrünungspflanzen lockern zudem den Boden und reichern ihn mit Nährstoffen an. Die Zwiebeln hinterlassen ihrerseits einen schönen Boden, weil sie die obere Schicht gut durchwurzeln und Ernterückstände mit wertvollen Nährstoffen zurücklassen.
Wasser für die Zwiebel
Da die Zwiebel der Wasserspeicher der Zwiebelpflanze ist und hauptsächlich aus Wasser besteht, braucht sie viel Wasser, während sie heranwächst. Der Großteil der Zwiebelflächen wird bewässert. Ob bewässert wird oder nicht, hängt von der Verfügbarkeit des Grund- oder Oberflächenwassers ab. Das Bewässern ist aufwändig, die Bauern müssen viele Kilometer Wasserrohre von Hand verlegen und wieder einsammeln. Sie bewässern nach der Aussaat und bis zur Ernte. Während der Ausbildung der Zwiebelknolle braucht die Pflanze am meisten Wasser. Es gibt zwei Arten der Bewässerung, mit Besprenkelung von oben oder neuerdings mit Tröpfchenbewässerung durch Schläuche direkt am Boden. Sie ist teurer, spart aber Wasser und Energie.