100 Gramm Zucker enthalten ...
... 100 Gramm Saccharose. Wir bezeichnen sie auch als “Zucker” oder “Haushaltszucker”. Saccharose ist ein Zweifachzucker und besteht aus Traubenzucker und Fruchtzucker, deren Moleküle sich jeweils verbinden.
In Österreich wird Saccharose aus der Zuckerrübe gewonnen. Der Zucker entsteht in den grünen Blättern der Pflanze und wird direkt im Rübenkörper, dem Teil der Rübe unter der Erde, gespeichert. 100 Gramm haben 400 Kalorien. Diese werden als “leere Kalorien” bezeichnet, weil sie nur Energie liefern, aber keine nennenswerte Menge an Vitaminen und Mineralstoffen.
Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, weniger als zehn Prozent der Energiegesamtaufnahme durch Zucker zu decken und hält eine Reduktion auf fünf Prozent für sinnvoll. Bei Erwachsenen sind zehn Prozent etwa 50 Gramm, das entspricht zehn Teelöffel Zucker, bei Kindern ist die maximale Zufuhr, je nach Alter und Geschlecht, geringer. Im ersten Lebensjahr sollte die Gabe von zugesetztem Zucker vermieden werden.
Ingrid Kiefer von der Österreichischen Agentur für Ernährungssicherheit AGES empfiehlt ebenfalls, maximal 50 Gramm Zucker pro Tag zu sich zu nehmen. Pro Kopf verzehren wir allerdings rund 91 Gramm pro Tag und 33,2 Kilo pro Jahr, den Großteil davon in verarbeiteten Lebensmitteln wie Softdrinks, Milchprodukten, Cerealien, Süßigkeiten und Convenience-Produkten. Der Ernährungsbericht 2017 zeigt, dass 89 Prozent der Frauen und 81 Prozent der Männer die maximale Zufuhr an freiem, nicht in Lebensmitteln natürlich enthaltenem Zucker überschreiten. Insbesondere bei Kindern und Jugendlichen ist die Aufnahme deutlich zu hoch.
Gibt es eine tägliche Höchstaufnahmemenge für Zucker, bis zu deren Erreichen der Konsum von Zucker keine gesundheitlichen Nachteile mit sich bringt? Nein, eine solche Menge konnte von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nicht ermittelt werden. Sie wollte eine Höchstaufnahmemenge von Zucker definieren und hat dazu von 2018 bis 2020 über 30.000 Publikationen rund um die Auswirkungen von Zucker auf unsere Gesundheit gesichtet. Allerdings wurden lediglich 120 der 30.000 Studien als relevant identifiziert, um einen Zusammenhang zwischen dem Zuckerkonsum und dem Risiko für Zahnkaries, chronische Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und für schwangerschaftsbedingte Auswirkungen wie Schwangerschaftsdiabetes mellitus festzustellen. Ein Schwellenwert, ab dem der Konsum von Zucker plötzlich zu einem ansteigenden Gesundheitsrisiko führt, konnte nicht festgestellt werden – wohl aber ein positiver linearer Zusammenhang: Je höher die Aufnahmemenge von freien und zugesetzten Zuckern war, desto größer waren die gesundheitlichen Risiken. Aufgrund der als unzureichend beurteilten Datenlage für eine Zuckerzufuhr von unter zehn Energieprozent (entsprechend der WHO-Empfehlung) konnte das damit verbundene Risiko chronischer Stoffwechselerkrankungen nicht hinlänglich bewertet werden. Die Schlussfolgerung der EFSA lautet also: Die Aufnahme von zugesetzten und freien Zuckern im Rahmen einer ernährungsphysiologisch angemessenen Ernährung soll so gering wie möglich sein.
Wie wirkt Zucker auf unseren Körper?
