Importierte Erdbeeren: Warum warten wir nicht auf die Saison?
10.05.2023
Die Ernte heimischer Freilanderdbeeren startet in der Regel mit Juni, doch die meisten Erdbeeren werden außerhalb der Saison verkauft. Woher stammen sie und unter welchen Bedingungen werden sie produziert? Der Verein Land schafft Leben hat nachgeforscht.
Jährlich lassen wir uns in Österreich pro Kopf 3,5 Kilogramm Erdbeeren schmecken. Schon im Mai wird hierzulande vereinzelt im Folientunnel geerntet. Die Ernte des „Beerenanteils“ der jährlich 14.000 Tonnen österreichischer Erdbeeren im Freiland beginnt jedoch erst mit Juni. Dennoch sind Erdbeeren auch außerhalb der heimischen Saison verfügbar. Sie kommen unter anderem aus Südspanien, wo der hohe Wasserbedarf für den Anbau ein großes, vor allem für Zugvögel wichtiges Feuchtgebiet auszutrocknen droht.
Erdbeeranbau auf Kosten von Nationalparkregion
So führten die Folgen des Erdbeeranbaus unweit des Doñana-Nationalparks unlängst zu breiter medialer Berichterstattung: Da für die Bewässerung der Felder Grundwasser abgepumpt wird, droht das artenreiche Feuchtgebiet auszutrocknen.
Maria Fanninger, Mitbegründerin des Vereins Land schafft Leben: „Das Wissen darum, wann etwas Saison hat, geht zunehmend verloren und importierte Erdbeeren, die schon im April in den Regalen liegen, werden nicht selten als heimische Ernte wahrgenommen. Abgesehen davon wissen die Konsumentinnen und Konsumenten oft gar nicht, wie Lebensmittel produziert werden und welche Folgen ihr Wunsch nach dauerhafter Verfügbarkeit für die Umwelt mit sich bringen kann.“
Regionale Ernte punktet geschmacklich, sozial und in Umweltfragen
Nicht nur Wasserknappheit, auch lange Transportwege und unter Umständen mangelhafte Arbeitsbedingungen für die Erntehelferinnen und Erntehelfer können bei importierten Erdbeeren einen „bitteren Beigeschmack“ hinterlassen. Die mitunter grün geernteten und erst während dem Transport nachreifenden Erdbeeren können zusätzlich geschmackliche Einbußen aufweisen.
Heimische Freilanderdbeeren hingegen haben eine vergleichsweise gute Umweltbilanz. Sie werden vorwiegend in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark angebaut. Bei Anbau und Ernte gelten die österreichischen Arbeits- und Sozialstandards und die Produktion ist vergleichsweise ressourcenschonend. Sie sind im Juni und Juli erntereif und dank kurzer Transportwege unmittelbar nach der Ernte in den Regalen verfügbar.
Maria Fanninger ergänzt: „Die größten Mengen an Erdbeeren werden dann verkauft, wenn sie in Österreich noch nicht einmal Saison haben: im April und Mai. Muss das wirklich sein? Wenn man sich der ökologischen Auswirkungen dessen bewusst ist, dann wartet man glaube ich gerne noch ein, zwei Monate länger – und wird schon im Juni mit einer reichen heimischen Erdbeerernte und all ihren Vorteilen belohnt."