Butter so teuer wie nie – endlich mal was Erfreuliches!

19.09.2017 / Landwirtschaft & Lebensmittelproduktion

Nein, ich bin nicht übergeschnappt. Und nein, ich bin kein Veganer, der sich darüber freut, dass seine Margarine im Vergleich zur Butter gerade zum Schnäppchen mutiert. Ich liebe Butter und nie im Leben würde ich auf Margarine umsteigen! Ich lass mir meine Butter durch höhere Preise ganz sicher nicht vom Brot nehmen. Butter schmeckt mir, so „teuer“ wie sie zurzeit ist, nicht nur nicht schlechter sondern besser. Weil sich hier der Preis endlich einmal dem Wert dieses großartigen Lebensmittels annähert und weil ich weiß, dass die (verbliebenen) Milchbauern davon profitieren, auch wenn verschiedentlich in den Medien gegenteiliges zu lesen und zu hören war.

Ich kann tatsächlich absolut nicht in den Kanon der schockierten Konsumenten einstimmen, die sich schon überlegen, auf Ersatzprodukte umzusteigen, weil die Butter scheinbar ihr Budget zu sprengen droht. Der Österreicher verzehrt im Schnitt 5 Kilo Butter per anno. Bei großzügiger Rechnung schlagen die jährlichen Mehrkosten im Vergleich zum Vorjahr mit etwa 17 Euro zu Buche. Ich will keinem Sozialhilfeempfänger zu nahe treten und auch keiner Mindestpensionistin, die bestimmt jeden Cent zweimal umdrehen müssen: aber 17 Euro im Jahr– also ehrlich…! Und dafür diese Empörung! Außerdem wird der Butterpreis auch wieder mal fallen. Dann nämlich, wenn große Erzeugerländer wie die Niederlande oder Irland, die Milchproduktion wieder ankurbeln, was sie bereits angekündigt haben.

 

17 Euro im Jahr– also ehrlich…! Und dafür diese Empörung!

Sogar der Kronen Zeitung war die Butterteuerung eine Titelgeschichte wert und in der letzten Sonntagsbeilage eine vierseitige Story. Die „Butterkrise“, hieß es dort, sei ein Skandal, und nur die Massentierhalter und die Agrarkonzerne verdienten daran, während zugleich die heimischen Milchbauern dies kaum zu spüren bekämen und schon vorher reihenweise vor die Hunde gegangen wären. Fehlplanung der Brüsseler Agrarbonzen wurde angeprangert und ein Butterengpass für die Weihnachtszeit prophezeit. Nun, Kronen Zeitung eben. Ich erspare mir jeden Kommentar und bringe stattdessen Fakten.

Warum dieser enorme Preisanstieg bei Butter?

Tatsächlich ist der Preis von Butter im Regal innerhalb weniger Monate um bis zu 80 Prozent nach oben geklettert. Und das ist schon eine einmalige Preisentwicklung. Die Gründe dafür sind aber nichts Obskures, sondern schnell aufgezählt, leicht nachvollziehbar und haben nichts Verschwörerisches.

  • Als Reaktion auf den Milchpreisverfall hat die EU, der weltweit größte Milchproduzent seine Produktion gedrosselt, sodass weniger Milch am Markt war. Dazu kamen wetterbedingte Produktionseinbußen von Ländern wie Australien und Neuseeland, dem größten Butterexporteur weltweit.
  • Milch besteht im Wesentlichen aus Milchfett und Eiweiß und natürlich Wasser. Aus Fett wird Butter. Diese ist derzeit stärker nachgefragt, sowohl als Endprodukt im Regal als auch als Bestandteil verschiedenster Backwaren. Butter gilt wieder als physiologisch wertvoll und als ökologischere Alternative zum viel bescholtenen Palmfett. (Hier finde ich übrigens ein schönes Beispiel dafür, wie eine konzertierte Kampagne verschiedener NGOs innerhalb kürzester Frist tatsächlich mal was bewirkt. In diesem Fall wohl etwas Positives, weil gut für die Butter…)
  • Weil Butter stärker nachgefragt, aber weniger davon am Markt war, stieg der Preis ungewöhnlich stark. Das ist nun ganz normales Marktverhalten. Außerdem werden die Butterkontrakte zwischen den Lieferanten (Molkereien) und den Abnehmern aus dem Lebensmitteleinzelhandel in kürzeren Intervallen erstellt als bei anderen Molkereiprodukten, sodass hier der Handel die höheren Preise schneller anpassen musste – nach oben geht das Ratzfatz erfahrungsgemäß, nach unten kann es mitunter schon etwas dauern ;-)

 

Wenn es dich interessiert: Hier zeigen wir dir ganz genau, wie aus Milch bzw. Milchfett Butter gemacht wird...

Warum bekommt der Bauer nur so wenig vom Buttermehrpreis?
  • Erstens stimmt das so nicht. Auch der Milchbauer freut sich über einen gehörigen Preisanstieg für seinen Rohstoff. Für einen Liter konventioneller Milch bekommt der Bauer zurzeit im Schnitt 37 Cent. Am Tiefpunkt der Preisentwicklung letztes Jahr waren das nur 28,5 Cent.
  • Milch besteht, wie schon oben bemerkt, nicht nur nach dem zurzeit begehrten Fett sondern daneben auch aus Eiweiß. Dieses aber wird weniger nachgefragt und lässt sich daher nicht so gut vermarkten. In Form von Milchpulver wartet es in vollen Lagern der großen Molkereien auf seine Abnehmer. Da der Bauer mit der Kuhmilch ein Gemisch aus Milchfett und Milcheiweiß abliefert, steigt sein Erlös nicht in dem Maße, wie auch der Butterpreis steigt. Sein Milchpreis ist ein Gemisch aus hohem Preis für Milchfett und niedrigem Preis für Milcheiweiß.

 

Wer aller in Österreich hinter der Butterproduktion steht, zeigt dir dieses Video...

Man sieht also die Sache mit der teuren Butter ist recht schnell erklärt und bei nüchterner Betrachtung gar nicht so unerfreulich, wie manche Medien tun. Ich freue mich über die (scheinbar) sündteure und (vormals verboten) gute Butter. 

 

Und falls du dich fragst, was aus ernährungswissenschaftlicher Sicht zur Butter zu sagen ist, wie du sie richtig aufbewahrst und was du beim Kochen mit Butter beachten musst...