Es gibt Einfach-, Zweifach- und Mehrfachzucker. Bei den Einfachzuckern gibt es wiederum den Traubenzucker (Glukose), den Fruchtzucker (Fruktose) und den Schleimzucker (Galaktose). Jeder Zucker wird im Darm mit Hilfe von Verdauungsenzymen zu Traubenzucker abgebaut oder umgewandelt, denn Traubenzucker ist ein wichtiger Energieträger, ohne den unser Körper nicht leben könnte. Vor allem unser Gehirn ist darauf angewiesen und verbraucht täglich circa 130 bis 140 Gramm Traubenzucker, den wir über die Nahrung aufnehmen. Eine Sonderstellung nimmt Fruchtzucker ein. Auch er muss, wie jeder Zucker, zu Traubenzucker umgewandelt werden, damit er vom Körper verwertet werden kann.
Das passiert aber nicht wie bei anderen Zuckerarten im Darm, sondern in der Leber. Aus diesem Grund steht ein zu hoher Konsum von Fruchtzucker im Verdacht, eine sogenannte Fettleber zu begünstigen. Denn wenn der Körper den Fruchtzucker nicht sofort als Energiequelle braucht, dann speichert er ihn in der Leber und wandelt ihn dort in Fett um. Auch Mehrfachzucker, die zum Beispiel in Kartoffeln und Nudeln enthalten sind, beinhalten Traubenzucker. Unser Körper braucht also nicht unbedingt den herkömmlichen Haushaltszucker.
Für den Körper ist es ein Unterschied, ob wir Einfach-, Zweifach- oder Mehrfachzucker aufnehmen. Einfachzucker wie Traubenzucker liefern am schnellsten Energie, weil sie der Körper nicht mehr aufspalten muss. Sie sättigen dafür nur kurz, wir bekommen schnell wieder Hunger. Mehrfachzucker werden nicht so schnell ins Blut aufgenommen, machen dafür aber länger satt. Ingrid Kiefer von der AGES empfiehlt, deutlich mehr Mehrfachzucker als Einfach- und Zweifachzucker zu sich zu nehmen. Das heißt zum Beispiel, mehr Kartoffeln und Nudeln anstatt Kuchen und Schokolade zu essen.
“Zuckersüßes Gift”?
Zucker hat seit vielen Jahren eine “schlechte Presse”. Häufig wird ihm vorgeworfen, er stünde in eindeutigem Zusammenhang mit sogenannten Zivilisationskrankheiten. Allen voran sei er für die behaupteten zunehmenden Fälle von Adipositas (krankhafte Fettleibigkeit) mitverantwortlich, wie sie bereits Kinder und Jugendliche in den hochentwickelten Ländern betreffe. Eine ganze Reihe von Studien wurden und werden zitiert, welche diesen Zusammenhang belegen. Fast zeitgleich haben jetzt aber zwei aktuelle Publikationen aus den USA und Wales unabhängig voneinander das gleiche überraschende Ergebnis geliefert: Zwischen dem Körpergewicht von Kindern und der Ernährungsweise existiert kein statistisch relevanter Zusammenhang.
Die Forscher untersuchten dazu den Konsum sowohl von gezuckerten Softdrinks, Süßigkeiten, Fast Food als auch von Obst und Gemüse. Die aktuellen Studien bestätigen dabei zahlreiche bereits erschienene Publikationen. Die häufig propagierte Formel „Limo, Süßigkeiten und Fastfood machen Kinder dick“ bleibt den beiden jüngsten Publikationen zufolge aus wissenschaftlicher Sicht nicht unwidersprochen. Ältere Studien wurden dahingehend kritisiert, dass sie wesentlichen Faktoren zu wenig Beachtung geschenkt hätten, wie Bewegungsmangel, fehlende “Esskultur” etc. So konnte etwa ein klar erkennbarer statistischer Zusammenhang zwischen der täglich vor dem Fernseher verbrachten Zeit und der Wahrscheinlichkeit an Adipositas zu erkranken, festgestellt werden. Die beiden Publikationen bringen voraussichtlich frischen Wind in die Diskussion um das vermeintlich “süße Gift” Zucker.
