Klimawandel erschwert österreichische Kartoffelernte

16.09.2022

Bis dato ist die Kartoffel ganzjährig aus heimischem Anbau verfügbar. Doch das könnte sich ändern, denn die Klimaerwärmung und der Drahtwurm trüben die Ernteaussichten.

Kartoffeln werden in fast allen Gebieten der Erde angebaut – rund 5.000 essbare Sorten des hoch anpassungsfähigen Gemüses sind derzeit bekannt. Doch klimatische Veränderungen machen der Knolle zu schaffen. Im Hauptanbaugebiet Weinviertel forderten heuer Hitze und lange Trockenperioden im Sommer sowie verspätete Niederschläge Ende August die Widerstandsfähigkeit der Pflanze zunehmend heraus und wirken sich negativ auf die Ernteerträge bei den Lagerkartoffeln aus.

Durch die Trockenheit macht der Drahtwurm Kartoffelbäuerinnen und Kartoffelbauern zusätzlich zu schaffen: In Jahren mit geringen Niederschlägen tritt das Insekt als Kartoffelschädling verstärkt auf. Befallene Knollen werden für den Handel unbrauchbar, denn der Drahtwurm hinterlässt nicht nur Löcher und Gänge, sondern auch seine Exkremente in der Kartoffel. Immer mehr Betriebe, deren Ernte derzeit in vollem Gange ist, berichten von Verlusten zwischen 40 und 50 Prozent. Einzelne Kartoffelbäuerinnen und Kartoffelbauern beziffern die Höhe der Verluste durch Drahtwurmbefall auf bis zu 80 Prozent.

Jährlich essen wir in Österreich ganze 55 Kilogramm Kartoffeln pro Kopf und können uns in Österreich zu 90 Prozent selbst mit dem Gemüse versorgen. Laut Lorenz Mayr, selbst Kartoffelbauer und Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, wird das mit der heurigen Ernte kaum möglich sein: „Wir werden die Lager heuer aller Voraussicht nach nicht vollbekommen. Das bedeutet, dass die heimischen Kartoffeln den Bedarf bis zur Heurigenernte im kommenden Mai nicht ausreichend decken werden.“

Klimafolge Drahtwurmbefall

Findet sie in der Erde nicht genug Wasser, frisst sich die Larve des Schnellkäfers auf der Suche nach Flüssigkeit in die wasserreiche Kartoffel. Schon wenn sie nur leicht angestochen wird, lässt sie sich nicht mehr als Speisekartoffel verkaufen. Eine vorbeugende Bekämpfung von Drahtwürmern ist nur bedingt möglich. Der Drahtwurm hat kaum natürliche Feinde und lässt sich auch mit Bodenbearbeitung und Fruchtfolge-Maßnahmen nicht zufriedenstellend eindämmen. Gut wirksame Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung des Schädlings werden seit einigen Jahren wegen inzwischen nicht mehr zugelassener Inhaltsstoffe nicht mehr angeboten.

Hannes Royer, Obmann von Land schafft Leben: „Wir haben in Österreich das Privileg, eine Vielzahl hochwertiger Lebensmittel zur Verfügung zu haben. Dass das alles andere als selbstverständlich ist, führt uns der Klimawandel mit heftigen Ernteausfällen gerade deutlich vor Augen. Die Kartoffel ist davon längst nicht als einzige betroffen. Einmal mehr sollten wir uns also bewusst machen, wie wertvoll Lebensmittel eigentlich sind und wie viele Handgriffe notwendig sind, bis wir sie in unseren Einkaufswagen legen können.“

Der Drahtwurm hat schon 2018 vor allem im Hauptanbaugebiet Weinviertel zu dramatischen Ernteeinbußen geführt. 25 Prozent der Ernte konnten nicht als Speiseware vermarktet werden und gingen unter hohen Preisabschlägen in die Stärkefabrik oder wurden über Biogasanlagen entsorgt. Mit dieser Menge von zirka 112.500 Tonnen hätte man etwa ein Viertel der österreichischen Bevölkerung ein Jahr lang versorgen können.

 

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