Ein gut gehütetes Geheimnis: Was ist drin im Krapfen?
15.02.2023
Sie sind in der Faschingszeit wortwörtlich in aller Munde: Krapfen. Die Zutaten des süßen Fettgebäcks „Hergestellt in Österreich“ haben ihren Ursprung jedoch nicht zwingend hierzulande. Der Verein Land schafft Leben klärt auf.
Faschingskrapfen lassen Naschkatzen vor der Fastenzeit noch einmal köstlich „sündigen“. Zu ihren Hauptzutaten gehören Mehl, Eier und Zucker. Deren Herkunft muss jedoch nicht gekennzeichnet werden, denn das Gebäck gilt als verarbeitetes Lebensmittel. Ein Mangel an Transparenz, der es Verbraucherinnen und Verbrauchern schwer macht, bewusste Kaufentscheidungen zu treffen, so Maria Fanninger vom Verein Land schafft Leben:
„Bei Lebensmitteln wie frischen Eiern ist auf den ersten Blick sichtbar, woher sie stammen. Haben sie jedoch ein verarbeitetes Produkt vor sich, tappen Konsumentinnen und Konsumenten oft im Dunkeln, sobald es um die Herkunft der Zutaten geht. Nur weil „Hergestellt in Österreich“ draufsteht, heißt das nicht, dass die Zutaten automatisch aus Österreich kommen. Es zahlt sich also aus, die Verpackung umzudrehen und einen genauen Blick draufzuwerfen, ob die Herkunft angegeben wird.“
Eier: eine Frage der Haltung
Der klassische Faschingskrapfen enthält Eier. Kommen diese aus Österreich, stammen sie von Legehennen, die in Bodenhaltung, Freilandhaltung oder biologischer Haltung leben. Ihre Schnäbel wurden nicht gekürzt, zudem ist für heimische Hühner jegliche Art der Käfighaltung verboten. Die Haltung von Legehennen in Österreich unterscheidet sich hier deutlich von den weltweit üblichen Haltungsbedingungen: Global stammen rund 90 Prozent der Eier aus Käfighaltung. Die Chance, dass ein verarbeitetes Produkt importierte, meist günstigere Eier aus Käfighaltung enthält, ist somit groß.
Gebäck aus Mehl und Zucker
Stammt das im Krapfen enthaltene Mehl aus Österreich, handelt es sich wahrscheinlich um Weizenmehl. Weichweizen macht mit 76 Prozent den Großteil des hierzulande vermahlenen Mehls aus. Enthält der Krapfen österreichischen Zucker, wird dieser aus Zuckerrüben gewonnen. Mit den in Österreich angebauten Mengen könnte man theoretisch den gesamten Zuckerbedarf der heimischen Bevölkerung decken. Praktisch exportieren wir jedoch einen Teil unseres Zuckers und importieren noch mehr, als wir erzeugen – den importierten Zucker finden wir meist in verarbeiteten Lebensmitteln wieder.
Herkunft unbekannt
Dazu gehört auch der Krapfen, denn bereits ein Verarbeitungsschritt genügt, um ein Lebensmittel von der Kennzeichnungspflicht auszunehmen – zum Beispiel das Waschen von Salat oder das Schneiden von Gemüse. Selbst die freiwillige Angabe „Hergestellt in Österreich“ bedeutet nur, dass die Verarbeitung in Österreich erfolgt ist. Die verwendeten Rohstoffe müssen nicht aus Österreich kommen.
Stammt die Primärzutat – also jene Zutat, von der mengenmäßig über 50 Prozent enthalten sind oder die mit der Bezeichnung des Produkts in Verbindung gebracht wird – trotz Herstellung in Österreich nicht von hier, muss das gekennzeichnet werden. Beim „Marillenkrapfen“ wäre es zum Beispiel die Herkunft der Marillenmarmelade beziehungsweise der verarbeiteten Marillen, die laut Primärzutatenverordnung angegeben werden muss, wenn sie nicht mit dem Herstellungsort identisch ist. Bei Krapfen, deren Verpackung keine Hinweise auf den Herstellungsort gibt, bleibt auch die Herkunft der verwendeten Zutaten mitunter ein gut gehütetes Geheimnis.