Sollte es stimmen, dass schon Kinder immer häufiger krankhaft dick sind, was durch die Datenlage einiger deutscher Studien jüngsten Datums zumindest für Deutschland tendenziell angezweifelt wird, dann scheint eine einseitige Fokussierung auf Zucker als Hauptursache jedenfalls zu kurz zu greifen.
Ist Traubenzucker beim Sport sinnvoll?
Einfachzucker liefern am schnellsten Energie, Mehrfachzucker halten dafür am längsten an. Nimmt man zum Beispiel Traubenzucker zu sich, steigt der Blutzuckerspiegel sehr rasch an. Dafür fällt er rasch wieder, was zu einer Unterzuckerung und zu einem Leistungstief führt. Traubenzucker führt deshalb nicht zu einer längeren Leistungsfähigkeit, sondern genau zum Gegenteil. Will man nicht nur kurzfristig Leistung bringen, empfehlen sich Mehrfachzucker. Außerdem gibt es Maltodextrin, das Bestandteil isotoner Sportgetränke ist. Es enthält als Kohlenhydratgemisch sowohl Einfach-, Zweifach- als auch Mehrfachzucker und ist im Gegensatz zu reinem Traubenzucker für den Ausdauersport geeignet.
> KARTOFFEL: Maltodextrin in Sportlernahrung
Nimmt man mehr Kalorien zu sich als man verbraucht, dann steigt das Gewicht. Jede über dem Bedarf liegende Energieaufnahme, egal ob durch Zucker, Fett oder Eiweiß, trägt zur Entstehung von Übergewicht bei. Eindeutige wissenschaftliche Belege dafür, dass allein der Konsum zuckerhaltiger Lebensmittel für die Entstehung von Übergewicht verantwortlich ist, existieren nicht. Bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas sind viele Faktoren im Spiel. Neben dem Ernährungsverhalten spielen genetische Faktoren und das Bewegungsverhalten eine große Rolle. Nichtsdestotrotz sind vor allem zuckerreiche Lebensmittel meist auch kalorienreich und deshalb trägt das sparsame und bewusste Genießen von Zucker wesentlich zur Gewichtsnormalisierung bei.
Die Vorliebe für Süßes ist uns angeboren. Für die Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter hat jeder von uns unterschiedliche Reizschwellen für eine angenehme Empfindung. Die Geschmacksprägung findet bereits im Mutterleib statt. Ab dem dritten Monat nimmt man den süßlichen Geschmack des Fruchtwassers wahr und erkennt ihn als Energiequelle, also etwas Positives. Bitter und sauer verbinden wir eher mit giftig, die Akzeptanz für diese Geschmacksrichtungen lernen wir erst im Laufe des Lebens. Das Geschmacksempfinden kann sich allerdings ändern, wenn bewusst die Reizschwelle gesenkt werden soll. Nach einer Übergangszeit von einigen Tagen ohne Zucker und Süßungsmittel löst bereits eine gering gesüßte Speise das gleich intensive Geschmackserlebnis aus wie zuvor eine höhere Süßkonzentration. Letztere wird dann häufig als übersüßt empfunden.
Die Hälfte der Kohlenhydrate verbraucht übrigens unser Gehirn. Unter Stress verbraucht es zusätzliche Energie. Da Zucker am schnellsten Energie liefert, greift man bei Stress und Belastung unbewusst zu zuckerhaltigen Lebensmitteln.
Der Konsum von Zucker an sich erfüllt nicht die notwendigen Kriterien, um ein Abhängigkeitssyndrom herbeizuführen. Zuckerkonsum stimuliert das Belohnungszentrum des Gehirns. Dabei wird Dopamin ausgeschüttet und ein kurzfristig positives Gefühl tritt ein. Die aktuelle wissenschaftliche Lage lässt aber keine Schlussfolgerung zu, dass Zucker süchtig macht. Das gilt ebenso für weitere natürlich in Lebensmitteln vorkommende Nährstoffe wie Fette oder Eiweiße.
