Wenn der (österreichische) Konsument für Tierwohl nicht mehr zahlen will, wer bezahlt dann die Rechnung?

© Land schafft Leben, 2016

In einem Marktumfeld, in dem nicht nur die Qualität des Fleisches, sondern auch Fragen des Tierwohls für die Kaufentscheidung der Konsumentinnen und Konsumenten immer wichtiger werden, sind die hohen Erzeugungsstandards ein möglicher Wettbewerbsvorteil. Andererseits scheint das Einkaufsverhalten vieler Konsumentinnen und Konsumenten gegenläufig zu oft von diesen selbst geäußerten Prioritäten. Mit anderen Worten, ein Bekenntnis zu mehr (gewünschtem) Tierwohl heißt noch lange nicht, dass viele Konsumentinnen und Konsumenten auch bereit sind, dafür (erheblich) tiefer in die Tasche zu greifen. Selbst in einem wohlhabenden Land wie Österreich wollen sich offenbar nicht alle das hochpreisige einheimische Geflügel leisten und greifen zu preiswerteren Importen. Auch die weiterverarbeitende Lebensmittelindustrie kauft teilweise im Ausland ein. Tierwohl, Verbraucherschutz und Umweltschutz laufen also Gefahr, die ökonomische Wettbewerbsfähigkeit zu unterwandern.

Die inländische Putenproduktion ist demnach scheinbar paradoxerweise aufgrund ihrer qualitativen Ausnahmestellung international unter ganz besonderem ökonomischen Druck. Wie Branchenvertreterinnen und Branchenvertreter bestätigen, ging der Selbstversorgungsgrad in den vergangenen Jahren zurück und lag 2023 bei einem Wert von 51 Prozent. Die produzierte Menge fiel von knapp 31.000 Tonnen im Jahr 2004 auf ca. 20.000 Tonnen 2021, die Nachfrage beginnt wieder leicht zu steigen.

Kennzeichnungspflicht im Außer-Haus-Konsum - ein möglicher Konjunkturmotor für die heimische Putenproduktion?

Während sich der Lebensmitteleinzelhandel im Großen und Ganzen zu österreichischer Pute „bekennt“, fehlt dieses Bekenntnis in ganz großem Maßstab in der Gastronomie bzw. im  Großhandel, der diese beliefert – übrigens auch in den Großküchen des Landes (Krankenhäuser, Mensen etc.). Weil die Wirtin oder der Wirt nicht kennzeichnen muss und es dem Gast offenbar nicht wichtig genug scheint, zu wissen, wie es der Putenbrust zu Lebzeiten erging, findet sich zu allermeist das wesentlich billigere Putenfleisch ausländischer Herkunft auf dem Teller.

Die heimische Geflügelbranche gehört deshalb zu den vehementesten Verfechtern einer verbindlichen Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie, wie sie die Schweiz seit langem umgesetzt hat.

Wie das in der Schweiz aussieht und funktioniert, haben wir uns vor Ort angeschaut und maßgebliche Beteiligte aus der Schweizer Gastronomie dazu befragt: