Zehn Jahre Land schafft Leben – zehn Jahre Wissen zum Essen
06.12.2024
In eigener Sache: Die Lungauerin Maria Fanninger feiert mit ihrem Verein Land schafft Leben zehnjähriges Bestehen. Zum Jubiläum wird deutlich: Bewusstseinsbildung für Lebensmittel ist heute wichtiger denn je.
„Den Menschen fehlt der Bezug zu Lebensmitteln, sie treffen ihre Kaufentscheidungen hauptsächlich über den Preis.“ Es war diese Erkenntnis, die die Lungauerin Maria Fanninger 2014 dazu veranlasst hat, gemeinsam mit dem Bio-Bergbauer Hannes Royer den gemeinnützigen Verein Land schafft Leben zu gründen. Seither klären sie mit ihrem Team über österreichische Lebensmittel und deren Produktion sowie deren Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit auf. Gründerin Maria Fanninger sagt dazu:
„Wir zeigen lückenlos, wie Lebensmittel in Österreich produziert werden und lassen dabei auch heikle Themen wie die Schlachtung nicht aus. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zu mehr Transparenz.“
Maria Fanninger erklärt auch, welchen Einfluss unser Lebensmittelkonsum auf Salzburg hat:
„Uns muss bewusst sein, dass Landwirtschaft und Lebensraum und somit auch der Tourismus in Salzburg eng miteinander verknüpft sind. Ein einfaches Beispiel: Würden unsere Almen nicht im Sommer von Kühen beweidet werden, würden diese mit der Zeit verwildern und dann wäre kein Ski- und Wandertourismus mehr möglich.“
1.600 Seiten frei zugängliches Lebensmittelwissen
Seit Gründung des Vereins wurden insgesamt 40 umfangreiche Reports zu österreichischen Lebensmitteln und übergreifenden Themen wie „Landwirtschaft, Ernährung und Klima“ oder „Lebensmittelkonsum in Österreich“ veröffentlicht. Rund 1.600 Seiten Wissen, 630 Infografiken und 540 Videos sind frei auf der Website des Vereins zugänglich und dienen Konsumentinnen als Orientierung, aber auch Journalisten, Studentinnen und Stakeholdern als Grundlage für ihre Arbeit. Nach zehn Jahren Bewusstseinsbildung zieht das Gründungs-Duo Bilanz:
„Es ist unglaublich, wie viel sich während der vergangenen zehn Jahre im Lebensmittelbereich getan hat. Die Menschen interessieren sich immer mehr dafür, woher ihr Essen kommt und wie es produziert wird, und auch in der Gastronomie wird das immer wichtiger. Auch die Medien berichten heute ganz anders über Lebensmittel als noch vor einigen Jahren. Gleichzeitig sorgt die Teuerung jedoch dafür, dass der Preis beim Einkauf immer öfter wieder das entscheidende Kriterium ist. In den nächsten zehn Jahren wird es für uns also noch genug zu tun geben, um den Menschen zu vermitteln: Was wir tagtäglich essen, ist alles andere als egal. Denn mit jedem Griff ins Regal erteilen wir einen Produktionsauftrag.“
Gesundheit und Bildung als wichtige Teilbereiche
Essen bildet die Basis unserer Gesundheit und wirkt sich maßgeblich auf Körper und Psyche aus. Um dieses wichtige Thema auch in Österreichs Schulen voranzutreiben, hat Land schafft Leben 2021 den Lebensmittelschwerpunkt ausgerufen. Dabei handelt es sich um die größte österreichweite Bildungsinitiative rund um Lebensmittel, Ernährung und Konsum. Pädagoginnen und Pädagogen wird kostenlos methodisch-didaktisch aufbereitetes Lehrmaterial zur Verfügung gestellt, das mittlerweile über 210.000-mal heruntergeladen worden ist. Auch in Salzburg findet der Lebensmittelschwerpunkt Anklang, worüber sich Maria Fanninger besonders freut:
„Insgesamt gibt es schon 20 Land schafft Leben-Schulen, vier davon hier in Salzburg. Es ist großartig, dass sich diese Bildungseinrichtungen dazu entschlossen haben, einen Schwerpunkt auf das Thema Essen in der Schule setzen – und zwar nicht nur theoretisch im Unterricht, sondern auch mit einer bedarfsgerechten Verpflegung. Mit ungefähr 400 Schulen bietet unser Bundesland hier noch ein riesiges Potenzial.“
Erfolge: Herkunftskennzeichnung, Tierwohl und ein Podcast-Award
Seit 2018 setzt sich Land schafft Leben für eine durchgängige Herkunfts- und Haltungskennzeichnung ein – im Handel ebenso wie im Außer-Haus-Verzehr, für frische ebenso wie für verarbeitete Lebensmittel. 2023 gelingt hier ein erster Teilerfolg: die verpflichtende Herkunftskennzeichnung für Fleisch, Milch und Eier für österreichische Großküchen. Land schafft Leben wirkt auch bewusstseinsbildend in die Branchen hinein und hat etwa die Marke „FairHof“ von Hofer mitentwickelt.
Mit seinem Format „Wer nichts weiß, muss alles essen“ erreichte Land schafft Leben 2022 den dritten und 2023 den ersten Platz beim Ö3-Podcast-Award. Das zeigt, dass der Verein und seine Inhalte wortwörtlich gehört werden und Themen rund um Essen und Ernährung in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind.
Ausblick: wohin die Reise geht
Die Arbeit von Land schafft Leben ist dann getan, wenn die Österreicherinnen und Österreicher bewusst konsumieren. Dafür muss jedoch nicht nur Bewusstsein, sondern auch Transparenz geschaffen werden. Hannes Royer sagt dazu:
„Ich kann mich nur dann bewusst für oder gegen ein Lebensmittel entscheiden, wenn ich weiß, woher es kommt und wie es produziert worden ist. Deshalb fordern wir ganz klar eine verpflichtende Herkunfts- und Haltungskennzeichnung – und zwar überall dort, wo wir mit Lebensmitteln in Berührung kommen.“
Um diese Informationen dann auch einordnen und nutzen zu können, müssen Konsumentinnen und Konsumenten ein gewisses Wissen über Essen und Ernährung haben. Maria Fanninger will das große Potenzial in der Bildung ausnutzen:
„Wenn wir langfristig eine gesündere Gesellschaft werden wollen, dann müssen wir bei der Ernährung unserer Kinder ansetzen. Lebensmittelwissen, Ernährungsbildung und Konsumkompetenz gehören genauso ins Klassenzimmer wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Außerdem sollte die Schule der Ort sein, an dem jedes Kind in Österreich leistbaren Zugang zu einer gesunden Mahlzeit bekommt. Das ist eine Frage der Gerechtigkeit.“