Karies entsteht, wenn Bakterien am Zahnbelag Kohlenhydrate zu Säuren umwandeln. Es entsteht Zahnfäule, die wir als Karies kennen. Zucker ist ein Kohlenhydrat, aber Karies kann bei jeglicher Aufnahme von Kohlenhydraten entstehen. Auch zum Beispiel Brot, Müsli und Obst enthalten diese. Bei Traubenzucker, Fruchtzucker und Haushaltszucker ist das Kariesrisiko größer als bei Milchzucker und Mehrfachzuckern wie in Nudeln und Kartoffeln. Verzehrt man häufig und in größeren Mengen Zucker, steigt dadurch das Kariesrisiko. Dieses ist höher, wenn man Zucker zwischendurch zu sich nimmt, zum Beispiel in Form von Süßigkeiten oder zuckerhaltigen Getränken. Das Risiko ist geringer, wenn der Zucker mit einer Mahlzeit aufgenommen wird.
Birkenzucker ist im Gegensatz dazu wahrscheinlich in der Lage, das Kariesrisiko zu senken, da es das Wachstum von Kariesbakterien hemmt. Darum wird manchen Zahnpflegeprodukten und Kaugummis Birkenzucker zugesetzt. Ernährungsunabhängige Faktoren, ob man Karies bekommt oder nicht, sind Mundhygiene und Zahnpflege.
Zuckerersatz: Fluch oder Segen?
Ein halber Liter Limonade, gesüßt mit Zucker, enthält durchschnittlich 50 Gramm Zucker, genauso viel wie maximal pro Tag empfohlen wird. Ein halber Liter Limonade, gesüßt mit künstlichen Süßstoffen und meist als „Light“-Limonade betitelt, enthält null Gramm Zucker. Der erste künstliche Süßstoff namens Saccharin wurde durch Zufall 1885 entdeckt und wird heute immer noch eingesetzt. Weitere Süßstoffe folgten im Laufe der Jahre.
Mittlerweile gibt es insgesamt elf zugelassene Süßstoffe in der EU, die in verschiedenen Bereichen Anwendung finden. Einerseits bieten sie eine Alternative zu Zucker bei Diabetes Mellitus, da sie nicht zum Anstieg des Blutzuckers führen und andererseits ermöglichen sie sehr schnell und leicht eine Kalorieneinsparung, wenn Gewicht reduziert werden soll. Alle zugelassenen Süßstoffe wurden von der EFSA nach eingehender Prüfung als gesundheitlich unbedenklich eingestuft. Die Studienlage zeigt sich dennoch kontrovers. Die Diskussion zum Einfluss der Süßstoffe auf das Körpergewicht reicht von „Mitverursacher für Adipositas“ bis hin zu „Unterstützung bei der Gewichtsabnahme.“ Ein recht neues Thema, das die Süßstoff-Forschung immer mehr beschäftigt, ist der Einfluss von Süßstoffen auf das Mikrobiom. So wurde im Wissenschaftsmagazin „Nature“ eine tierexperimentielle Studie veröffentlicht, die aufzeigt, dass der Konsum von manchen Süßstoffen zu einer negativen Veränderung des Mikrobioms des Darms führt, was wiederum in weiterer Folge das Risiko für das Auftreten von Diabetes mellitus Typ 2 hebt. Die Ergebnisse konnten beim Menschen reproduziert werden.
