Milchpreis: Warum von 10 Cent Erhöhung im Supermarkt nicht 10 Cent beim Bauern ankommen

02.12.2016

Milch kostet im Supermarkt etwa einen Euro, der Bauer bekommt derzeit aber nur um die 30 Cent. Was merkwürdig klingt, hat verschiedene Gründe. Der Milchpreis besteht nicht nur aus dem, was der Bauer bekommt, auch Verarbeitung durch die Molkerei und Verkauf durch den Lebensmitteleinzelhandel muss man miteinberechnen. Außerdem wird aus der Milch des Bauern nur zu etwa 10 Prozent Trinkmilch. Aus 90 Prozent werden Produkte wie Käse, Butter und Milchpulver. 40 bis 50 Prozent der Milch werden gar nicht in Österreich verkauft, sondern exportiert.

„Von 10 Cent kommt nur ein Cent beim Bauern an“, lautete eine Schlagzeile, als Anfang November der Lebensmitteleinzelhandel den Preis einiger Trinkmilchprodukte anhob. Warum diese Rechnung so nicht aufgeht und der Bauer je nach aktuellem Erzeugerpreis um die 30 Cent für einen Liter konventioneller Milch bekommt, hat mehrere Gründe:

  • Der Preis für Milch im Regal ist nicht nur der Erzeugermilchpreis – jener Betrag, den der Bauer bekommt. Auch die Molkerei, die die Milch verarbeitet und verpackt, und der Lebensmitteleinzelhandel, der sie verkauft, müssen zumindest ihre Kosten abdecken.
  • Österreichs größte Molkereien exportieren fast die Hälfte der Milch. Der europäische Milchpreis beeinflusst den österreichischen daher erheblich. 
  • Die Molkereien verarbeiten Milch zu vielen verschiedenen Milchprodukten wie Käse und Butter. Nur etwa zehn Prozent der Milch werden zu Trinkmilch verarbeitet, die in Österreich verkauft wird. Die Preiserhöhung von 10 Cent hat nur die Trinkmilch betroffen.

  • Von der Preiserhöhung von 10 Cent muss man den Aufschlag des Lebensmitteleinzelhandels und die Mehrwertsteuer wegrechnen, die in diesem Fall einen Cent ausmacht. Erst dann erhält man jenen Betrag, den die Molkereien erhalten und abzüglich eigener Aufwände an die Bauern weitergeben.
  • Die Molkereien erhöhten die Erzeugermilchpreise in den vergangenen Monaten nicht nur um einen, sondern insgesamt um mehrere Cent, wie Molkerei-Vertreter bestätigen.

 

Europäischer Markt hat erheblichen Einfluss

Vergleicht man die Entwicklung des österreichischen Erzeugermilchpreises in den vergangenen Jahren mit jener des deutschen, ergibt sich ein klares Bild. Die Preisentwicklung verlief in beiden Ländern parallel, von der Milchkrise 2009 bis zum kurzfristigen Hoch Ende 2013 bis zur erneuten Krise im Frühjahr dieses Jahres. Durch den hohen Anteil an Grünland und Berggebieten ist es naheliegend, dass Österreich viel Milch produziert. Die großen Molkereien exportieren 40 bis 50 Prozent. 46 Prozent der in Österreich erzeugten Trinkmilch, mehr als die Hälfte des Käses und beinahe das gesamte Milchpulver gehen ins Ausland. Die österreichische Milchwirtschaft hängt am internationalen Markt. Die Voraussetzungen und Qualitätsanforderungen entlang der Wertschöpfungskette sind aber von Land zu Land verschieden. Nur in Österreich hat sich die Milchwirtschaft auf eine gentechnikfreie Fütterung geeinigt. Neun von zehn Litern Milch kommen aus Benachteiligtem Gebiet und Berggebieten. Ein heimischer Milchbauer hat im Schnitt 18 Milchkühe, ein deutscher über 50. Auch Faktoren, die nicht nur die Milch betreffen, spielen eine Rolle, etwa die höheren Lohnnebenkosten, Steuern und Abgaben der Molkereien.

 

Links

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Kurzinfo Land schafft Leben

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