Schweinemagen, aber kein Rindermagen
Schweine sind so genannte Monogastrier, genauso wie zum Beispiel Hühner, Kaninchen und Pferde. Das bedeutet, sie haben nur einen Magen. Anders als Wiederkäuer mit mehreren Mägen, etwa Rinder, können Schweine rohfaserreiche Futtermittel wie Heu nur begrenzt verwerten. Außerdem fressen Schweine nur eine bestimmte Menge an Futter pro Tag. In dieser müssen alle Nährstoffe enthalten sein, die Schweine brauchen, um gesund zu bleiben und schnell an Gewicht zuzulegen. Das alles stellt die Bauern vor eine große Herausforderung bei der Zusammenstellung des Futters. Viele Bauern haben dabei Unterstützung von Beratern und Mischfutterwerken.
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Ein konventionelles Schwein braucht etwa 2,8 bis 2,9 Kilo Futter, um ein Kilo an Gewicht zuzunehmen. Ein Bio-Schwein braucht dafür bestenfalls 3,5 Kilo Futter. Einer der Gründe für die schlechtere Futterverwertung von Bio-Schweinen ist, dass sie sich mehr bewegen. Für die Bauern ist vor allem die Tageszunahme ihrer Tiere wichtig. Im Schnitt legen Mastschweine um die 820 Gramm pro Tag zu. Stallplätze und Futter sind teuer. Daher ist es aus ökonomischer Sicht wichtig, dass die Schweine in kurzer Zeit viel Gewicht zulegen und dafür verhältnismäßig wenig Futter brauchen. Auch der Schlachtzeitpunkt hängt mit der Tageszunahme zusammen. Kostet das Futter mehr als das zugelegte Gewicht beim Verkauf Einnahmen bringt, zahlt es sich nicht mehr aus, die Schweine weiter zu füttern. So ergibt sich bei konventionellen Mastschweinen ein Schlachtalter von rund sechs Monaten.
Wer durch Regionen in Österreich fährt, in denen viele Schweine gehalten werden, kommt an unzähligen Maisfeldern vorbei. Mais ist Hauptbestandteil des Schweinefutters in Österreich. In anderen Ländern und Regionen ist der Maisanteil zum Teil geringer. In Norddeutschland und Dänemark bekommen die Schweine viel weniger Mais, weil der Boden für den Maisanbau weniger geeignet ist. Auch Gerste und Weizen spielen in Österreich eine wichtige Rolle.
Sojaextraktionsschrot ist die Haupteiweißquelle und macht etwa 18 bis 20 Prozent der Futterration bei Mastschweinen aus. Zudem gibt es noch andere Eiweißquellen, wie industrielle Nebenprodukte, zum Beispiel Extraktionsschrote aus der Gewinnung von Raps- oder Sonnenblumenöl. Der Eiweißanteil im Futter sollte ziemlich genau den Bedürfnissen der auf Mastleistung gezüchteten Schweine entsprechen. Neben tiergesundheitlichen Auswirkungen hat ein unausgewogener Eiweißgehalt auch Folgen für die Umwelt. Zu viel Eiweiß verursacht mehr Gestank im Stall und eine höhere Nitratausscheidung. Ein weiterer Bestandteil ist Mineralfutter, das die ernährungsphysiologisch notwendigen Mineralstoffe und Vitamine liefert. Das Bundesamt für Ernährungssicherheit ist für die Kontrolle von Futtermitteln zuständig.
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Herkunft der Futtermittel
Österreichische Schweinebauern sind fast immer Ackerbauern. Der Großteil des Futters kommt vom eigenen Betrieb. Die meisten Bauern mischen die Futterbestandteile am eigenen Hof. Bauern, die die dazu notwendige Mischtechnik nicht haben, lagern meist nur den Mais selbst, liefern die restliche Ernte zu einem Mischfutterwerk und beziehen die Futtermischung. Soja kommt in der Regel aus Nord- oder Südamerika, die Aminosäuren häufig aus Asien. Auch die Mineralstoffmischungen werden oft von internationalen Herstellern importiert.