Helmut Nussbaumer, Diätologe und Diabetesberater verdeutlicht, dass „viele Süßstoffe problematisch bei Diabetes sind. Die Evidenz häuft sich gerade. Bisher galten sie als sicher, aber seit sie Gegenstand der Mikrobiomforschung sind, ändert sich diese Annahme. In Leitlinien von Ernährungsgesellschaften sind sie nach wie vor als Alternative zu Zucker aufgelistet, aber in ein paar Jahren werden wir Süßstoffe aus einem anderen Blickwinkel betrachten.“ Dieser Meinung ist auch Vanessa Stadlbauer-Köllner, Med. Uni. Graz: „Das Mikrobiom ist noch nicht umfassend verstanden, es ist die Frage, ob wir das jemals tun. Aber es wird bestimmt von allem, was in unseren Darm kommt. Künstliche Süßstoffe führen zu einer Mikrobiomveränderung und erhöhen die Insulinresistenz. Somit bewirken sie genau das Gegenteil dessen, was sie bewirken sollen. Süßstoffe sollten daher nicht explizit für Diabetiker beworben werden.“
Ist brauner Zucker gesünder als weißer?
Brauner Zucker ist nicht die Vollkorn-Variante des Zuckers. Er enthält nur geringfügig mehr Mineralstoffe und Vitamine als weißer Zucker. Vollzucker aus der Rübe und Vollrohrzucker aus dem Zuckerrohr bezeichnen wir als braunen Zucker. Die dunklere Farbe kommt daher, weil die Melasse - eine Substanz, die bei der Verarbeitung anfällt - nicht entfernt wird. Das führt zu einem karamellartigen Geschmack und zusätzlichen Inhaltsstoffen in geringen Mengen. Um von den Mineralstoffen und Vitaminen zu profitieren, müsste man aber so viel braunen Zucker essen, dass es auch schon wieder ungesund ist.
Ist Rohrzucker gesünder als Rübenzucker?
Nein, beide Zuckerarten bestehen praktisch nur aus Saccharose, chemisch und aus gesundheitlicher Sicht gibt es keinen Unterschied. Kalorien und Nährstoffe sind in derselben Menge vorhanden. Anders im Ursprung, Rübenzucker kommt aus der Zuckerrübe, die in Europa große Bedeutung hat. Rohrzucker wird aus dem Zuckerrohr gewonnen, das auf allen anderen Kontinenten in wesentlich größeren Mengen geerntet wird als die Rübe.
Ist Honig gesünder als Zucker?
Der Hauptunterschied zwischen Honig und Zucker sind die zusätzlichen Inhaltsstoffe des Honigs - Pollen, Mineralstoffe, Proteine, Enzyme, Aminosäuren, Vitamine und natürliche Farb- und Aromastoffe. Man müsste allerdings große Mengen Honig essen, um von diesen Inhaltsstoffen einen echten gesundheitlichen Mehrwert zu haben. Hauptbestandteile von Honig sind Fruchtzucker, Traubenzucker und Wasser. Dementsprechend ist der Kaloriengehalt um ca. 20 Prozent niedriger als jener von Haushaltszucker. 100 Gramm Honig liefern circa 300 Kalorien. Wie viel von den zusätzlichen Inhaltsstoffen im Honig vorhanden sind, hängt davon ab, in welchem Gebiet die Bienen unterwegs waren. Die Inhaltsstoffe sind hitzeempfindlich und werden beim Backen, Kochen und Süßen von heißen Getränken zerstört. Für die Verwendung von Honig spricht der typische Geschmack, der eine Abwechslung zu Zucker bieten kann. Unerhitzt wirken seine Enzyme entzündungshemmend, sodass Honig oft traditioneller Bestandteil von Hustensäften und -zuckerln ist. Honig kann durch seine Wirkung auf die Schleimhäute den Hustenreiz lindern. Medizinischer Honig gilt als wundheilungsfördernd. Laut aktueller Studienlage kann Honig die Heilung von Verbrennungen zweiten Grades mit Schmerz, Rötung und Brandblasen beschleunigen.
Ist Fruchtzucker gesünder und wo ist er enthalten?
