Abholung zur Schlachtung
Bevor die Puten ihren letzten Weg bestreiten, müssen sie aus dem Stall auf einen LKW verladen werden. Dazu holt die Bäuerin oder der Bauer kurzfristig Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, meist Bekannte und Verwandte. Tausende Puten könnte sie oder er nicht alleine fangen. Ausländische Fangtrupps sind in Österreich inzwischen aber auch üblich. Das Ausstallen passiert meist nachts, weil die Schlachthöfe die Puten in der Früh brauchen. Im Gegensatz zum Ausstallen von Hühnern lässt die Putenbäuerin oder der Putenbauer das Licht im Stall brennen. Auf die Ruhe der Tiere hat das keine Auswirkung. Die Puten werden im Stall zum Tor getrieben, wo sie händisch oder mit einer Verlademaschine in die Container verbracht werden. Insgesamt dauert es bei einem mittelgroßen Betrieb ein, zwei Stunden, bis alle Puten verladen sind.
Ab einem bestimmten Zeitpunkt im Leben einer Mastpute zahlt es sich für die Bäuerin bzw. den Bauern nicht mehr aus, das Tier zu mästen. Weibliche Tiere verkauft sie oder er deshalb mit etwa 14 bis 15 Wochen, männliche Tiere im Alter von 19 bis 20 Wochen. Die Truthähne legen in ihrem fünften Lebensmonat noch so viel Gewicht zu, dass sich die Fütterung wirtschaftlich auszahlt.
Die Puten fahren in einem LKW zum Schlachthof. Wie weit dieser Weg ist, hängt von der Lage des Mastbetriebes ab. Der Transport kann durch halb Österreich oder über wenige Kilometer gehen. Der einzige österreichische Putenschlachtof befindet sich in Kärnten, ein kleiner Teil der heimischen Puten wird im benachbarten Bayern geschlachtet. Tiertransporte dürfen innerhalb Österreichs maximal 4,5 Stunden dauern, in Ausnahmefällen 8 Stunden. Geflügel darf international maximal 12 Stunden transportiert werden, wenn ausreichend Futter und Frischwasser vorhanden sind. Am Schlachthof werden die Tiere in den Transportkisten abgeladen. Die Puten warten mehrere Stunden in den Containern. Sie beruhigen sich dabei, wie uns Herbert Bodner von Wech Geflügel erklärt.
Ablauf am Schlachthof
BETÄUBUNG KOPFÜBER IM ELEKTROBAD ODER CO2-BETÄUBUNG
Die in der industriellen Putenschlachtung weltweit übliche Betäubungsmethode ist das Elektrobad. Eine Betäubung, bevor dem Tier der Hals aufgeschnitten wird, ist gesetzlich verpflichtend. Vor allem das Einhängen kopfüber ins Schlachtband bei vollem Bewusstsein wird kritisch betrachtet. Ein moderneres System ist die Betäubung durch Sauerstoffentzug. Der einzige österreichische Schlachthof wendet es bereits an.
Kommt im Schlachthof mit dem System Elektrobad eine Ladung Puten an die Reihe, hängen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jede einzelne Pute an den Beinen kopfüber an ein Schlachtband. Die Pute ist zu diesem Zeitpunkt noch bei vollem Bewusstsein. Das Schlachtband bringt sie zu einem Elektrobad. Der Kopf taucht ein, Strom fließt durch das Gehirn der Pute und sie verliert das Bewusstsein.
Sauerstoffentzug als Alternative
In Österreich hat die CO2-Betäubung (in der Bildergalerie dargestellt) das Elektrobad in der Geflügelschlachtung abgelöst. Der einzige österreichische Putenschlachthof betäubt bereits mit Sauerstoffentzug. Brancheninsider bezeichnen diese Entwicklung als richtungsweisend für Europa. Der stufenweise Sauerstoffentzug soll die tierschonendere Variante sein. Die Puten müssen nicht mehr bei vollem Bewusstsein kopfüber ins Schlachtband gehängt werden, sondern fahren in den Transportkisten in den CO2-Tunnel.
Die Pute ist bereits betäubt und hängt kopfüber am Schlachtband. Eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter schneidet mit einem Messer den Hals auf. Davon bekommt die Pute nichts mehr mit. Das Blut fließt heraus und das Tier stirbt. Am Schlachtband erledigen Maschinen die weiteren Schritte. Die Pute entblutet und der Kopf wird abgetrennt. Die Schlachtkörper fahren durch heißes Wasser, dann kann eine Maschine die Federn entfernen. Auch die Innereien werden entnommen.
Spezialisierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zerlegen die Pute in die Teile, die man aus dem Supermarkt kennt. Aus den Keulen und Flügeln wird ein Filet herausgeschnitten. Ein typisches Gericht aus diesen Filetstücken ist der Putenrollbraten. Obwohl sie geschmacklich nicht mit Keulen und Flügeln mithalten kann, ist die Putenbrust das gefragteste Teil. In der RollAMA Motivanalyse gaben 61 Prozent der Befragten an, mit Putenfleisch Schnitzel aus dem Filet zuzubereiten. Keulen bereiten nur 5 Prozent zu, Puten im ganzen gar nur 2 Prozent. 45 Prozent kochen laut eigener Angabe Putenragouts, 29 Prozent werden für Salate verwendet.
Laut Gesetz muss die Tierärztin oder der Tierarzt bei der Ankunft der Puten kontrollieren, ob die Transportkisten ordnungsgemäß sind und ob die Tiere einen optisch gesunden Eindruck machen. Nach der Betäubung sollte sie bzw. er prüfen, ob diese wirksam erfolgt ist. Die Schlachtkörper müssen auf Qualität kontrolliert werden.
Schlachtung am Hof
Manche Putenmastbetriebe, vor allem kleinere, schlachten ihre Tiere selbst. Für sie gelten wie auf großen Schlachthöfen strenge Hygienevorschriften. Diese umzusetzen bedeutet für Bauernhöfe einen ungleich größeren Aufwand pro verarbeitetem Tier. Wie bei der Schlachtung auf einem Schlachthof muss die Pute vor dem Töten betäubt werden. Eine professionelle Möglichkeit dazu ist die Verwendung eines Bolzenschussapparates.
Er wird vor allem bei der Schlachtung von größeren Tieren wie Rindern eingesetzt. Apparate für Puten sind kleiner. Die Bäuerin oder der Bauer gibt die Pute kopfüber in einen Trichter, der unten geöffnet ist, und hält ihr den Bolzenschussapparat an den Kopf. Wenn er abdrückt, durchdringt ein Bolzen die Schädeldecke und dringt ins Gehirn ein. Das Tier verliert sofort das Bewusstsein. Dann schneidet ihm die Bäuerin oder der Bauer den Hals auf und die Pute entblutet. Der Kopf wird als erstes entfernt, dann die Federn und Eingeweide.