Kälbertransporte: Schrittweise Verbesserungen im Jahr 2021 in Sicht
14.01.2021
Etwa ein Jahr sind die Aufdeckungen der Kälbertransporte von Österreich bis in den Libanon her. Durch Corona steigt das Bewusstsein für regionale Lebensmittel, der neue Tierwohl-Pakt soll unter anderem die inländische Kalbfleisch-Produktion stärken und eine aktuelle Auslegung des Gesetzes zum Tiertransport verkürzt die Fahrtdauer am Stück. Der Verein Land schafft Leben informiert über aktuelle Entwicklungen und fordert eine verpflichtende Kennzeichnung der Herkunft bei Lebensmitteln.
Das Werte-Bewusstsein für österreichische Lebensmittel in der Bevölkerung steigt. Das lässt sich aus einer Studie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) herauslesen, die im Sommer nach Ausbruch von Corona veröffentlicht wurde. In dieser bewerten Österreicherinnen und Österreicher heimische Lebensmittel als krisensicherer und umweltfreundlicher. Diese neuen Werte sind eine Chance für eine Reduktion der Kälbertransporte ins Ausland. Denn Österreich transportiert pro Jahr fast 50.000 Kälber ins Ausland, während über 100.000 Kälber – vor allem aus den Niederlanden – in Form von Kalbfleisch importiert werden. Würde Österreich mehr Kälber im Inland mästen und verkaufen, könnten Kälbertransporte zu einem großen Teil verhindert werden. Hannes Royer, Obmann des Vereins Land schafft Leben, fordert daher eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung:
„Gerade jetzt zu Zeiten von Corona sehen wir: Die Menschen wollen österreichische Lebensmittel. Doch macht man es ihnen unnötig schwer, diese zu erkennen. Sobald die Gastronomie wieder aufmacht, bekommen die Leute weiterhin ein anonymes Kalbschnitzel aufgetischt. Sie können nur raten, wo und wie es produziert wurde. Wir leben im Jahr 2021: Mittlerweile sollte Transparenz in Form einer verpflichtenden Herkunftskennzeichnung selbstverständlich sein.“
Pakt für mehr Tierwohl soll inländische Kalbfleisch-Produktion stärken
Derzeit deckt Österreich seinen Bedarf an Kalbfleisch laut Branchen-Schätzungen nur zu etwa einem Drittel selbst ab. Genügend heimische Kälber gäbe es zwar, doch ist das Kalbfleisch aus dem Ausland billiger. Der Tierwohl-Pakt der Regierung schafft daher Anreize für Bäuerinnen und Bauern mehr Kälber im Inland zu mästen. Außerdem sollen neue Vermarktungsstrategien helfen, das Bewusstsein für heimisches Kalbfleisch zu stärken. Konkret soll die österreichische Produktlinie „Kalb rosé“ in das AMA-Gütesiegel aufgenommen werden und so stärker wahrgenommen werden. Hannes Royer sieht darüber hinaus Aufholbedarf in der Bewusstseinsbildung zum Thema der Farbe von Kalbfleisch:
„Fleisch von gesunden Kälbern sollte rosa und nicht weiß sein. Das ist bei vielen Menschen noch nicht angekommen. Provokant gesagt: Immer, wenn Kalbfleisch weiß ist, wurde das Kalb nicht artgerecht gehalten und hatte einen massiven Eisenmangel. Es ist also das Beste, heimisches rosa Kalbfleisch zu kaufen.“
Aktuelle Entwicklungen im Kälbertransport
Im Kälbertransport gab es bislang immer wieder Unklarheiten, wenn es um die erlaubte Beförderungsdauer ging. Diese legten Tierschutzorganisationen anders aus als Tiertransport-Unternehmen oder Rinderzuchtverbände. Eine Stellungnahme der EU aus dem zweiten Halbjahr 2020 bringt nun Klarheit. Die neue Auslegung des Begriffes „Beförderung“ führt zu einer etwas kürzeren Fahrtdauer für die Tiere am Stück, da die Be- und Entladung der Tiere nun in die Beförderungsdauer eingerechnet werden müssen. Mehr spannende Informationen rund um Kälbertransporte sind auf der Webseite des Vereins zu finden: https://www.landschafftleben.at/hintergruende/kalbertransport
Weiterführende Links für Ihre Recherche:
- Pressebilder
- Studie der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU zu Motiven für den Kauf heimischer Lebensmittel und zur Bedeutung der Landwirtschaft in Österreich
- Podcast „Wer nichts weiß, muss alles essen“ mit Elisabeth Köstinger und Christian Dürnberger zum Thema Tierwohl
Für Rückfragen oder ein Interview stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung!
Carmen Brüggler, Kommunikation
Land schafft Leben
Erzherzog-Johann-Straße 248b, 8970 Schladming
T: +43 3687 24 008-306
Kurzinfo Land schafft Leben
Land schafft Leben ist österreichischen Lebensmitteln auf der Spur. Der unabhängige und unpolitische Verein wurde 2014 in Schladming von Bergbauer Hannes Royer gemeinsam mit seinen langjährigen Weggefährten Maria Fanninger und Mario Hütter gegründet und verfolgt das Ziel, Bewusstsein für in Österreich produzierte Lebensmittel zu schaffen. Land schafft Leben steht Konsumenten und Medienvertretern mit umfassenden Informationen und als erster Ansprechpartner rund um österreichische Lebensmittel zur Verfügung. Über die aufklärende Webseite www.landschafftleben.at, Facebook, WhatsApp, YouTube, Newsletter, Blog, durch Vorträge sowie Medien- und Pressekooperationen bekommen Konsumenten realistische Bilder und objektive Informationen rund um die Produktion heimischer Lebensmittel und deren Wirkung auf unseren Körper. Land schafft Leben greift auf umfangreiches Wissen von Experten aus Landwirtschaft, Wissenschaft und Forschung zurück und zeigt transparent und ohne zu werten den Weg vom Bauern über die Verarbeitung bis hin zum fertigen Produkt. Das 14-köpfige Team gibt hilfreiche Tipps, beleuchtet die österreichischen Lebensmittel auch in Bezug auf Gesundheit und Ernährung und thematisiert zusätzlich brisante Aspekte wie beispielsweise Lebensmittelkennzeichnung, Gentechnik oder Glyphosat. Land schafft Leben wird unterstützt von 62 Förderern, darunter Verarbeiter, Erzeugergemeinschaften und Vertreter des Lebensmittelhandels, sowie von privaten Spendern und gemeinnützig engagierten Personen.