Fruchtzucker, auch “Fruktose”, ist von Natur aus in Obst und Honig enthalten. Haushaltszucker enthält Fruchtzucker in gebundener Form. Er ist ein Zweifachzucker, der sich aus je einem Molekül Frucht- und Traubenzucker zusammensetzt. Die Lebensmittelindustrie setzt immer häufiger Fruktose-Glukose-Sirup ein, da dieser mehr Süßkraft als Zucker hat und sich aufgrund der sirupartigen Konsistenz gut verarbeiten lässt. Fruktose-Glukose-Sirup wird meist aus Maisstärke hergestellt.
Fruktose wird fast ausschließlich in der Leber verstoffwechselt und steht im Verdacht, eine so genannte nichtalkoholische Fettleber zu begünstigen - eine Fettleber, die nicht Alkoholkonsum als Ursache hat. Helmut Nussbaumer, Diätologe und Diabetesberater, weist im Gespräch mit Land schafft Leben darauf hin, dass eine Fettleber mittlerweile als "eigenständiger Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und als unmittelbare Vorstufe für Diabetes mellitus Typ 2” gilt.
Obst als Fruchtzucker-Quelle sieht er als wenig problematisch, sofern man sich an die Empfehlung von zwei Portionen pro Tag orientiere. “Ungünstig sind Fruchtsäfte, Smoothies und extrem problematisch ist Glukose-Fruktose-Sirup in Lebensmitteln und Getränken”, so Nussbaumer. Häufig enthalten ist Fruktose-Glukose-Sirup in Limonaden, Süßigkeiten, Backwaren, Frühstückscerealien, Müslis, Fertiggerichten im Allgemeinen und in Milchprodukten. Ob ein Produkt dieses Süßungsmittel enthält, ist an der Zutatenliste erkennbar. Die gängigen Bezeichnungen dafür lauten „Glukose-Fruktose-Sirup“ und „Fruktose-Glukose-Sirup“, je nachdem, ob mehr Fruktose oder Glukose verwendet wird.
Genauso wie bei Übergewicht ist auch das Entstehen von Diabetes von mehreren Faktoren abhängig. Es besteht kein wissenschaftlicher Zusammenhang zwischen der Zuckeraufnahme und dem Risiko an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken. Das bedeutet auch, dass Personen mit Diabetes nicht vollständig auf Zucker verzichten müssen, sondern entgegen den früheren Empfehlungen, Zucker im Rahmen einer gesunden Ernährung konsumieren dürfen.
Zuckerkrankheit Diabetes mellitus
Unser Körper zerlegt alle Kohlenhydrate, egal ob Einfach-, Zweifach- oder Mehrfachzucker, in ihre Bestandteile, unter anderem in Traubenzucker. Dieser gelangt über den Darm ins Blut. Unsere Bauchspeicheldrüse erzeugt Insulin, das dafür sorgt, dass der Traubenzucker zu den Zellen gelangt und dort als Energiequelle zur Verfügung steht. Insulin regelt außerdem den Blutzuckerspiegel.
Ein Blutzuckerspiegel zwischen 80 und 120 Milligramm pro Deziliter gilt als normal. Ist die Bauchspeicheldrüse in ihrer Funktion eingeschränkt, dann funktioniert dieser Stoffwechsel nicht oder nur reduziert. Dem Körper fehlt dann die Fähigkeit, den Zucker im Blut richtig zu verarbeiten. Man spricht von Diabetes mellitus, der Zuckerkrankheit. Der lateinische Ausdruck bedeutet frei übersetzt “honigsüßer Durchfluss”. Früher diagnostizierte man Diabetes durch das Kosten von Urin. Schmeckte dieser süß, bestand Verdacht auf die Zuckerkrankheit.
