Kartoffelanbau weltweit noch ausbaufähig

Südländische Frau sortiert Kartoffeln aus | © CIAT [CC BY-SA 2.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

Dass wir in unseren Breiten Hungersnöte nicht mehr vor Augen haben, verdanken wir nicht zuletzt der Kartoffel, die zusammen mit Reis, Weizen und Mais, global gesehen zu den vier wichtigsten Grundnahrungsmitteln zählt. Aufgrund der großen Anpassungsfähigkeit der Kartoffelpflanze wird diese auf fast allen Teilen der Erde angebaut. Während der Anbau in hoch industrialisierten Ländern über die vergangenen zwei Jahrzehnte tendenziell abgenommen hat, war in Schwellen- und Entwicklungsländern, besonders in Asien eine Zunahme zu beobachten. Die Volksrepublik China ist mit knapp 100 Millionen Tonnen weltweit der größte Erzeuger von Kartoffeln, gefolgt von Indien (über 50 Mio. Tonnen) und Russland (knapp 22 Mio. Tonnen).

Gerade in Afrika konnte sich der industrielle Kartoffelanbau aufgrund begrenzter Lagerfähigkeit noch wenig durchsetzen. Mit Ausnahme von Ägypten, das mittlerweile einer der wichtigsten Herkunftsländer für Frühkartoffelimport ist und sich so zu einer ernsthaften Konkurrenz des österreichischen Frühkartoffelanbaus entwickelt hat. Dabei könnte die Kartoffel gerade für den schwarzen Kontinent, wo Unterernährung oder Fehlernährung herrschen, einen entscheidenden Beitrag zur Lösung dieser Probleme leisten, wie sie es historisch gesehen in Europa über Jahrhunderte hinweg getan hat. Die Kartoffel besitzt nämlich im Vergleich zu anderen Kulturen wie Mais oder Reis den höchsten Ernährungswert pro Flächeneinheit.

 

Andere Länder, anderer Anbau

Kartoffeln auf Decke in Wiese

In ihren ursprünglichen Herkunftsgebieten, also den südamerikanischen Andenregionen wie etwa in Peru, wird die Kartoffel bis heute recht “ursprünglich” angebaut. Das heißt vorwiegend Handarbeit unter Verwendung alter Sorten und zwar mehrerer auf demselben Acker. Dies deshalb, um die Risiken zu streuen, die sich durch das unvorhersehbare Wetter während des Wachstums der Kartoffel ergeben. Eine Sorte kommt dann beispielsweise mit weniger Niederschlag besser zu Rande, während eine andere bessere Resistenzen gegen die Kraut- und Knollenfäule aufweist, die gerade im Fall erhöhten Niederschlags von Vorteil wäre. Die Erträge, die sich mit dieser Art Risikostreuung und vormodernem Pflanzenschutz- und Düngemanagement erwirtschaften lassen, liegen trotz hohem Personaleinsatz mit durchschnittlich 14 bis 15 Tonnen pro Hektar um ein Mehrfaches unter jenen, die in Europa und Nordamerika erzielt werden oder auch in einigen Schwellenländern wie Ägypten, die sich auf den Kartoffelanbau spezialisiert haben.

Der lange Weg der Kartoffel in unsere Küchen

Historisches Gemälde von Menschen bei der Kartoffelernte | © Robert Warthmüller - www.dhm.de, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3754769

Der Siegeszug der Kartoffel als ein vielseitig verwendbares Gemüse bzw. als günstiger und schmackhafter Energielieferant war historisch gesehen alles andere als vorgezeichnet. Das unscheinbare Nachtschattengewächs aus den südamerikanischen Anden musste vielmehr eine ganze Reihe von Widerständen aus dem Weg räumen auf seinem Weg in die europäischen Küchen und darüber hinaus. Es war übrigens nicht, wie meist zu hören ist, Kolumbus, der die Kartoffel zuerst nach Europa brachte, sondern der Conquistador Francisco Pizarro, der den spanischen Eroberungszug bis zu den Anden vorantrieb, wo er auf diese alteingesessene Pflanze stieß.

 

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