Ausscheidungen sind Dünger
Den wichtigsten Dünger für den Anbau ihrer Futtermittel erzeugen die Schweine selbst. So entsteht ein Nährstoffkreislauf. Zu viel Ausscheidungen auf einem Feld können zu einer hohen Nitratbelastung des Grundwassers führen. Der gesetzliche Höchstwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser darf nicht überschritten werden. Das heißt, alles Grundwasser muss Trinkwasserqualität haben. In der vergleichsweise kleinstrukturierten österreichischen Landwirtschaft sind tierische Ausscheidungen kein großes Problem, da die Schweinebauern den Großteil des Futters selbst anbauen und entsprechend viel Fläche zum Ausbringen der Gülle zur Verfügung haben oder nur einen Teil der Gülle an andere Bauern ohne Tierhaltung oder mit geringerem Tierabsatz abgeben.
> HINTERGRÜNDE: Weg der Nährstoffe
Das Futter für Bio-Schweine muss zu mindestens 95 Prozent aus biologischer Landwirtschaft sein. Die Vermarktungsorganisation Bioschwein Austria schreibt 100 Prozent Bio-Futter vor, fast alle österreichischen Bio-Bauern verzichten auf die Fünf-Prozent-Ausnahme der EU-Bio-Verordnung. Gentechnisch veränderte Futtermittel und Extraktionsschrote sind verboten, genauso wie synthetische Aminosäuren. Bio-Schweine bekommen gentechnikfreies Soja. Das Verfüttern von Raufutter ist in der Bio-Schweinehaltung verpflichtend.
Fütterungstechnik
Grundsätzlich unterscheidet man in der Schweinemast zwischen zwei Fütterungstechniken. Bei der Futterrationierung werden die Schweine mehrmals am Tag gefüttert, bei der Ad-Libitum-Fütterung können sie fressen, wann immer sie wollen. Das Futter ist entweder fest, pelletiert oder breiförmig, je nachdem welches System am Bauernhof angewendet wird. Bei der weit verbreiteten Flüssigfütterung darf der Brei nicht zu wasserhaltig sein, weil die Schweine sonst zu schnell ein Völlegefühl im Magen hätten - im Fachjargon spricht man von einer mechanischen Sättigung. Zum Trinken gibt’s rund um die Uhr Trinkwasser aus so genannten Nippeltränken. Tröge und Tränken sind so angelegt, dass sie die Schweine nicht verunreinigen.
Bedarfsgerechte Fütterung
Schweine haben je nach Alter unterschiedliche Anforderungen an das Futter. Zudem hat eine Zuchtsau andere Bedürfnisse als ein Mastschwein. An der BOKU in Wien forschen Karl Schedle und sein Team an der Fütterung von Schweinen. Sie testen an Schweinen, wie man das Futter aus ökonomischer, ökologischer und Tierwohl-Sicht am besten zusammensetzt. Ein Forschungsziel ist die Reduktion des Eiweißanteils im Futter. Die Umwelt und das Stoffwechselsystem werden bei einer Eiweißreduktion weniger belastet. Gleichzeitig ist eine gute Futterverwertungsrate wichtig. Auch an Zusatzstoffen wie Kräuterextrakten wird geforscht.
Wie genau das Futter einer Zuchtsau zusammengesetzt sein muss, hängt davon ab, ob sie gerade im Deckzentrum steht, bereits trächtig ist oder nach der Geburt die Ferkel säugt. Das energieintensivste Futter braucht die Sau, wenn sie säugt. Dann muss sie so viel Energie zu sich nehmen, dass sie die Ferkel miternähren kann. Die Energiekonzentration im Futter muss dementsprechend optimiert sein.
In der konventionellen Ferkelproduktion werden die Ferkel bis zum 28. Lebenstag gesäugt. Etwa ab dem 10. Lebenstag fressen sie auch festes Futter. Ferkel benötigen hochwertiges und hochverdauliches Eiweiß, um optimal gedeihen zu können. Gleichzeitig wird mit dieser Strategie versucht den Eiweißgehalt so gering wie möglich zu halten.
Ab dem vierten Lebensmonat spricht man von der Mast. Auch in dieser Zeit verändern sich die Ansprüche an die Fütterung. Eher kleinere Betriebe füttern während dieser drei Monate immer dasselbe Futter, andere passen es ein- oder zweimal ans Alter und den Bedarf der Schweine an. Dann spricht man von einer Zwei- oder Drei-Phasen-Mast. Diese mehrphasige Fütterung ist bezüglich der Futterverwertung und Mastleistung am effizientesten, stellt aber höhere Ansprüche an den Bauern und die Fütterungstechnik.