Die häufigste Diabetes-Form ist Typ 2. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus einer Funktionsstörung der Bauchspeicheldrüse und einer mangelhaften Wirkung des Insulins im Körper. Diabetes-Typ 2 macht sich oft erst nach dem 40. Lebensjahr bemerkbar. Der daher entstandene Begriff “Altersdiabetes” ist überholt, weil sich Typ 2 oft schon früher bemerkbar macht. Auslöser können Übergewicht, Bluthochdruck, erhöhte Blutfettwerte und Bewegungsmangel sein. Die Therapie besteht aus mehreren Säulen. Oft genügt es, bestimmte Ernährungsempfehlungen zu beachten und regelmäßige Bewegung zu betreiben, um sein Gewicht zu normalisieren. Ist dies nicht ausreichend, kann eine ergänzende medikamentöse Therapie in Form von Tabletten oder dem Spritzen von Insulin notwendig sein. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels ist wichtig.
Typ-1-Diabetiker haben hingegen eine Autoimmunerkrankung. Sie leiden unter Insulinmangel und müssen sich deshalb unbedingt zu kohlenhydratreichen Mahlzeiten Insulin verabreichen.
Außerdem gibt es noch Gestationsdiabetes, dass bei manchen Frauen während der Schwangerschaft aufgrund eines Insulinmangels auftritt. Beachten Betroffene bestimmte Ernährungsempfehlungen sowie medizinische Anweisungen, hat der vorübergehende Diabetes für das ungeborene Kind keine Konsequenzen. Nach der Geburt normalisiert sich der Stoffwechsel im Normalfall wieder, dennoch haben betroffene Frauen ein höheres Risiko, im höheren Alter an Diabetes-Typ 2 zu erkranken.
Zuckersteuer gegen „Globesity“?
Die Möglichkeit gesund zu bleiben oder nach einer Erkrankung wieder gesund zu werden war noch nie so gut wie heute. Nichtsdestotrotz ist die globale Gesundheitssituation nicht befriedigend. Während laut Schätzungen der FAO 815 Millionen Menschen an Hunger leiden und von Unterernährung betroffen sind, sind 641 Millionen Menschen weltweit adipös, was mit einem Body-Mass-Index ab 30 definiert wird.
Damit verbundene gesundheitliche Auswirkungen sind beispielsweise Herzkreislauferkrankungen oder Erkrankungen des Bewegungsapparates, sowie Diabetes mellitus Typ 2, woran mittlerweile jeder Zwölfte weltweit leidet. Laut Schätzungen der WHO sterben jährlich 2,8 Millionen Menschen an diesen Folgen, die neue Bezeichnung „Globesity“ verdeutlicht diese epidemischen Ausmaße. Österreicher konsumieren mit 91 Gramm Zucker täglich fast doppelt so viel wie von der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung ÖGE empfohlen wird. Diese Tatsache führt dazu, dass Zucker oft alleine für die Übergewichtsproblematik verantwortlich gemacht wird. Jedoch spielen viele weitere Faktoren wie der gesamte Lebensstil oder die Gene eine Rolle bei der Entstehung von Übergewicht.
Als Reaktion darauf versuchen einige Länder mit einer sogenannten Zuckersteuer aktiv gegen Adipositas und ihre Folgen vorzugehen. So werden seit 2018 zuckerhaltige Getränke in Großbritannien extra besteuert, indem Abgaben für Limonaden und Säfte zu leisten sind, die mehr als fünf Gramm Zucker pro 100 Milliliter enthalten. Das Ziel sei es, dadurch erstens den Zuckergehalt in Getränken massiv zu reduzieren und zweitens den Süßgeschmack zu verringern, um der Gewöhnung an Süßes entgegenzuwirken. Ersteres zeigt in Großbritannien Wirkung, denn zahlreiche Getränkehersteller reagierten bereits mit einer Senkung des Zuckergehalts. Der zweite Punkt wird aber oftmals missachtet, indem der reduzierte Zucker durch Süßstoffe ersetzt wird, wodurch das Produkt gleich süß bleibt und Süßstoffe gesundheitlich bedenklich sind. Eine Zuckersteuer ist in Österreich derzeit nicht angedacht, wobei die Österreichische Diabetes-Gesellschaft die Besteuerung von Zucker durchaus befürwortet.